Ich habe bei meiner ersten Hündin denselben Fehler gemacht wie du. Als sie ein Welpe/Junghund war, war ich überzeugt, dass sie ADHS hat. Sie ist nie von selbst zu Ruhe gekommen, war immer auf 180, hat viel kaputt gemacht, gekratzt, gebissen, bis sie irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Nach 2 Stunden ging der Spaß dann von vorne lost.
Mangels Erfahrung/erfahrenen Trainern/Forum habe ich sie immer mehr ausgelastet, bin lange spazieren gegangen, habe sie viel mit anderen Hunden spielen lassen, viele Tricks geübt... - nur damit der Hund irgendwann müde ist. Ich dachte halt, das ist ein anspruchsvoller Hund, der braucht viel Auslastung.
Der Wendepunkt war, als ich jeden Tag für 6 - 7 Stunden außer Haus musste und sie alleine daheim blieb. Auch nachmittags hatte ich weniger Zeit, weil ich lernen musste. Das bedeutete, dass sie diese Zeit verschlafen hat (sie war zu dem Zeitpunkt 1 Jahr alt und das Alleinebleiben war für sie nie ein Problem). Schlagartig wurde sie ruhiger und angenehmer im Umgang.
Sie hatte also ein ganzes Jahr dieses Programm. Jetzt ist sie 13, ich kann also gut sagen, ob/welche Schäden sie davongetragen hat.
Mental: Sie liebt es, etwas zu machen/aktiv zu sein, steht sich aber oft selbst im Weg, ist ungeduldig - wie viel davon die Ursache in der Überlastung in der Jugendzeit hat und was genetisch bedingt ist, kann ich natürlich nicht sagen.
Sie kommt schlecht zu Ruhe. Schlafen kann sie eigentlich nur zuhause, bei meinen Eltern und im Auto. Bin ich den ganzen Tag zuhause, tigert sie mir hinterher, will nichts verpassen, schläft wenig. Im Restaurant/Café etc. ist es anstrengend mit ihr, weil sie einfach nicht runterfährt; ich nehme sie deswegen generell selten irgendwo mit hin.
Sie ist/war ihr Leben lang leicht reizbar und hat wenig Impulskontrolle. Auch hier Genetik oder Symptom der Überlastung - keine Ahnung.
Körperlich: Kann ich nicht direkt sagen, ob sie Schäden davongetragen hat. Sie hat ihr Leben lang Hundesport gemacht und ist für einen großen Hund ihres Alters noch recht gut beieinander.
In der Hinterhand baut sie stark ab, aber wie gesagt, für ihr Alter absolut nicht ungewöhnlich. Aber gut möglich, dass sie ohne Überlastung in der Jugend länger fit gewesen wäre.
Alles in allem kann ich sagen, ich hätte es uns leichter machen können, hätte ich das jetzige Wissen gehabt. Das erste Jahr mit ihr war phasenweise ein ziemlicher Alptraum und sie war nie ein einfacher Hund, musste immer eng geführt werden, was aber wahrscheinlich nur zum Teil selbstverschuldet war; sie hat auch so einen ziemlich sperrigen Charakter
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Aber: Wir haben uns trotzdem gut arrangiert, und ich habe die Jahre über mit ihr viel Spaß gehabt und wahnsinnig viel gelernt.
Auch wenn deine Mia (die ich übrigens bildhübsch finde
) schon bleibende Schäden erlitten hat, muss das nicht heißen, dass ihr restliches Leben ein Alptraum wird. Ihr könnt trotzdem viel Spaß miteinander haben. Aber du solltest dich darauf einstellen, dass sie möglicherweise nie ein unkomplizierter Mitlaufhund wird.