Gleich dürft Ihr zurück zum Thema,
aber als Biologe erlaube ich mir jetzt endlich mal etwas zum Thema Vermehrung zu sagen. Nämlich meine Meinung!
Ich finde es erstaunlich, manchmal lustig, viel zu oft aber auch einfach erschreckend, wie dabei die Emotionen hochkochen und was ein auf genetischem Halbwissen beruhender Stuss dabei erzählt, zitiert und wieder erzählt wird.
Ja, es gibt in unseren heutigen Hunden leider eine ganze Reihe von Defektanreicherungen auf Allelebene, die homozygot zu ernsten Krankheiten führen können..
Aber woher kommt das wohl?
Nun, vor allem durch konsequente Rassezucht mit einem Ziel, das abweichend von "Gebrauchshund" ist.
Seit ca 50 Jahren leider immer mehr der Fall.
Intensive Inzucht, Verpaarung rein der Optik wegen, in Kauf nehmen bekannter Defekte um eines besonders tollen anderen Merkmals wegen etc pp......wer behauptet, dass wären Ausnahmefälle in der Rassehundezucht, der irrt.
Wenn also jemand diese Anreicherung verbockt hat, dann die Züchter reiner Rassen, die ihr Vorgehen hier so gerne als das einzig wahre darstellen.
Aber egal, dieses Kind ist nunmal in den Brunnen gefallen und jeder heutige Hundezüchter ist in der Pflicht, die Genetik der bekannten Defektmutationen zu verfolgen und angepasste Konsequenzen zu ziehen.
Tut er das und wählt er Eltern aus, deren diesbezüglich genetische ebenso wie ihre körperlichen Merkmale so kompatibel sind, dass nach Stand der Kenntnisse ihre Kombination keine Qualausprägung beim Nachwuchs zu erwarten lässt, steht einer Verpaarung IMHO nichts im Weg.
Egal, ja, wirklich ganz egal, ob die Eltern derselben rasse angehören.
Last not least sind auch gar nicht so wenige der heutigen Rassen durch gezielte Kombination existierender Rassen entstanden und das zT vor gar nicht so vielen Generationen!
Der vielleicht etwas besseren Kenntnis der Defektallelel von Produkten generationenlanger Rassezucht steht bei der Verpaarung von Mischlingen im übrigen der zu erwartende Heterosis Effekt gegenüber.
Zum einen kennt man trotz aller Stammbäume immer nur einen Bruchteil der evtl ungewollten Allele, zum anderen kompensieren durch die höhere Heterozygotie bei nicht rassereiner Verpaarung mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit Wildtypallele des einen Eltern für (vielleicht trotz generationenlangen Stammbaums unbekannte) Defektallele des anderen als bei rassereiner Verpaarung.
Aus genau diesem Grund bin ich im übrigen auch einer der - hier im Dogforum offenber wenigen- Anhänger der sogenannten Desingerrassen.
Wenn verantwortungsvoll betrieben und die Eltern morphologisch und ethologisch passend zueinander gewählt, kann man hierbei nämlich die Vorteile vorhandener Kenntnisse bezügliche eventueller Defektallele mit einem zuverlässig positiven Heterosiseffekt kombinieren und erhält natürlich in F1 eine ziemlich hohe Uniformität von genetisch bedingten Morphologie- und Verhaltensparametern.
In F2 wird daraus dann natürlich ein Lotteriespiel. Deshalb sollten solche Mischhunde nur durch jedesmal neue Mischung der rassereinen und den Standardanforderungen für die Rassezucht genügenden Eltern erzeugt werden und nicht durch Weiterzucht.
Ein Vorgehen, das im übriogen in der Nutzpflanzenzucht der überwiegende Stndard ist und auch in die Nutztierhaltung schon Eingang gefunden hat.
Der Hautpgrund hierbei ist der meist sehr deutlich positiv druchschlagende Heterosiseffekt, der eine im Vergleich zu den alten reinen Rassen oft deutlich verbesserte Vitalität bedingt.
Soweit meine ganz persönliche Meinugn zu Rassezucht...und die ganze Pöbelei gegen Abweichler von der "reinen Lehre" hier im Forum finde ich nur peinlich.
Viele Grüße
Ingo