Ich finde es teilweise etwas schwierig, dir zu folgen. Mag an mir liegen 
Gut, du gehst von der Grundhaltung des „Macht euch die Tiere Untertan aus“?! Dass dieser Punkt der westlichen Religion also unser Umgehen mit Tieren sehr stark prägt. Für mich klingt es ein wenig, nach der Frage, was war zuerst da: die Henne oder das Ei. Dass eine Kultur insgesamt sehr von der jeweiligen Religion geprägt ist, bestreite ich sicher nicht. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass eine Religion sich durchsetzt, wenn sie nicht auf dem beruht, was in den Menschen schon gegeben ist. Sie wächst/entsteht durch die jeweilige Kultur und das Denken, das zu dieser Zeit dort vor herrscht.
Wie das von dir angesprochene „Tiere als Mittler“. Ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte konnten die Menschen sich sehr vieles nicht erklären. Man schaue sich mal die Vorstellungen zur Sonne an, zu den Jahreszeiten… Die Menschen waren der Natur ausgeliefert und damit beschäftigte sich auch Denken und ihre religiösen Bitten/Sorgen/Götter mit der Natur. Und viele Tiere sind ja in einigem besser angepasst als der Mensch, können Dinge, die der Mensch nicht kann, aber gerne können würde. Auch das ist ja heute noch unser Denken: Tiere sind der Natur näher als wir Menschen. So ist es leicht zu erklären, warum Tiere als Mittler angesehen wurden oder Götter halbe Tiergestalten waren. Das hat sich ja auch in einigen Religionen lange bewahrt. Die Flügel unserer Engel sind ja nun auch nicht wirklich menschlich… Tiere wurden somit mit bestimmten Fähigkeiten oder Gefühlen verbunden. Geopfert, verehrt, verachtet, je nach Tier und Religion.
Aber die Menschen waren sicherlich nicht gerne der Natur ausgeliefert. Das Beherrschen der Natur, um sicherer, wärmer, bequemer Leben zu können war sicherlich von Anfang an Ziel und Antrieb. Je mehr der Mensch dazu fähig war und je mehr er „verstand“ umso weniger brauchte er das Tier als Mittler. Ich denke, das war ein guter Nährboden, für eine Religion, die das Tier als Untertan sieht. Eine Art Aufbruch in eine neue Welt, in der der Mensch herrscht und nicht mehr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Ich habe mal die interessante Theorie gelesen, dass Religionen sehr vom Klima geprägt wurden. In unserem Fall also eine Natur, die durch Jahreszeiten vorhersehbar/planbar war und dadurch auch leichter beherrschbar. In anderen Klimazonen sind Menschen, aber auch die Religion "fatalistischer".
Ich muss zugeben, ich habe eigentlich kaum Ahnung von dem Thema. Bin weder ein religiöser, noch ein philosophischer Mensch. Ich finde das Thema aber sehr spannend. Auch die von dir angesprochene soziokulturelle Prägung. Auch den Zusammenhang zwischen Religion und dem Verhalten Tieren gegenüber. Wenn du da Links zur Vertiefung des Themas hast?
Ich finde auch die Frage sehr spannend, wo die verschiedenen „Eigenschaften“ des Menschen ihren Ursprung nahmen. Ein Beispiel ist Gastfreundschaft/Fremdenhass. Man kann davon ausgehen, dass ein gesundes Misstrauen Fremden gegenüber sehr ratsam wurde, als die ersten Menschen anfingen sesshaft zu werden. Sie konnten Vorratsspeicher anlegen, mehr Vieh halten, mehr Werkzeuge und ähnliches anfertigen und lagern. Ein gefundenes Fressen für alle Nomaden, die hungrig zufällig über eine solche Siedlung stolperten. Im Gegensatz dazu die sprichwörtliche Gastfreundschaft von z.B. Bedouinen, die wenig zu verteidigen und horten hatten, sondern in Fremden eher willkommene Informationsquellen sahen, z.B. wohin es sich lohnt weiter zu ziehen.
Na ja, das geht jetzt wirklich sehr vom Thema ab…
Letztlich hatten die Menschen über Jahrtausende kaum die Ressourcen, Tiere zu Liebhaberzwecken durchzufüttern. Einige wenige Tierarten wurden sicher „heilig“ aus verschiedenen Gründen, aber letztlich hat der Mensch von Anfang an Tiere gehalten/gezähmt/toleriert, die ihm in irgendeiner Weise nutzen konnten. Auch dies sicher mit ein Anker des „macht euch die Tiere untertan“. Was hätte man auch sonst mit ihnen machen sollen? Sie nehmen Nahrung weg, können gefährlich werden… aber ein paar wenige kann man nutzen. Auch wir hier im Dogforum „nutzen“ Hunde. Als Seelentröster, als Freund, als Fitnesstrainer, als Hobby, das uns Spaß macht.
In den meisten Gesellschaften ist sicherlich auch verankert, dass Tiere Fürsorge brauchen, Bedürfnisse haben, die schon alleine deshalb gestillt werden müssen, damit die Tiere uns nutzen können. Es hilft dem Tier sicherlich, wenn die Religion ihm eine „Seele“ zubilligt. In dem Punkt kann ich deine Theorie sehr gut nachvollziehen. Es muss in der Ethik einer Gesellschaft verankert sein, dass Tiere dem Menschen sehr ähnlich sind, bzw. auf einer Stufe mit ihm stehen.
Hm, wie würde wohl eine Umfrage hier im Dogforum ausgehen, ob das Tier auf einer Stufe mit dem Menschen steht? Ob der Mensch mehr Wert ist? Auch das könnte man erklären. Z.B. damit, dass halt jeder versucht seine Gene durch zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pflegekind misshandelt wird ist tatsächlich höher, als die, dass es ein leibliches Kind betrifft… Neben diesen Genen/Trieben spielen natürlich auch die Gefühle eine große Rolle. Die Frage ist immer, wie ist die Wertschätzung? Wie eng fühlt man sich verbunden? Natürlich ist das auch von der Kultur und damit auch von der Religion abhängig. Ich sehe die Religion nur nicht als Dreh- und Angelpunkt. Ich denke, die Gründe liegen tiefer.
Zitat
Primaten neigen nicht nur dazu laut zu werden wenn sie etwas "durchsetzen" wollen, sondern vorallem dazu zu, laut zu werden wenn sie Angst bekommen und Unsicher werden! 
Wenn wir das ganze von der Seite betrachten wollen kann man Aggression und Wut als Schutzmechanismus des Körpers beschreiben.
Ja, aber laut zu werden ist doch eine menschliche Taktik. Ein Meerschweinchen z.B. versucht nicht, durch Lautstärke Angst zu vertuschen, um vermeintliche Stärke zu demonstrieren...
Zum Rest deines Textes: wie ich oben schon geschrieben habe, sehe ich die Religion eher als Folge der Umstände und des Mensch-seins an sich, weniger umgekehrt. Für mich ist die Religion eher Begleiterscheinung dessen, was den Menschen ausmacht. Seine Geschichte, in den frühen Ursprüngen. Die Fähigkeit, zu reflektieren, zu planen, aber dabei so wenig zu begreifen. Oft konnte man da wohl nicht anders, als es auf eine höhre Macht schieben... Ich denke auch, dass die Religion oft vorgeschoben wird. Ich habe mich schon häufiger gefragt, warum so viele Menschen das dringende Bedürfnis haben, an eine höhere Macht zu glauben... Ich denke, dass viele, die Kriege anzentteln oder Terror verbreiten, das genauso machen würden, wenn es keine Religion gäbe. Dann würden sie andere Gründe finden. Die Religion mobilisiert natürlich viele Menschen und ist ein gutes Mittel von Machthabern, ihr Tun zu rechtfertigen, oder sich selbst zu bereichern oder ihr Machtbedürfnis auszuleben... Warum die Religion, etwas, das nicht zu sehen, nicht mit dem Verstand zu begreifen zu begreifen ist, immer noch so einen großen Einfluss haben kann, ist mir persönlich nicht ganz begreiflich.
Es ist wohl, wie du schreibst. Es ist Teil der Kultur und prägt einen damit auch massiv, wenn man nicht glaubt...
Aber wie gesagt, die Frage der Religion interessiert mich eher als Begleiterscheinung. Ich finde viel spannender, wieso der Mensch überhaupt bestimmte Denk- und Handlungsstrukturen entwickelt hat.
Was du mir über das Gehirn mitteilen willst, habe ich nicht so ganz verstanden. Natürlich ist das Gehirn sehr komplex und nicht starr, wobei natürlich das Repertoire dessen, was möglich ist, angeboren ist. Wieviel tatsächlich an konkreten Denk- und Handlungsweisen angeboren und was erlernt ist, ist sicherlich ein ausgesprochen spannendes Thema der Hirnforschung. Ich erinnere mich an einen Beitrag im Zusammenhang mit den olympischen Spielen und den Paralympics, wo untersucht wurde, welche Sieger- und Verliereposen angeboren sind. Es ist erstaunlich, wie wenig wir in bestimmten Dingen durch erleben und Kultur geprägt sind, sondern was tatsächlich angeboren.