Die Grundfrage ist auch für mich: warum findet dein Hund dich nicht interessant oder: warum ignoriert er Kommandos? Das kann man als logische Folge voneinander sehen, muss man aber nicht.
Ich selbst mache aus völlig anderen Gründen ein „Ignorier- und Einschränk-Training“. Das muss man aber wirklich wollen und sinnvoll finden. Ich selbst tu mich sehr schwer damit, obwohl ich Erfolge sehe. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass man sich seinem Hund nicht mehr „anbiedert“, ihm mehr Vorgaben macht, agiert, statt zu reagieren. Ich denke allerdings, das setzt in deinem Fall voraus, dass dein Hund prinzipiell Interesse an gemeinsamen Aktivitäten mit dir hat, er nur zur Zeit alles in den Allerwertesten geschoben bekommt. Sonst ist es mehr Einschränkung und Kontrolle, als dass dein Hund wirklich versucht, sich für dich interessant zu machen und sich anzubieten und nachzufragen. Ich kann gerne versuchen, dazu mehr zu schreiben, aber jemand mit mehr Erfahrung (auch mit anderen Hunden, als ich sie habe) ist da sicher der bessere Ansprechpartner.
In deinem Fall denke ich, der Hund muss vor allem lernen, dass es sich richtig lohnt, auf dich zu achten. Es mag auch an meinen Hunden liegen, aber was bei mir sehr viel gebracht hat (denke ich) sind gemeinsame Spiele. Ich habe von Welpe an sehr viel an Balgspielen, Denkspielen, Suchspielen, Geschicklichkeitsspielen… gemacht und die Hunde haben gelernt, es macht Spaß mit Frauchen. Aber was noch wichtiger ist: Das Spiel verstehen und Spaß haben kann man nur, wenn man auf Frauchen achtet. Sie haben also gelernt, mich lesen zu können. Meine Zeichen, meine Blicke, meine Körpersprache (auch wenn es völlig unhündisch war), sie haben den Anreiz gehabt und es hat sich gelohnt für sie. Also schließe ich mich in dem Punkt meinen Vorrednern an: du musst heraus finden, was dem Hund Spaß macht an gemeinsamen Aktivitäten. Du findest z.B. in vielen Büchern zu dem Thema (Bücherei?!) Anregungen, auch z.B: bei spaß-mit-hund.de und auch User (auch ich gerne) können Tipps geben, was man so alles probieren kann.
Abgesehen davon: Wenn dein Hund viel vom Husky hat, liegt ihm vielleicht Zugsport? Da könnte er auch seine Energie loswerden. Ich habe auch irgendwo mal den Tipp gelesen, dem Hund eine Gepäcktasche umzuschnallen, um ihm mehr Ruhe, Körpergefühl, Auslastung zu geben. Longieren kann vielleicht helfen, die Grundaufmerksamkeit deinen Kommandos gegenüber zu erhöhen.
Zur Schleppleine: natürlich ist das Endziel der Freilauf, aber erstmal ist die SL Absicherung. Du kannst dir sicher sein, deine Kommandos durchsetzen zu können, also kannst du ruhiger und souveräner agieren. Das kommt auch beim Hund an. Diese Ruhe und Selbstverständlichkeit musst du dir dann im Freilauf hinterher bewahren.
Jedes Aufregen, wütend werden, bringen deinen Hund nur weiter von dir weg. Dann will er sich weder an dir orientieren, noch in deine Nähe kommen.
Kommandos befolgt ein Hund, weil er an dich glaubt, weil du es ihm auf „Hundeart“ eindeutig vermitteln kannst, weil es eine Belohnung gibt oder weil er weiß, es gibt sonst Ärger. Letzteres scheint dein Hund von dir von deinem Beschriebenen her beim besten Willen nicht zu glauben. Eine Belohnung wirkt nur so lange, wie es nichts verlockenderes gibt… Bewegungseinschränkung kann ein Hund durchaus verstehen. Ein Abbruchkommando ebenso. Die Frage ist, welcher Weg liegt dir mehr? Deutliche Führung und Ansagen oder Umlenken, den Hund für gemeinsame Aktivitäten begeistern? Es hängt sicher auch sehr vom Hund ab, was letztlich wie viel Wirkung zeigt.
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Also,wenn Balu an der Leine zieht,auch an der normalen, und ich wechsle schnell die Richtung dann muss ich ihn oft richtig hinterherziehen weil er nicht sofort ebenfalls die Richtung wechselt. Wie soll das dann an der Schleppleine sein? Ich muss ihn dann immer noch extra rufen.
Was du probieren kannst: etwa 1,5 Meter bevor die Leine zu Ende ist, sagst du „Stopp“ oder Warte oder was auch immer und bleibst stehen. Reagiert dein Hund nicht (1,5 Meter sollten dafür reichen), rennt er halt in die Leine. Du bleibst einfach nur weiter stehen. Dreht dein Hund sich dann fragend zu dir um, geht es weiter. Das Stopp/Warte kannst du dann genauso im Freilauf verwenden.
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Ja,wenn ich ruf ihn gibts Leckerlie. An der SL arbeite ich halt viel mit Leckerlie. Problem ist nur : Er guckt mittlerweile nur noch nach dem 2. oder 3. mal rufen an, und wenn er was ganz wichtiges sieht dann muss ich ihn holen oder ihn antippen um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich würde einmal rufen und dann sehr deutlich werden. Z.B. böse auf ihn zu und durch ihn durch stapfen oder an der Leine zubbeln, dass ich seine Aufmerksamkeit habe. Aber da greift wieder, was ich anfangs schrieb: ich geh da halt von meinen Hunden aus und die reagieren auf kleine Einwirkungen. Ein 2. oder 3. mal rufen würde ich mit Sicherheit nicht abwarten, wenn ich weiß, der Hund überhört mich bewusst.
Leckerlie fürs kommen und schauen sind vermutlich zu wenig. Zumal der Hund weiß, komm ich jetzt nicht, komm ich halt beim nächsten mal und dann gibt es auch wieder Futter…
Du könntest z.B. probieren, jeden Blick seinerseits zu belohnen. Er schaut, es fliegt Futter, er darf es suchen. Er bewegt sich auf dich zu: Spiel und Freude.
Ich finde auch das Leinenspiel von Aura nicht schlecht. Ich persönlich würde nun kein Viereck laufen, aber stur meinen Weg mit vielen Richtungswechseln. Das kann eine Grundaufmerksamkeit schaffen, aber von (in den Augen des Hundes!) sinnvoller Beschäftigung befreit dich das aber sicher nicht.
Ich hatte Grisu ja auch eine Zeit an der Schleppleine. Mein Ziel war, dass er sie möglichst nicht wahrnimmt. Allerdings hatte er auch natürlicherweise einen Radius innerhalb der Schleppleine, das macht es sicher einfacher. Wie groß ist denn der Radius deines Hundes in relativ ablenkungsfreier Umgebung, wenn er darf, wie er will?
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Ich kann ihn zu Hause nicht ignoriern.Denn dann würde es draußen noch schlimmer sein. Er dreht total auf sobald er draußen ist (und das hat nichts mit Unterforderung zu tun) und will dann einfach nur noch rennen.
Kannst du ihm Zuhause einen Platz zuweisen und er bleibt da zuverlässig?
Am Anfang des Spaziergangs gäbe es z.B. folgende zwei Möglichkeiten: 1. du sorgst für Ruhe, 2. du powerst aus.
1. bedeutet, du gestaltest schon das anleinen, aus der Tür gehen ruhig (klappt das bei euch?). Dann geht der Hund eine Zeit lang hinter (!) dir, bis du den Eindruck hast, er ist ansprechbar und ruhig. Dann macht ihr Übungen und Spiele, bei denen du ihm Mittelpunkt stehst, dann ist wieder mit Ansage Ruhe. Z.B. Abliegen, ordentlich an kurzer Leine gehen, hinter dir laufen.
2. bedeutet, du spielst direkt am Anfang mit ihm, nimmst vielleicht ein Fahrrad mit, lässt ihn erstmal rennen oder probierst die Packtaschen, das direkt am Haus oder in der Nähe.
Ich persönlich würde im Zweifelsfall Ersteres vorziehen. Aber je nach Hund und Mensch, kann 2. vielleicht zu weniger Frust führen.