Beiträge von Lucy_Lou

    Eher reserviert oder sehr freundlich Fremden gegenüber? Wachtrieb? Darf er mitteilsam sein oder ist bellen sehr unerwünscht? Jagdtrieb? Wie lange plant ihr für den täglichen Spaziergang ein? Seid ihr sehr streng/konsequent oder sucht ihr eher einen Hund, der auch bei nachgiebiger Führung wenig in Frage stellt? Wie sensibel darf der Hund sein? Eher hohe oder niedrige Reizschwelle?

    Ich glaube, viele Menschen, die die von dir angesprochenen Dinge benutzen, tun dies aus Unwissenheit. Irgendein "Hundekenner" empfielt es so und siehe da, man sieht einen "Fortschritt". Es ist also nicht zur Machtausübung gemeint, sondern eigentlich gut gemeint, um dem Hund die (wie man denkt fehlende) "nötige Rangordnung" zu vermitteln oder ihn im Alltag überhaupt händeln zu können.


    Es ist schon eine gute Frage. Wenn man Berichte sieht, dass Hunde an Zäune gekettet in einigen Ländern ihr Leben als lebendes Kuhgatter fristen, das sehe ich als reine Willkür und Machtmißbrauch des Menschen. Aber was ist z.B. mit dem Fall: Hund ist nicht zimperlich erzogen worden, lebt außerhalb der Arbeit im Zwinger, die meiste Zeit des Tages arbeitet er aber am Vieh (ein mir bekannter Hütehund). Trotz dass er als Nutztier angesehen wird, hat er es meiner Meinung nach besser, als viele andere Hütehunde, die nur mit Leckerlie erzogen werden, den Tag über verpennen und Abends mit Bällchen holen ausgelastet werden. Trotz dass diesen Hunden nie "Gewalt" angetan wurde.


    Machtmißbrauch ist für mich, wenn man wider besseren Wissens dem Hund keine artgerechte Haltung und Auslastung ermöglicht, weil es bequemer ist oder der Hund als reines Statussymbol herhalten soll. Auch, wenn ein Hund genutzt wird, um tatsächlich mal Macht ausüben zu können oder Launen abreagieren zu können.
    Bei Hunden als Nutztiere komme ich immer ins grübeln. Vieles ginge sicher "einfühlsamer" in der Ausbildung, aber immerhin hat der Hund letztlich eine Aufgabe, in der er aufblüht. Ich setze dabei voraus, dass der Hund nicht dafür gebrochen wird, sondern "Spaß" dran hat und es nur ums in-die-richtigen-Bahnen-lenken geht.
    Machtmißbrauch wäre es für mich dagegen, den Hund zu etwas zu zwingen, was ihm überhaupt nicht liegt, rein zur Befriedigung des Egos des Halters. Dann kann auch Agility sein.


    Kastration, na ja, das ist ein Thema für sich. Aber sich darüber Gedanken zu machen, empfinde ich schon eher als Luxus bezüglich der Hundehaltung. Da sieht man, was für einen Stellenwert der Hund für viele Menschen in Deutschland (und anderen reichen Ländern) hat.

    ein Update :^^:


    Mir ist folgendes klar geworden: Wenn ich Lucy bei Hundebegegnungen per Kommando in meiner Nähe halte und mit ihr einen Bogen laufe, wird sie mit der Zeit immer entspannter. Meist höre ich dann aber nach einiger Zeit wieder damit auf, lasse es quasi schleifen (denke mir, ist doch alles gut, klappt doch prima...). In der Folgezeit kommt Lucy dann bei Hundebegnungen oft von sich aus an meine Seite und bleibt entspannt. Mein Fehler war es in der Vergangenheit immer wieder, dass ich mir immer irgendwann dachte: sie ist jetzt so entspannt und der Hund der uns da entgegen kommt ist so ruhig und freundlich, da lässt du jetzt einfach mal Kontakt zu. Und egal wie freundlich der andere Hund dann ist, ich habe hinterher wieder Tage/Wochen damit zu kämpfen, dass Lucy sich nicht schon beim Anblick eines weit entfernten Hundes anspannt. In mir ist da dieses Teufelchen, dass mir immer wieder zuflüstert: Lucy muss doch irgendwann auffallen, dass auch große Hunde ganz nett sind... Je kleiner der Hund, desto entspannter und interessierter ist Lucy (so grob jedenfalls). Da sie eben nicht generell keinen Kontakt zu anderen Hunden will, dachte ich mir, da muss es doch Wege geben, dass sie auch größere Hunde nicht so schlimm findet...
    Ich habe nun aber beschlossen, mich vorerst einfach damit abfinden, dass sie den Kontakt eben nicht will. Und wenn ich möchte, dass sie entspannt bleibt und mir vertraut, muss ich sie eben abschirmen und Kontakt verhindern. Und dann ist sie ja entspannt, egal was der andere Hund so anstellt.


    Auch hat Grisu sich um den Zeitpunkt herum gerne mal auf Pöbeleien anderer Hunde eingelassen, wobei Lucy ganz entspannt blieb. Ich kam etwas ins grübeln, worüber ich mich bei ihr eigentlich aufrege :???:


    Ich habe nun konsequent darauf geachtet, was sie in dem Moment will. Blieb sie entspannt, habe ich keinerlei Einfluss genommen, sie durfte denn halt hin, ohne dass ich sie mit klopfendem Herzen versucht habe zu "beruhigen". So hatten wir hatten einige wirklich nette Begegnungen in letzter Zeit. Ich habe gelernt, ihr mehr zu vertrauen. Sie scheint da überhaupt nicht sprunghaft zu sein: entweder sie findet den anderen Hund auf Anhieb sympathisch, oder eben nicht.


    Wann immer sie nicht interessiert oder unsicher wirkt, schirme ich sie ab und tue alles, um jeden Kontakt zu dem anderen Hund abzuwenden. So ist sie allgemein auch wieder deutlich entspannter geworden. Ich habe auch angefangen, ihr ein Leckerlie zu geben (meist vergesse ich den Clicker leider oder habe ihn dann im richtigen Moment nicht in der Hand) in dem Moment, in dem der andere Hund auftaucht. Ich versuche also, positiv zu verknüpfen.


    Gestern waren wir auf der Conformation Show (Aussie-Ausstellung) in Königswinter und Lucy war inmitten der vielen anderen Hunde nach kurzer Zeit die Ruhe selbst :D . Anfangs etwas unsicher, ich habe sie abgeschirmt und Leckerlie verteilt und nach kurzer Zeit war es in Ordnung für sie. Selbst, wenn andere Kontakt aufgenommen haben :^^: . Sie hat sogar 3 Hunde von sich aus beschnüffelt, darunter ein Junghund, denen sie sonst eher skeptisch gegenüber steht .


    Es ist immer noch nicht so, dass sie allgemein Kontakt zu fremden Hunden haben will, aber so langsam reagiert sie doch neutraler und ab und an auch bei nicht Zwerg-Hunden interessiert-positiv. Ich darf es nur nicht wieder schleifen lassen und hoffe, dass wir erstmal von negativ-Erlebnissen mit anderen Hunden verschont bleiben.

    Lucy geht wenig nach Geschlecht oder Rasse, sondern nach Verhalten. Am liebsten sind ihr selbstsichere Hunde, die sie gut einschätzen kann. Je unsicherer der andere Hund ist, umso problematischer. Generell mag sie kleine Hunde wesentlich lieber als große Hunde. Sie selbst hat 66cm Schulterhöhe: alles bis etwa 40cm stuft sie als ungefährlich ein, auch wenn der Winzling rumpöbelt bleibt sie gelassen und freundlich; 40-60cm: kommt auf das Verhalten des anderen Hundes an; alles darüber: bitte lass mich unsichtbar werden... Retriever mag sie ganz allgemein nicht so sehr, da diese gerne mal subtilere Zeichen anderer Hunde übersehen... Die meisten Hunde interessieren sie nicht. Sie reagiert auch nur, wenn der andere Hund Kontakt aufnimmt oder aufnehmen könnte (unangeleint ist und Interesse an ihr zeigt).


    Grisu ist allgemein sehr verträglich mit jedem Hund. Er pöbelt aber zurück, wenn der andere Hund ihn sehr bedrängt. Er denkt dann nicht daran, klein beizugeben. Ich hoffe, er wird etwas souveräner mit zunehmendem Alter :???:

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    Also mir wurde mal erklärt, dass er in dir so etwas wie seine "Mama" erkennen könnte, die einem alles hinter räumt und auch Pipi und andere Sachen weg macht.


    Wobei ich gerade diese Erklärung eher unlogisch finde, da die Mutterhündin ja tatsächlich zu Anfang die Hinterlassenschaften der Welpen beseitigt und diese "trotzdem" ziemlich bald darauf achten, nicht mehr in die Nähe ihres Schlafplatzes zu machen. Eigentlich müsste man es doch vor dem Hintegrund genau andersherum interpretieren: hier macht Mami es weg, also darf ich hier nicht :???:


    Meine durften übrigens auch zuschauen, wenn sie wollten.

    Zitat

    hallo,
    ich finde es langsam gruselig. milo ist es 8 monate alt und hört wie eine 1.


    So gruseln würde ich mich mit Grisu auch gern mal :sauer:


    Na, im Ernst. Meine Hündin hat in dem Alter auch schon super gehört, war (abgesehen von ein paar Unsicherheiten) die Problemlosigkeit in Person. Jetzt ist sie 2,5 Jahre alt und es ist immer noch so. Geflegelt oder ausgetestet hat sie nie. Sie ist etwas ernster und noch ruhiger geworden, ihre Unsicherheiten erleben Höhen und Tiefen, aber großartig was an Veränderung war bei ihr nie.


    Mein Rüde (Grisu, siehe oben...) dagegen testet immer wieder aus. Kaum ist eine Baustelle beseitigt, kommt die nächste :/ . Ich glaube, bei ihm ist die Flegelphase von Geburt an chronisch :p . Vor allem Dinge wie: eine Woche hört er super in allen Situationen, man lässt die Zügel was lockerer (oder noch nicht mal das) und alles scheint wieder vergessen... Er ist jetzt 13 Monate alt und ich warte darauf, dass er endlich erwachsen wird...


    Genieße deinen Hund :D

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    Wie habt ihr denn euerem Hund Fuß beigebracht? WAr bisher in 2 HS und da wurde es immer mit Leckerlis direkt vor die Nase halten beigebracht. Dabei lernt doch aber der Hund ned Fuß gehen, sondern nur Nase an Leckerli, oder?
    Hoffe, es steht ned schon irgendwo, habe nicht alles durchgelesen. :ops:


    Ich lobe auch viel über Leckerlie. Aber ich halte nichts davon, den Hund über Futter in Position zu locken. Zumindest meine Hunde lernen da nichts bei, da sie alles außer dem Leckerlie ausblenden. Sie folgen dem Futter, haben aber keine Ahnung, was sie da eigentlich gerade tun. Ich war mal in einer Hundeschule, da wurde nur so gearbeitet. Z.B. Hund soll das bleib lernen: ihm wird ein Leckerlie vor die Nase gehalten, das auch dort bleibt, während man mit ausgestrecktem Arm um den Hund herum läuft :/
    Man kann das Fuß-laufen z.B. über den Clicker üben. Ich persönlich mache es meist über Stimme, da kann man auch schön differenzieren. Es wurde ja hier schon angesprochen, dass Hunde nur richtig und falsch kennen, sehe ich anders. Meine erkennen deutlich an der Stimme: das ist ok, das ist gut, das ist super... Am Schluss gibt es dann ein Zerrspiel oder Leckerlie. Mitarbeiten tun sie in der Hoffnung auf die Belohnung, sie haben kein persönliches Interesse am Fuß-laufen an sich


    Ich sehe es auch so, dass man sich einer Motivationsquelle beraubt, wenn man Futter als Belohnung grundsätzlich ausschließt. Richtig eingesetzt hört der Hund genauso gut ohne. Aber er empfindet es als Motivation und es vermittelt Freude am Tun.


    Mein Rüde braucht allerdings auch klare Ansagen. Er hört in "schwierigen" Situationen besser, wenn ihm das jeweilige Kommando verbal und mit deutlichem Feddback vermittelt wurde. Wenn man bei ihm rein über Leckerlie/Lob geht, wägt er ab: will ich jetzt das und das oder doch lieber Futter...


    Ich finde, es macht auch einen riesen Unterschied, was man vom Hund verlangt, ob er eine natürliche Neigung/Interesse daran hat oder nicht. Irgendwelche Tricks oder auch Obedience gehen oft deutlich leichter über Futter. Auch, weil einige Hunde sehr hoch gepuscht werden, macht man es mit Spielzeug. Alltagstauglichkeit und Alltagskommandos sind sicher auch ohne Futter gut machbar. Nur wie gesagt, warum sollte ich mir eine Motivationsquelle verschließen?
    Mit Lucy habe ich gestern (mehr unfreiwillig) Schafe gehütet. Sie war unheimlich motiviert (und gehorsam :D ) dabei. Futter hätte sie da überhaupt nicht haben wollen, die Tätigkeit an sich war Belohnung für sie. War ein super tolles Gefühl der Zusammenarbeit. Aber wo im Alltag hat man es denn so? Bei Jagd-/Apportier-/Hütehunden in Ausübung ihrer Interessen, aber sonst?

    zu 1.: Wenn dein Welpe das mit macht, kannst du es mit tragen oder einem Bollerwagen probieren. Ich persönlich habe es so gemacht, dass ich abends noch eine größere Runde nur mit dem erwachsenen Hund (Lucy) gemacht habe und tagsüber eben nur kleinere Runden. Es geht auch gut, sich z.B. auf einer Wiese was länger aufhalten: Welpe schnüffelt, spielt, döst und den erwachsenen Hund beschäftigt man währenddessen was anspruchsvoller.
    Ich finde, es kommt auch sehr auf den Hund an. Es gibt sehr ruhige Welpen, die können immer und überall abschalten und dösen und nutzen die Pausen auf Spaziergängen auch als solche und dann gibt es Welpen, die können nicht abschalten, wenn auch nur ansatzweise was interessantes um sie herum passiert.


    zu 2.: das kannst du von Anfang an gezielt üben, du hast ja zwei Hunde dafür zu Verfügung: ein Hund muss ruhig warten, mit dem anderen machst du in der Zeit etwas. Am Anfang natürlich nur sehr kurze Zeitspannen und möglichst "uninteressante" Übungen. Dann langsam steigern. Auf dem HuPla ist es natürlich immer noch was anderes, aber wenn du das regelmäßig übst, hilft es schon. Sogar mein ungeduldiger ich-will-arbeiten Aussie Grisu bleibt mittlerweile ruhig liegen, wenn ich mit Lucy z.B. Agilty mache oder ein Zerrspiel. War aber viel Arbeit ;)


    zu 3.: Das hat Lucy die erste Zeit auch gemacht, irgendwann hat es sich von selbst gelegt. Ich habe mich da auch nicht eingemischt, außer wenn beide gleichzeitig Kauknochen bekommen haben.


    zu 4.: ich gehe davon aus, dass dein Welpe sich am erwachsenen Hund orientieren wird. Das heißt, wenn dein Großer in einer bestimmten Situation Rabbatz macht, wird dein Welpe das als angemessene Reaktion in dieser Situation ansehen... Guter Gehorsam des Ersthundes und viel getrennt gehen, wäre da sicher hilfreich.