Man hört ja immer wieder, die und die Rasse sei geeignet für einen Hundeanfänger, dann die Gegenstimmen, die meinen, so sei das bei der Rasse aber überhaupt nicht. Dann einige, die meinen, ein Welpe sei für Anfänger besonders geeignet, andere, die meinen, ein erwachsener Hund täte es viel eher...
Auch liest man man immer wieder in Threads Aussagen über den eigenen Hund von wegen er war sehr schwierig z.B. sehr ausgeprägte Pubertät, extremer Jagdtrieb, sehr ängstlich, schnell gestresst, niedrige Reizschwelle...
Klar, es kommt immer auf das Hund-Mensch Gespann an, was passt zueinander. Trotzdem würde mich interessieren, ob ihr euern Hund als Anfängerhund seht. Sagen wir, als Hund, der sehr wahrscheinlich auch bei den meisten (!) anderen "engagierten" Hundehaltern, mit Interesse am Hund und Spaziergängen und gewisser Beschäftigung... glücklich geworden wäre (und die Menschen auch mit ihm). Oder habt ihr eher einen Hund, der recht spezielle Bedürfnisse oder Macken hat, der Menschen eher an seine Grenzen bringt? Der ein ganz besonderes Zuhause oder sehr spezielle Menschen braucht? Wenn das der Fall ist, ist das "angeboren", die Rasse oder eher die schlechte Vergangenheit?
Ich fange mal an
Lucy ist 50% Berner Sennen, der Rest Collie + x, von Welpe an bei mir. Ich sehe sie absolut als Anfängerhund. Klar, sie hat ihre Macken. So kann sie fremden Hunden wenig abgewinnen und hat einen gewissen Jagdtrieb. Auf der anderen Seite ist sie sehr leicht motivierbar, hat eine recht hohe Reizschwelle, hatte nie wirklich eine Flegelphase, ist sehr an ihren Menschen orientiert, bewegt sich gern, spielt und übt gerne, ohne extrem beschäftigungswütig zu sein, ist sehr verschmust mit Menschen und ohne Mißtrauen Fremden gegenüber. Kinder mag sie und auch in stressiger Umgebung kann sie problemlos zur Ruhe kommen. Ich halte sie für sie sehr anpassungsfähig, so lange sie genug Ansprache von ihren Menschen hat.
Bei Grisu habe ich eher Zweifel, ob er ein guter Ersthund/Anfängerhund wäre. Er ist ein Australian Shepherd, auch von Welpe an bei mir. Er hat eine sehr niedrige Reizschwelle, mit der Tendenz, im Zweifelsfall nach vorn zu gehen. Er denkt extrem mit, überdenkt, findet eigene Lösungen... Er orientiert sich sehr stark an den Stimmungen von mir. Bin ich unsicher, ist er sofort auf 180. Überhaupt trifft er in Situationen in Millisekunden eine Entscheidung und handelt. Bei Lucy habe ich da noch vergleichsweise endlos Zeit, zu reagieren... Will to please hat er kaum, weniger als Lucy. Dafür ist er sehr sensibel. Bei ihm habe ich den Eindruck, es ist ein schmaler Grad, ihn auf Kurs zu halten, in bestimmten Situationen. Ich bin sehr dankbar für Lucys Einfluss, als Grisu jünger war. Ich denke, sie hat sehr für Grisus Gelassenheit gesorgt und war auch mir in der Hinsicht ein Vorbild . Ich will Grisu nicht schlecht reden, er ist mittlerweile absolut alltagstauglich, ignoriert Menschen, außer ich signalisiere das Gegenteil und ist deutlich verträglicher mit anderen Hunden, als Lucy. Auch weiß ich das starke orientieren an mir mittlerweile sehr zu schätzen. Ein Problem ist halt, er orientiert sich immer, ob man gut oder schlecht drauf ist, angespannt, nervös... Man beginnt doch deutlich mehr, sich zu fragen, was man dem Hund eigentlich grad vermittelt...