Puh, was ist denn hier schon wieder los? Selbstverständlich kann man -- man sollte sogar, finde ich -- auf einzeln herausgepickte "Bedarfs"werte verzichten. Selbstverständlich kann man ohne Getreide und sonstiges Kohlenhydratreiches energiereich füttern (und proteinreduziert, wenn man möchte).
Zu den Bedarfswerten:
Meyer/Zentek und anderen industriefinanzierten Forschern geht es um die Ermittlung von Werten an einzelnen Nährstoffen usw. für die Herstellung von Fertigfutter. Diese Wissenschaftler ziehen ihre Schlüsse aus Laborversuchen, in denen Hunde nicht gebarft sondern mit allerhand industriell hergestellten Mitteln gefüttert wurden.
Beim Barfen geht es darum, dem Vorbild der Natur nachzukommen. Das ist zwar nicht jedermanns Sache, aber WENN man sich dazu entschlossen hat, macht es nun überhaupt keinen Sinn, die natürlichen Futtermittel auf den Status von industriell hergestellten Pülverchen zu reduzieren.
Es ist nicht notwendig und im Grunde auch gar nicht sinnvoll, die Ergebnisse von Laborversuchen für die Fefu-Industrie heranzuziehen, um entscheiden zu können, wieviel man wovon füttert, solange man erkennbare Tierteile gibt.
Wenn man z.B. Knochen füttert, ahmt man sinnigerweise den Anteil und die fressbaren Knochenarten nach, die in den Beutetieren vorkommen. Damit hat man eine Ausgangsmenge. Dann guckt man nach der Hundekacke um zu justieren (zu hart: weniger/weichere Knochen und/od0er mehr Fleisch dazu). Susanne Reinerth (Natural Dog Food) geht von 10% reiner Knochenmasse aus, was im Schnitt ca. 33% durchgemischten RFK entspricht. (Swanie Simon empfiehlt weniger, schließt aber auch sehr harte Knochen mit ein.)
Das ist ein vollkommen anderer Ansatz als der, in dem man ein einzelnes in Knochen enthaltenes Element (Kalzium) herauswählt und Laborversuche durchführt, um zu gucken, welche Schäden durch welche Mengen dieses einen Elements verursacht werden, um eine sichere Menge an diesem einen Element empfehlen zu können. Der Barfansatz basiert zwar auch auf wissenschaftlichen Beobachtungen, darüber hinaus hat er aber für die Knochenfütterung ein paar entscheidende Vorteile: Er bedeutet kein unnötiges Hundeleid in Futterlabors, er lässt nicht außer Acht die vielen anderen bekannten und unbekannten Inhaltsstoffen von Knochen, und er muss nicht aufwändig und ungenau wieder auf echte Knochen runtergerechnet werden.
Zum Energiemythos:
Bei der "Hausmannskost" wird typischerweise 50% Tierisches gefüttert. Das Tierische besteht üblicherweise aus Fleisch von der Metzgertheke, sprich ist mager, so wie der menschliche Kunde es eben verlangt. Der nötige Energiegehalt wird dann mit Kohlenhydratreichem erreicht.
Beim Barfen wird typischerweise 70-80% Tierisches gefüttert. Das Tierische soll ausdrücklich nicht mager sein, sondern ordentlich Fett enthalten, und wenn solches Fleisch nicht zu bekommen ist, wird routinemäßig dazu geraten, mit Fett aufzufüllen. So wird der Energiegehalt mit Fett erreicht (die restlichen 20-30% im Futter bestehen typischerweise aus energiearmem Gemüse).
Beispiel Hausmannskost:
100g Suppenhuhnfleisch 9,21g Fett, 17,89g Protein, 681kJ Energie
100g Reis roh ausgewogen 1,1g Fett, 7,02g Protein, 1466 KJ
Insgesamt rund 25g Protein, 2147 kJ Energie
Beispiel Barf:
150g Kopffleisch 39g Fett, 25,5g Protein, 1965kJ
25g Zucchini 0,1g Fett, 0,4g Protein, 20kJ
25g Karotte 0,05g Fett, 0,25g Protein, 27kJ
1TL Lachsöl 5g Fett, 183,15KJ
Insgesamt rund 26g Protein, 2195 kJ Energie
Ganz ehrlich, mir ist es schnuppe, wer den Energiebedarf seines Hundes wie gedeckt bekommt. Ich bin nur inzwischen hochgradig allergisch darauf, an den Kopf geschmissen zu bekommen, ich würde den Energiebedarf meines Hundes völlig außer Acht lassen oder gar eine “Proteinmast” betreiben, bloß weil ich persönlich lieber fett- als kohlenhydratreich füttere.
@Kri
An deiner Stelle würde ich am Anfang die Knochen-, Leber/Niere- und Fettanteile relativ strikt im Auge behalten, das meiste andere ist Feintuning. Und wenn du mit Kohlenhydratreichem ergänzen möchtest, auch gut 
EDIT:
Gerade Marulas Beitrag gelesen... stimmt, ans Leckekzem hatte ich auch nicht gedacht. Da muss man wissen, ob mans einfach mit abwechslungsreichem Frischem probieren will oder lieber erst eine Ausschlussdiät macht.
Liebe Grüße
Kay