....echt? Sierra nicht "bedienerfreundlich"? Finde das sehr spannend und wahrscheinlich war es gut, dass ich das nicht vorher wusste. 
Ich bin ins "Abenteuer Sierra" sicher eher naiv rein gehüpft und bin eh der Typ "passt schon".
Wie hast Du sie denn in Erinnerung?
Sierra gehört sicher nicht zu den spektakulären Arbeitern, dafür aber hier bei mir sehr zuverlässig und solide...von Anfang an, wir waren sehr schnell ein gutes Team.
Sie ist an sich eher "unscheinbar", irgendwie, wird nicht sofort bemerkt....da nehme ich mich selbst nicht raus.
ich habe sie vorher mal gesehen, jo, das war es aber auch...sie entfaltet ihre ganze Persönlichkeit eher auf dem zweiten Blick...für manche vielleicht auch erst auf den dritten/vierten...oder nie.
Ganz toll fand ich damals, dass sie hier rein marschiert ist und sofort zuhause war, mit den Minimenschen zurecht kam, als ob sie schon immer mit menschlichen Zwergen zusammen gelebt hat...extrem cool und gechillt.
Und sie war sofort bei allen meinen anderen Hunden die Nummer eins....aber sowas von. Sierra wird nie in Frage gestellt, sie hat einfach immer Recht
...nutzt es allerdings nie aus.
Ich lasse ihr beim arbeiten eher viel Freiraum, gebe nicht viel vor, ausser das Ziel...mal grob gesagt. Am Anfang ganz bewusst, weil sie es sowieso viel besser weiß und kann....na ja, ich bin zwar mittlerweile schlauer und weiser...na ja, zumindest manchmal...
Sie ist schon ziemlich selbstständig und lässt sich nicht gern reinreden
und salopp gesagt, ist es mir ziemlich egal, ob sie die Schafe nun linksrum oder rechtsrum einsammelt, das ist allerdings auch gleichzeitig meine größte Schwäche und wird mir manches Mal auch "vorgeworfen", ich bin kein sehr präziser Mensch und nehme alles so gut wie immer sehr leicht und locker, mit viel Humor...manches Mal fehlt mir der Ernst...irgendwie.
Bei Sierra ist das alles ganz easy, weil sie keinen Mist macht, zuverlässig alles erledigt, mit genau dem richtigen Druck und sie hat einen sensationellen
Blick für meine Dummheit.
Das erste Mal, als sie mich "gerettet" hat:
Ich laufe mit ihr einfach über die Weide, wollten alle einsammeln, löst sich einer meiner kastrierten Böcke (standen recht weit entfernt) und rennt auf uns/mich zu...tja, ich habe davon gehört...aber Gedanken drüber gemacht, was ich mache, wenn mir das passiert? Öh...nö.
So stand ich da und dachte: Mist...und nu? Kein Stock in der Hand, Tor zu weit weg....rennen kann der auch schneller, als ich...
Sierra hat es sofort erfasst und ist wie ne kleine, flauschige Kanonenkugel ihm entgegen bzw. er war fast bei uns und da konnte sie mal spektakulär, ist ihm mitten ins "Gesicht" gesprungen, festgehalten und somit von mir "weggelenkt". Klingt vielleicht blöd, aber ich war sehr ergriffen, das war/ist ein echt großer Bock mit Hörnern und sie ist eben doch eher klein....und sowas habe ich vorher noch nie mit einem meiner Hunde erlebt.
Sie hat ihm immer wieder die Chance gegeben zu gehen, genügend Raum gegeben, aber der war total auf Krawall aus, sie war geduldig, sehr souverän und dabei sehr standhaft, nicht zu hart, aber nicht zu weich, obwohl sie schon sehr viel Spaß an Konfrontation hat, sie hat sich aber immer im Griff...letztendlich ist er mit ein paar oberflächlichen Kratzern auf der Nase gewichen und gegangen....es kam nie wieder vor, er ist seitdem sehr gesittet und artig.
Natürlich habe ich auch schon mal versucht genauer zu sein (das hört sich so schlampig an...so schlimm bin ich auch nicht
) bzw. mein Ding "durch zu setzen"; das funktioniert mit Sierra, wenn sie einen Sinn darin sieht, sonst ignoriert sie das einfach a la "Herzchen...ich weiß, was Du willst...bleib stehen und lass mich mal machen."
Wer kann da schön "böse" sein?
Einmal(!) habe ich mir eingebildet etwas durchsetzen zu wollen, "weil man das können sollte"....war kacke, sie war sehr betrübt und hat mich stehen lassen....wir haben uns schnell "vertragen".
Ich weiß gar nicht, ob sie so anders ist, so viele Aussies habe ich ja auch nicht und andere "Paare" zu sehen, ist eben nur sehen, kein selbst erleben....wir verstehen uns blind, ich sage immer, dass sie meine Gedanken lesen kann...funktioniert einfach, wie auch immer...ist total schmalzig und rührselig: wir haben offenbar aufeinander gewartet.
....deswegen wird sie auch min. 45 Jahre alt...locker.... 
Und die ganzen Bewegungsabläufe, wie "hüten" richtig funktioniert, habe ich mit ihr gelernt bzw. habe riesige Schritte nach vorne gemacht....mit Lübke war das rückblickend eher mühsam, ich habe mit ihr unzählige "Ach sooooo geht das"-Erlebnisse gehabt und habe sie noch....das ist echt toll!
Macht es mir mit Midna manchmal schwer, weil wir noch nicht so richtig eine Einheit sind...und ich merke, dass ich zu sehr auf Sierra "eingeschossen" bin.
Midna ist manchmal "übermotiviert" und eben furchtbar schnell, nicht mal rein auf ihre Laufgeschwindigkeit bezogen, sie ist wie ein Hochleistungsrechner, der in Bruchteilen von Sekunden Dinge sieht, bewertet, verarbeitet und reagiert...und ich bin eher ein "Vorkriegsmodell".
Sierra hat nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes das "dickere Fell" (wie son ein kleiner Hund, so viel kurzen, dichten Pelz mit sich herum tragen kann...erstaunt mich immer wieder), sondern verzeiht viel und liefert "trotzdem" einfach solide Arbeit ab.
Und sie ist ein total chilliger, gelassener Typ, hat immer die Ruhe weg....das ist schon echt cool.
Midna ist da anders, nimmt nichts richtig übel, das ist schon mal gut
aber reagiert viel feiner und sensibler...hmmm, schwierig zu erklären....Sierra ist ja nicht unsensibel, im Gegenteil, geht damit aber völlig anders um.
Unfaires Benehmen meinerseits kann Midna genauso wenig leiden, wie Sierra, ist dabei aber "abgebrühter"->nenne ich jetzt mal so, sie nimmt es weniger "persönlich", irgendwie...auch wenn sich das lustigerweise paradox anhört.
Ich hasse es "motzig" zu werden, passiert auch nicht oft, ärgert mich trotzdem sehr, man wird dann zwangsläufig unfair, dabei hat der Hund (und/oder die Schafe) es nicht versaut, sondern man ist selbst schuld...falsch eingeschätzt, falsch reagiert, zu wenig trainiert, zu schwierig...den Hund als "Blitzableiter" zu nutzen ist kacke und das ist mir mit Midna bisher öfter passiert, als mit Sierra....bin aber auf nem guten Weg. Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Schritt...
Habe da auch ein Beispiel:
Mütter und Lämmer von der Weide reinholen, war das erste Mal mit Midna und das zweite Mal "überhaupt".
Sie hat sie geholt, die Mütter wollten dringend rein und waren ziemlich schnell, hat mich irgendwie verblüfft und kurzfristig irritiert. Unterwegs haben zwei Lämmer nach dem abbiegen den Anschluss verpasst und sind auf der falschen Seite des Zauns "mitgelaufen", konnten aber nicht durch und brüllten wie die Irren.
Von der Weide aufs Paddock haben wir die beiden Lämmer noch recht flott und elegant bekommen, dann drehten sie aber irgendwie durch.
Jetzt finde ich das furchtbar lustig!
Die Beiden rannten jedenfalls wie vom wilden Affen gebissen kreuz und quer überall hin, schreiten dabei wie am Spieß, eins meiner Ponys fand das offenbar megascheiße und rannte am gegenüberliegen Zaun dann auch wie bekloppt hin und her, bockte und stieg....und Midna und ich standen da rum bzw. bemühten uns da irgendwie Ordnung rein zu bekommen, ich wurde hektisch und doof, Midna versuchte ihr Bestes, ne Anleitung habe ich ihr nicht wirklich gegeben, aber motzen, jo, das konnte ich.
Midna hat sich hingelegt und wahrscheinlich gedacht: "Du kannst mich mal, mache Deinen Mist doch alleine!"
Mein erster Impuls war noch mehr zu motzen, habe aber zum Glück mein Hirn rechtzeitig gefunden, einfach mal zwanzig/dreissig Sekunden nix gemacht, tief durch geatmet, einen Plan geschmiedet....und zack, innerhalb von 15 Sekunden waren die beiden Lämmer im Stall...manchmal ist man einfach nur blöde.
...aber wenn man was draus lernt, war das wenigstens nützlich. 
Oh man, schon wieder so ein halber Roman. 
Vielen, lieben Dank auf jeden Fall für Deine Ausführung, manches erkenne ich bei mir durchaus wieder.
Die eigenen Ansprüche ändern sich auf jeden Fall mit der Zeit, man wird auf jeden Fall "ergebnissorientierter".
Mir ist es am wichtigsten, dass es zuhause zuverlässig und harmonisch für alle Beteiligten funktioniert....der Weg ist ja oft das Ziel und im Moment klappt es gut, wir machen Fortschritte, mal kleine und mal größere, gibt auch immer mal wieder kleine Abstürze, aber das gehört ja dazu.
Bin mal gespannt, wie das WE wird, da bin ich auf nem Seminar, das erste Mal seit Januar wieder Training "in der Fremde".