Wobei es auch den Trend gibt, alles zu Pathologisieren. Mir wird auf FB regelmäßig Futterwerbung angezeigt, die einem erklärt, dass der Hund ein Problem habe, wenn er öfter als 1-2x/Tag Kot absetzt - das ganze natürlich nicht als Werbung aufgemacht, sondern sieht auf dem ersten Blick wie irgendein Erfahrungsbeitrag aus. Gibt im Internet und von Hundetrainern auch immer wieder Hinweise, wie "perfekter" Kot auszusehen hat - geht meistens in die Richtung "ganz wenig und sehr fest".
Ich hab mit Jin einen Hund, der fast alles verträgt, obwohl sie scho 2-3x Giardien hatte. Sookie ist leider relativ sensibel - allerdings nur was Fertigfutter anbelangt. Beim Gekochten oder Essensresten geht ansich alles (oder ich hab noch nix gekocht, was sie nicht so gut verträgt). Wobei sie von unpassenden Futter nur weichen Kot bekommt, was bei ihr dann über die Länge zu Problemen mit den Analdrüsen führt.
Meine Mädels setzen beide mehrfach am Tag Kot ab und wenn viel gerannt wurde und/oder es mal sehr aufregend war, ist auch mal ein matschiger Haufen dabei. Das liegt a) daran, dass sie mehrfach am Tag Futter bekommen (Hauptfutter 2x/Tag, dazwischen dann noch oft Essensreste, Kekse, Leckerchen, Obst/Gemüse...) und b) daran, dass Bewegung und Aufregung den Verdauungsapparat anregt. Sookie ist ein aufgeregterer Hund als Jin - ohne dabei hibbelig zu sein -, daher neigt sie einfach zu ein bisschen weicherem Kot. Wg. der Analdrüsenproblematik hab ich also nach einem Futter gesucht, dass das etwas ausgleicht.
Interessanterweise bekommen beide Mädels manchmal von Kausachen (sowohl getrocknetes Ochsenmaul als auch Whimzee) kurz Durchfall - allerdings ist nie vorhersehbar ob das passiert und welche von beiden Mädels es betrifft (normalerweise nie beide). Nachdem sich der Durchfall meist auf wenige Haufen/wenige Stunden beschränkt, hab ich mich entschieden, das zu ignorieren. Meistens gibt's auch gar keinen Durchfall. Nur gelegentlich. Ich denke, dass das damit zusammen hängt, was es an dem Tag sonst so zu futtern gab.
Ich denke, dass die unterschiedlichen Kotkonsistenzen und die Häufigkeit von Kotabsatz heutzutage vermehrt auffallen, weil immer mehr Hundehalter so leben, dass sie jeden Haufen ihres Hundes aufsammeln und damit zwangsweise jeden Abweichung von der "Norm" mitbekommen. Wenn der Hund hingegen auch mal unbeaufsichtigt Kot absetzt (sei es ganz früher, weil er Streunen durfte oder weil er halt auch unbeaufsichtigt im Garten sein darf/aufm Hof rumläuft, beim Spaziergang irgendwo in ein Gebüsch kacken kann usw.) fällt hingegen seltener auf, wie oft der Hund Kot absetzt und wie dieser aussieht.
So wie manche (Erst-)Hundehalter sich beim Welpen sklavisch an 5-Minuten-Regel, Schlafdauer etc. klammern, so wollen diese Menschen auch immer "perfekten" Kot - wird einem ja auch durch Medien und Futtermittelhersteller (von diesen aber oft getarnt, so dass nicht direkt klar ist, woher der Beitrag kommt) gern suggeriert, dass das so sein muss. Dass bei den meisten Menschen der Kot auch nicht jeden Tag gleich ist, daran denkt dann auch keiner. Die wenigsten Menschen dürften sich so viel Gedanken um ihren eigenen Kot, wie um den ihres Hundes machen.
Andrerseits sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien auch beim Menschen auf dem Vormarsch. So eng wie der Hund mit dem Menschen zusammen lebt, ist es also ansich nicht verwunderlich, dass auch der Hund diese Problematiken entwickelt.
Ein Punkt dabei ist sicher die fehlende Selektion - sowohl beim Hund als auch beim Menschen. Früher sortierte sich ein Lebewesen, welches Unverträglichkeiten oder Allergien hatte, durchaus auch mal auf natürliche Weise aus - gerade, wenn man die Beschwerden nicht so einfach an einem Nahrungsmittel festmachen konnte (ich wäre nie im Leben von alleine auf all die Lebensmittel gekommen, die ich nicht vertrage). Bei Tieren war die Selektion sicher durch den Menschen nochmal etwas stärker, weil man eher seltener mit einem kränklichen Tier züchtete (also davon ausgehend, dass die Unverträglichkeit/Allergie so stark war, dass das Tier sichtlich darunter gelitten hat - mal weicherer Kot ist damals vmtl. eher seltener aufgefallen oder wurde groß Beachtung geschenkt).
Ein anderer Punkt könnte auch unser geändertes Lebensumfeld und unsere geänderte Ernährung sein. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass wir unseren Magen-Darm-Trakt damit überfordern, dass wir Lebensmittel zu uns nehmen, die es in unserer Region gar nicht gibt. Keine Ahnung, ob das stimmt. Andrerseits ist die Frage, ob wir dann überhaupt Kartoffeln essen dürften - obwohl Kartoffeln gerade bei Magenproblemen echt super sein können. Wohl eher dürften Pestizide und Herbizide mit reinspielen.