Beiträge von Lucy_Lou

    Ich sehe es genau wie Sascha.

    Um die Welt kennen zu lernen, muss der Welpe sich nicht eine definierte Strecke vorwärts bewegen. Soll er z.B. die Innenstadt kennen lernen, beginnen wir in der Innenstadt und staunen und kennen lernen ist angesagt. Der Welpe lernt unheimlich viel, auch wenn er sich dort keinen Meter vorwärts bewegt. Will ich, dass er einen Waldbach kennen lernt, starten wir an einem Waldbach. Dann wird der erkundet und dort gespielt. Will ich, dass er sich an Straßenverkehr gewöhnt, halten wir uns z.B. auf einer Wiese neben einer Straße auf.

    Ansonsten, wie Corinna sagt, die Zeit wird es richten. Irgendwann werden ihm die Spaziergänge kaum lang genug sein können und du hast eher mit dem Vorwärtsdrang des Hundes zu kämpfen :p

    Was interessiert deinen Hund denn? Hetzt er, schnüffelt er gerne, zerrt er gerne, buddelt er nach Mäusen, trägt er gerne Sachen durch die Gegend...?

    Eine Möglichkeit wäre, du baust darauf auf und bietest ihm entsprechende Auslastung, in die du Kommandos einbauen und festigen kannst.

    Vielleicht mag er sich auch fürs Clickern begeistern? Oder für den Futterdummy? Oder du fütterst nur noch gegen Leistung aus der Hand, nichts mehr aus dem Napf. Je nach Hund sind auch Denk- oder/und Geschicklichkeitsaufgaben toll, um die Zusammenarbeit, das Achten aufeinander zu fördern. Vielleicht Futter-Auspackspiele? Oder die Reizangel? Ich würde zusehen, dass der Hund dich viel interessanter findet!

    Der Aussie gehört mit zu den Rassen, auf die ich getippt hätte, beim Lesen deines Textes :^^: .

    Ein Aussie ist ja eher Allround-Farmhund, als Hütehund, und war unter anderem ursprünglich auch fürs Wachen zuständig. Vor allem ist er auch ein Hund, der durchaus auch selbständig arbeiten und Entscheidungen treffen soll. Was ihn ebenfalls auszeichnet, ist seine große Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen und eine sehr niedrige Reizschwelle. Ein Aussie hat sehr feine Antennen, beobachtet seine Umwelt sehr genau. Hat er den Eindruck, es kümmert sich sonst niemand kompetent um Dinge, die er für wichtig hält, übernimmt er diese Aufgabe mit Freuden. Man sollte als Aussie-Besitzer sehr souverän und ruhig und selbstbewusst agieren.

    In deinem Text sind mir verschiedene Sachen aufgefallen: Wie ich schrieb, ein Aussie beobachtet genau und meldet Ungewöhnliches gerne. Und dann schaut er sehr genau, wie das "zu Meldende" reagiert und wie sein "zu Beschützendes" reagiert. Hat er die Autos von Anfang an verbellt? Hat er Spaziergänger von Anfang als erster in Augenschein genommen/angesprungen? Ich möchte keinesfalls darauf hinaus, dass dein Hund die Rudelherrschaft übernehmen will oder ähnliches. Ich denke, er hat einfach nur gemerkt, dieser Aufgabenbereich ist noch frei, also hat er ihn im Dienst des Rudels übenommen... Und jetzt ist er älter, sein Wachtrieb prägt sich aus, also meldet er ernsthafter. Er wird keinerlei Verständnis dafür haben oder Sinn darin sehen, wenn du jetzt versuchst, ihn davon abzuhalten...

    Wie sieht es denn in belebterer Umgebung aus, in einem belebten Park oder in einer Fußgängerzone? Zieht er aufgeregt hin und her, weiß nicht, worauf er zuerst achten soll? Hält er Rücksprache mit dir, sucht er Blickkontakt mit dir?

    Wie sieht es im Büro aus? Durfte er immer fröhlich begrüßen, wer immer das Büro betrat? Oder Zuhause: war er immer mit als erstes an der Tür, wenn es geklingelt hat?

    Wie beschäftigt ihr euch auf Spaziergängen? Gibt es irgendein Kommando, auf das er relativ zuverlässig hört? Habt ihr es mal mit einer Schleppleine versucht?

    Vielleicht gehen meine Überlegungen ja auch in die völlig falsche Richtung?!

    Was mir jedenfalls an Tipps einfällt:

    versucht es mal mit Abschalt-Übungen. Geht in einen Park, sucht euch eine etwas abseits liegende Bank und macht nichts. So lange, bis der Hund völlig entspannt dort liegt und nicht mehr versucht, permanent die Umgebung im Auge zu behalten, falls etwas auftaucht.

    dann solltet ihr versuchen zu vermitteln, dass es nicht seine Aufgabe ist, für die Sicherheit zu sorgen. Z.B. sollte der Hund keinesfalls mehr mit zur Tür kommen dürfen, wenn es klingelt und auch im Büro eine möglichst ruhige Ecke haben, von der aus er möglichst wenig mitbekommt. Bei meinem Aussie ist mir, ungefähr in dem Alter von deinem jetzt, aufgefallen, dass er bei bestimmten Weggabelungen, wo wie häufiger mal auf Menschen treffen, vor gerannt ist und geschaut hat, was da kommt. Er hat nicht gebellt, aber ich wollte ihm trotzdem vermitteln, ich kümmer mich. Also habe ich ihn eine Zeit lang an jeder unübersichtlichen Stelle und vor jeder Weggabelung absitzen lassen, bin vor gegangen und habe dann vermeldet, dass alles in Ordnung ist und er nach kommen kann.
    Wobei ich ihm das melden an sich nicht verbiete, ich denke, das wird auch eher schwierig. Was ich z.B. gemacht habe: wenn er nachts gemeldet hat (hat er in eben diesem Alter auch des öfteren mal), bin ich jedes mal aufgestanden, ohne ihn (!!!) in den Flur oder vor die Tür gegangen, dann wieder ins Schlafzimmer, habe ihm gesagt "Alles ok" und ihn dann nicht weiter beachtet. Hat sehr schnell gewirkt. Er meldet nur noch sehr ungewöhnliches und auch nur noch durch wuffen, zum aufmerksam machen, schaut dann, wie ich reagiere. Ähnlich draußen, wenn z.B. was totaaal Seltsames auf dem Weg rum stand. Ich habe ihn absitzen lassen, bin schauen gegangen, habe ihm mitgeteilt, das alles in Ordnung ist. Bei meiner Hündin, die aus purer Unsicherheit ab und an ängstlich reagiert hat, bin ich anders vorgegangen. Bei Grisu jedoch hat es so am besten gewirkt. Er scheint einfach das Gefühl zu brauchen, ok, da nimmt jemand was-auch-immer ernst und untersucht/bewertet es und kümmert sich kompetent darum.

    Was ich auch enorm hilfreich finde, ist ein Kommando dafür, dass mein Hund hinter mir läuft. Bei meiner Hündin ist es recht schnurz, sie nimmt es als Kommando wie jedes andere. Aber bei Grisu habe ich den Eindruck, er registriert sehr stark, dass ich mich damit zwischen ihm und könnte-ein-Feind-sein befinde. Er beobachtet mich dann zwar sehr genau, aber wenn ich mich gut anstelle, zumindest nicht mehr "den Feind" :p
    Das Kommando muss langsam aufgebaut werden und die Ablenkung langsam gesteigert werden. Trotzdem muss es gelten. Es gibt Ärger, wenn es übertreten wird.
    Ich denke, einfacher ist ein sicheres Platz aufzubauen. Hier gilt ansonsten das gleiche. Man sollte Ablenkungen zum üben suchen, nicht gleich mit dem Extremfall beginnen. Erstmal nur, wenn z.B. Bekannte entgegen kommen oder irgendwas, wo der Hund zwar interessiert schauen möchte, aber nicht austickt. Wenn es sitzt, kann man den Hund abliegen lassen und z.B. Passanten nach dem Weg/nach der Uhrzeit fragen. Dein Hund, der Kontakt ist freundlich und alles ist ok.

    Was ich auch wichtig finde, ist ruhige, konzentrierte Zusammenarbeit des Hundes mit dir. Da könnte ich jetzt auch halbe Romane schreiben, aber ich denke, der Text ist so schon lang genug... Longieren, Ralley-Obedience, Spiele, die das Körperbewusstsein fördern und heraus fordern, Nasen-Suchspiele Denkspiele, Zielobjektsuche... Was machst du denn bisher mit ihm?

    Ja, erzähl noch ein wenig :^^: . So kann man nur raten

    Wirkt dein Hund unsicher? Oder wirkte er am Anfang vor 10 Wochen unsicher, jetzt nicht mehr? Was ist es denn für eine Rasse? Jagt er die Menschen auch? Würde er sie stellen? Reagiert er an der Leine anders als ohne? Wie oft begegnet ihr denn Menschen uf Spaziergängen? was genau tust du, wenn er bellt Und wie reagiert dein Hund dann darauf?

    Vielleicht bellt er, weil er sonst nicht zu tun hat. Oder, weil er unsicher ist. Oder, weil er Wachtrieb hat und denkt, er nützt dem Rudel. Oder, weil er Wachtrieb hat und denkt, es kümmert sich ja sonst keiner ums melden und darum, Fremde einzuschätzen.

    Lösungsansätze würde ich passend zu dem Grund des Bellens versuchen zu finden.

    vom ablenken halte ich persönlich in der Situation nicht viel. Je nach Grund des Bellens würde ich mit strengem Abbruchsignal und Aufbau eines Alternativverhaltens arbeiten. Oder dem Hund demonstrieren, ich habe alles im Griff: auf dem Spaziergang z.B. Hund per Kommando hinter mir gehen oder abliegen lassen und den Menschen anquatschen. Oder sobald ein Mensch auftaucht clickern oder jubeln: schau, super ein Mensch (klar, die Worte sind egal, aber so sollte es beim Hund ankommen).

    Meine Hündin Lucy hat kaum Interesse an fremden Artgenossen und ist allgemein eher unsicher ihnen gegenüber. Bei ihr hängt ihre "Verträglichkeit" sehr davon ab, ob sie meint, sich selbst "wehren" zu müssen oder nicht. Würde ich sie angeleint in einer Situation, in der sie unsicher ist, einfach ausliefern, das kann nur schief gehen :schockiert: .

    Was wir aber erreicht haben: Sie läuft völlig entspannt an allen angeleinten Hunden vorbei und auch an allen unangeleinten, wenn diese ihr nicht zu sehr auf die Pelle rücken. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie selbst angeleint ist oder nicht. Ich habe auch einiges durch und auch immer wieder nach dem Motto gehandelt: es muss ihr doch irgendwann auffallen, dass andere Hunde klasse sind, also mal ran an den Kontakt...

    Es wurde jedesmal kontinuierlich schlechter, wenn sie selbst die Initiative übernehmen musste, selbst entscheiden musste... Je mehr Sicherheit und Anleitung ich ihr gebe, umso ruhiger wird sie. Entsprechende Tipps zur Handhabung kamen ja schon hier. Und seit diese Basis besteht und ich keinerlei Experimente mehr mache, ist es auch nicht mehr tragisch, wenn doch mal andere Hunde direkt an sie dran kommen. Aber auch da geht je nach Hundetyp bei uns ohne Anleitung kaum was, damit sie entspannt bleibt.

    Sicherlich ist da jeder Hund anders. Ich will euch auch nicht absprechen, dass ihr es schaffen könnt, dass euer Hund mit fremden Hunden verträglich wird. Aber Sicherheit geben, damit euer Hund euch und euerm Urteil vertraut, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

    Einen "Test" mit Maulkorb würde ich nicht schlecht finden, damit ihr sie was besser einschätzen lernt im Freilauf. Allerdings nur mit Hunden, bei denen sicher ist, dass sie absoult souverän und keinesfalls aggressiv reagieren. Ich würde das auf keinen Fall mit unbekannten Hunden auf irgendeiner Hundewiese machen, das kann auch ganz stark nach hinten los gehen!

    Ich wollte auch noch etwas zu deinem Einwand sagen, dass es helfen könnte, sehr streng zu werden. Auch eine strenge/viel auf Strafe aufbauende Erziehung kann, je nach Hundetyp, eine fröhliche und gut hörende, sich auf seinen Menschen verlassende Hundepersönlichkeit hervor bringen. Ganz wichtig hierbei ist aber unter anderem, dass der Hund immer nachvollziehen kann, wofür er gestraft wird und vor allem auch, was das positive Alternativverhalten ist. Er muss wissen, was seine Alternativen sind. Und das sehe ich nicht gegeben, wenn ihr den Hund in der Situation alleine lasst, ihn zwingt selbst zu entscheiden, dann straft für seine Entscheidung und er weiß immer noch nicht, was er denn hätte besser machen können.

    Zitat

    Wichtig finde ich, das sie die Katzen hier azeptiert undnicht jagt (hihi, die lassen sich eigentlich nicht jagen, die fauchen nur)

    Da sie eure Katzen jetzt nicht jagt und die Katzen auch nicht ängstlich flüchten, würde ich davon ausgehen, dass das auch so bleibt. Haustiergenossen zu akzeptieren ist für viele Hunde mit Jagdtrieb etwas völlig anderes, als draußen Wild zu begegnen...

    Impulskontrolle: wenn ihr Ballspiele macht oder Hetzspiele z.B. mit der Reizangel, gebt ihr das Kommando, wann es los geht und wann es endet. Z.B. Der Hund liegt im Platz, ihr bewegt die Reizangel vor ihm oder werft den Ball, er bleibt ruhig liegen, bis er auf Kommando los darf. Oder: man legt ihn beim hinterher rennen bzw. beim hetzen ins Platz. Es kommt sehr auf den Hund an, wie leicht er einem solche Übungen macht. Wenn es schwer fällt, ganz klein anfangen und die Anforderungen nur langsam steigern. Wenn ihr z.B. ein zuverlässiges Ablegen aufbauen wollt, könnt ihr auch "Statisten" einspannen, die locken, mit Spielzeug fuchteln, spielende Kinder... Ablenkung langsam steigern und üben, dass der ein bestimmtes Kommando auch bei starkem Reiz befolgt. Bei Hunden mit viel Jagdtrieb ist das, nach allem was ich bisher gehört habe, eher ein Platz, als ein Abruf.
    Was ich auch auf jeden Fall empfehlen würde: Hund an die Schleppleine machen (zur Sicherheit) und in möglichst wildreichem Gebiet spazieren gehen. So seht ihr, wie der Hund auf den Anblick von Wild reagiert. Ziel ist natürlich, dass er auch hier abrufbar ist oder sich ablegen lässt. In Parks tummeln sich in der Dämmerung gerne Kaninchen, das ist auch ein guter Ort zum üben. Wenn man mag, könnte man Vögel oder Mäuse jagen erlauben, aber auch hier ausschließlich auf Kommando und üben/prüfen, ob der Hund jederzeit abbricht, wenn man das möchte. Wichtig finde ich auch, dass der Hund lernt, einen gewissen Radius einzuhalten und keinesfalls im Unterholz zu verschwinden. Wenn er bislang tatsächlich auch draußen kaum Jagdtrieb zeigt (bei im Haus lebenden Kleintieren ist es oft was anderes), kann man gut von Anfang an einer entsprechende Verknüpfung üben. Z.B. ein Reh kommt in Sicht: bewegt der Hund sich einen Schritt drauf zu, kommt ein Abbruchkommando/Ärger, schenkt er dir dagegen Aufmerksamkeit, steigt eine riesen Party. Bei Hunden ohne extremen Jagdtrieb ist das durchaus wirkungsvoll. Je mehr solche Gelegenheiten zum üben ihr habt, umso besser.

    Auch würde ich schauen, wenn er Jagdtrieb hat, wo seine Interessen sind. Hetzen, Fährten folgen, Kleintiere oder eher Rehe und lernen, den Hund zu lesen. Wie sieht er aus, wenn er was bemerkt? Je eher man es bemerkt, umso größer die Chance, das Verhalten zu stoppen.
    Jagdersatzspiele, die den Jagdintentionen des Hundes angepasst sind, können auch dienen, Kommandos zu festigen.

    Ich beschäftige mich zusätzlich viel auf Spaziergängen mit meinen Hunden, belohne Blickkontakt und mache ansonsten alles so, wie oben beschrieben. Bei meinen Hunden mit nicht allzu extremem Jagdtrieb hat das gereicht :^^:

    Was ich noch gerne sagen möchte: ihr habt den Hund seit drei Tagen und er wurde vorher nicht gut behandelt. Viele Hunde sind die ersten Tage im neuen Heim auffallend lieb und unauffällig, sie haben ja noch keine Ahnung, wie das Zusammenleben jetzt funktioniert und welche Folgen ihr Verhalten haben kann. Ich denke, euer Hund wird noch sehr auftauen und dann auch austesten, was geht. Das würde ich nicht negativ sehen.
    Mein Tipp ist auf jeden Fall, wenn euer Hund sich eingelebt hat, mit Schleppleine in Wildreiches Gebiet zu gehen und schauen, wieviel Interesse am jagen er tatsächlich hat.

    Ich würde gerne noch mal auf diesen Punkt hinweisen:

    Zitat

    Ich ziehe den Hund übrigens erst weg, nachdem er den anderen Hund anfällt. Der Auslöser für das Anfallen bin ich nicht, da ich einfach nur abwarte, was passiert und sogar darauf achte, dass die Leine nicht stramm ist.

    im Zusammenhang mit dem:

    Zitat

    1. Maßnahme: Der Hund darf an der Leine keinen Kontakt zu anderen Hunden haben (an der Leine fühlen sich Hunde teilweise ausgeliefert und haben oft keine andere Wahl, als dann zum Selbstschutz zu knurren oder auch mal zu beißen!). Nimm den Hund auch immer auf die Seite, auf der der anderen Hund NICHT geht, so dass Du immer zwischen Deinem und dem Fremden Hund geht.
    Mache um angeleinte Hunde einen großen Bogen und lobe Deinen Hund, wenn er sich ruhig und brav verhält.
    Nicht an der leine zerren (Du hast ja geschrieben, Du ziehst ihn weg); das bedeutet für den Hund, dass Dir die Situation bzw. der fremde Hund auch nicht geheuer ist und Du machst dem Hund zugleich Stress!
    Bleibe ruhig und gelassen, kein ziehen und zerren, das ist ganz wichtig.

    und dem:

    Zitat

    Sie muss lernen, dass sie dir bei sowas vertrauen kann und dass ihr nichts schlimmes passiert, wenn ein anderer Hund auftaucht. Wenn du ihr unsicheres Verhalten auch noch bestrafst, wird sie weder Vertrauen zu dir aufbauen, noch ihre Aggressivität abbauen.

    Vielleicht fällt es dir selber auf. Was du machst, ist genau das Gegenteil von dem, wozu geraten wurde. Du lässt deine Hündin in dieser Situation völlig alleine, gibst keine Sicherheit, keine Anleitung, keine Alternative.

    Ich finde es teilweise etwas schwierig, dir zu folgen. Mag an mir liegen :p

    Gut, du gehst von der Grundhaltung des „Macht euch die Tiere Untertan aus“?! Dass dieser Punkt der westlichen Religion also unser Umgehen mit Tieren sehr stark prägt. Für mich klingt es ein wenig, nach der Frage, was war zuerst da: die Henne oder das Ei. Dass eine Kultur insgesamt sehr von der jeweiligen Religion geprägt ist, bestreite ich sicher nicht. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass eine Religion sich durchsetzt, wenn sie nicht auf dem beruht, was in den Menschen schon gegeben ist. Sie wächst/entsteht durch die jeweilige Kultur und das Denken, das zu dieser Zeit dort vor herrscht.
    Wie das von dir angesprochene „Tiere als Mittler“. Ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte konnten die Menschen sich sehr vieles nicht erklären. Man schaue sich mal die Vorstellungen zur Sonne an, zu den Jahreszeiten… Die Menschen waren der Natur ausgeliefert und damit beschäftigte sich auch Denken und ihre religiösen Bitten/Sorgen/Götter mit der Natur. Und viele Tiere sind ja in einigem besser angepasst als der Mensch, können Dinge, die der Mensch nicht kann, aber gerne können würde. Auch das ist ja heute noch unser Denken: Tiere sind der Natur näher als wir Menschen. So ist es leicht zu erklären, warum Tiere als Mittler angesehen wurden oder Götter halbe Tiergestalten waren. Das hat sich ja auch in einigen Religionen lange bewahrt. Die Flügel unserer Engel sind ja nun auch nicht wirklich menschlich… Tiere wurden somit mit bestimmten Fähigkeiten oder Gefühlen verbunden. Geopfert, verehrt, verachtet, je nach Tier und Religion.

    Aber die Menschen waren sicherlich nicht gerne der Natur ausgeliefert. Das Beherrschen der Natur, um sicherer, wärmer, bequemer Leben zu können war sicherlich von Anfang an Ziel und Antrieb. Je mehr der Mensch dazu fähig war und je mehr er „verstand“ umso weniger brauchte er das Tier als Mittler. Ich denke, das war ein guter Nährboden, für eine Religion, die das Tier als Untertan sieht. Eine Art Aufbruch in eine neue Welt, in der der Mensch herrscht und nicht mehr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Ich habe mal die interessante Theorie gelesen, dass Religionen sehr vom Klima geprägt wurden. In unserem Fall also eine Natur, die durch Jahreszeiten vorhersehbar/planbar war und dadurch auch leichter beherrschbar. In anderen Klimazonen sind Menschen, aber auch die Religion "fatalistischer".

    Ich muss zugeben, ich habe eigentlich kaum Ahnung von dem Thema. Bin weder ein religiöser, noch ein philosophischer Mensch. Ich finde das Thema aber sehr spannend. Auch die von dir angesprochene soziokulturelle Prägung. Auch den Zusammenhang zwischen Religion und dem Verhalten Tieren gegenüber. Wenn du da Links zur Vertiefung des Themas hast?

    Ich finde auch die Frage sehr spannend, wo die verschiedenen „Eigenschaften“ des Menschen ihren Ursprung nahmen. Ein Beispiel ist Gastfreundschaft/Fremdenhass. Man kann davon ausgehen, dass ein gesundes Misstrauen Fremden gegenüber sehr ratsam wurde, als die ersten Menschen anfingen sesshaft zu werden. Sie konnten Vorratsspeicher anlegen, mehr Vieh halten, mehr Werkzeuge und ähnliches anfertigen und lagern. Ein gefundenes Fressen für alle Nomaden, die hungrig zufällig über eine solche Siedlung stolperten. Im Gegensatz dazu die sprichwörtliche Gastfreundschaft von z.B. Bedouinen, die wenig zu verteidigen und horten hatten, sondern in Fremden eher willkommene Informationsquellen sahen, z.B. wohin es sich lohnt weiter zu ziehen.

    Na ja, das geht jetzt wirklich sehr vom Thema ab…

    Letztlich hatten die Menschen über Jahrtausende kaum die Ressourcen, Tiere zu Liebhaberzwecken durchzufüttern. Einige wenige Tierarten wurden sicher „heilig“ aus verschiedenen Gründen, aber letztlich hat der Mensch von Anfang an Tiere gehalten/gezähmt/toleriert, die ihm in irgendeiner Weise nutzen konnten. Auch dies sicher mit ein Anker des „macht euch die Tiere untertan“. Was hätte man auch sonst mit ihnen machen sollen? Sie nehmen Nahrung weg, können gefährlich werden… aber ein paar wenige kann man nutzen. Auch wir hier im Dogforum „nutzen“ Hunde. Als Seelentröster, als Freund, als Fitnesstrainer, als Hobby, das uns Spaß macht.

    In den meisten Gesellschaften ist sicherlich auch verankert, dass Tiere Fürsorge brauchen, Bedürfnisse haben, die schon alleine deshalb gestillt werden müssen, damit die Tiere uns nutzen können. Es hilft dem Tier sicherlich, wenn die Religion ihm eine „Seele“ zubilligt. In dem Punkt kann ich deine Theorie sehr gut nachvollziehen. Es muss in der Ethik einer Gesellschaft verankert sein, dass Tiere dem Menschen sehr ähnlich sind, bzw. auf einer Stufe mit ihm stehen.
    Hm, wie würde wohl eine Umfrage hier im Dogforum ausgehen, ob das Tier auf einer Stufe mit dem Menschen steht? Ob der Mensch mehr Wert ist? Auch das könnte man erklären. Z.B. damit, dass halt jeder versucht seine Gene durch zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pflegekind misshandelt wird ist tatsächlich höher, als die, dass es ein leibliches Kind betrifft… Neben diesen Genen/Trieben spielen natürlich auch die Gefühle eine große Rolle. Die Frage ist immer, wie ist die Wertschätzung? Wie eng fühlt man sich verbunden? Natürlich ist das auch von der Kultur und damit auch von der Religion abhängig. Ich sehe die Religion nur nicht als Dreh- und Angelpunkt. Ich denke, die Gründe liegen tiefer.


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    Primaten neigen nicht nur dazu laut zu werden wenn sie etwas "durchsetzen" wollen, sondern vorallem dazu zu, laut zu werden wenn sie Angst bekommen und Unsicher werden! ;)
    Wenn wir das ganze von der Seite betrachten wollen kann man Aggression und Wut als Schutzmechanismus des Körpers beschreiben.

    Ja, aber laut zu werden ist doch eine menschliche Taktik. Ein Meerschweinchen z.B. versucht nicht, durch Lautstärke Angst zu vertuschen, um vermeintliche Stärke zu demonstrieren...

    Zum Rest deines Textes: wie ich oben schon geschrieben habe, sehe ich die Religion eher als Folge der Umstände und des Mensch-seins an sich, weniger umgekehrt. Für mich ist die Religion eher Begleiterscheinung dessen, was den Menschen ausmacht. Seine Geschichte, in den frühen Ursprüngen. Die Fähigkeit, zu reflektieren, zu planen, aber dabei so wenig zu begreifen. Oft konnte man da wohl nicht anders, als es auf eine höhre Macht schieben... Ich denke auch, dass die Religion oft vorgeschoben wird. Ich habe mich schon häufiger gefragt, warum so viele Menschen das dringende Bedürfnis haben, an eine höhere Macht zu glauben... Ich denke, dass viele, die Kriege anzentteln oder Terror verbreiten, das genauso machen würden, wenn es keine Religion gäbe. Dann würden sie andere Gründe finden. Die Religion mobilisiert natürlich viele Menschen und ist ein gutes Mittel von Machthabern, ihr Tun zu rechtfertigen, oder sich selbst zu bereichern oder ihr Machtbedürfnis auszuleben... Warum die Religion, etwas, das nicht zu sehen, nicht mit dem Verstand zu begreifen zu begreifen ist, immer noch so einen großen Einfluss haben kann, ist mir persönlich nicht ganz begreiflich.

    Es ist wohl, wie du schreibst. Es ist Teil der Kultur und prägt einen damit auch massiv, wenn man nicht glaubt...

    Aber wie gesagt, die Frage der Religion interessiert mich eher als Begleiterscheinung. Ich finde viel spannender, wieso der Mensch überhaupt bestimmte Denk- und Handlungsstrukturen entwickelt hat.

    Was du mir über das Gehirn mitteilen willst, habe ich nicht so ganz verstanden. Natürlich ist das Gehirn sehr komplex und nicht starr, wobei natürlich das Repertoire dessen, was möglich ist, angeboren ist. Wieviel tatsächlich an konkreten Denk- und Handlungsweisen angeboren und was erlernt ist, ist sicherlich ein ausgesprochen spannendes Thema der Hirnforschung. Ich erinnere mich an einen Beitrag im Zusammenhang mit den olympischen Spielen und den Paralympics, wo untersucht wurde, welche Sieger- und Verliereposen angeboren sind. Es ist erstaunlich, wie wenig wir in bestimmten Dingen durch erleben und Kultur geprägt sind, sondern was tatsächlich angeboren.