Zitat
Was total komisch war... Nach dem Tod meines Vaters habe ich ihn noch 2x innerhalb eines Monats gesehen. Einmal stand er im Garten und dann im Schlafzimmer. Aber nicht mehr krank und abgemagert sondern kräftig und gesund. Mag sein, das mir die Nerven einen Streich gespielt haben aber ich weiß was ich gesehen habe und das war sehr tröstlich für mich.
Sowas kenne ich so gut und genau das sind Momente, die mir das Gefühl geben, dass es irgendwie noch "etwas" geben muss.
Ich hatte vor zwei Jahren einen Traum, in dem meine Oma von uns ging. Sie hatte Krebs, hat zwei Jahre gekämpft und hat dermaßen gelitten, dass sie am Ende nicht mehr sie selbst war. In meinem Traum schritt sie mit mir aus einem Wohnzimmer über die Türschwelle auf eine Terasse, die wunderschön von bunten Blumen, Sträuchern und einem Apfelbaum umgeben war. Es war so warm und so hell dort, dass mich die Sonne geblendet hat. Dieses Bild kann ich heute noch bis ins kleinste Detail zurückverfolgen, weil es damals so intensiv war. Das Gefühl dort zu sein, war unfassbar schön und überwältigend, dass ich weinen musste. Meine Oma strahlte, sie war nicht mehr krank, nicht mehr zerbrechlich, sondern sie war die, die sie bis zu ihrem Krebs gewesen ist.
Auf der Terasse saß an einem Tisch ihre Tante, die zwei Jahre vorher gestorben war und die wohl wichtigste Person im Leben meiner Oma war. Am Tisch stand noch ein zweiter Stuhl, der war leer. Sie lächelte und streckte die Hand nach meiner Oma aus, und sagte, dass sie zu ihr kommen könnte, und dass es Zeit sei. Meine Oma hat mir noch einen Blick zugeworfen, aber ich wusste, dass sie gehen wollte und so habe ich sie gehen lassen. Kein Wunder, hab ich noch gedacht, wer kann so einem überwältigenden Gefühl nach so viel Leid schon widerstehen.
Als ich aufwachte, habe ich ohne Ende geheult. Aber nicht aus Traurigkeit, sondern ich war irgendwie erleichtert, dass es so schön sein kann, zu sterben. Ich bin am nächsten Tag zu meiner Mum gegangen und habe ihr mit vollster Überzeugung gesagt, dass Oma sterben wird.
Dann kam der Anruf von meinem Opa. Sie hat den Kampf gegen dem Krebs verloren. Ihre letzten Worte waren gewesen, dass sie nun endlich zu ihrer Tante möchte.....
Für mich war auch dieser Traum nur metaphorisch, aber bei der Beerdigung hat es mir total geholfen, zu wissen, dass es an diesem "Ort" unfassbar schön ist. Ich habe noch nie ein so überwältigendes Gefühl verspürt, wie in dieser Nacht.
Solche Situationen gab es in meinem Leben öfter. Als ich 16 war musste ich mit ansehen, wie mein Babysitterkind - völlig gesund - eines Morgens beim Frühstück, auf tragische Weise starb. Es war kurz vor ihrem 4. Geburtstag, sie war so ein Kind, das pausenlos plapperte. So auch an diesem morgen, und als sie zwischen ihrem ganzen Gerede mal Luft holen wollte, verschluckte sie sich an ihrer Hustentablette. Sie erstickte daran. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas Schrecklicheres erlebt. Spätestens da habe ich den Glauben an Gott verloren. Ich verspüre bis heute eine grenzenlose Wut, wie soetwas passieren durfte. Gott wäre grausam, wenn er sich das mit angesehen hätte.
Aber irgendetwas scheint es doch zu geben, denn ein paar Wochen nach ihrem Tod erzählte mir ihr Bruder vollster Überzeugung, dass er sie heute Nacht an die Hand genommen und die Treppe "hoch" geführt hat. Da Frage ich mich: Woher zum Teufel kann ein Fünfjähriger soetwas wissen??? Das kann sich doch kein Kind einfach so ausdenken, denn in dem Alter versteht man die Metaphorik dahinter nicht.
Ich weiß es nicht, ich kann es mir nicht erklären. Aber es ist irgendwie ein beruhigendes Gefühl. Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das hier so preisgebe. Aber es tat irgendwie gut, mir das mal vn der Seele zu schreiben.