Huhu,
auch wenn es nichts mehr mit unseren Problemen zu tun hat, möchte ich euch nicht vorenthalten, dass wir nun das Obedience-Training aufgenommen haben, da auch das in einem Lerntagebuch Platz finden sollte wie ich finde.
Vorneweg: Wir haben keinerlei Turnierambitionen, sondern machen das Ganze aus Spaß an der Freude, zur Beschäftigung und um einfach mal was Anderes neben den alltäglichen Schwierigkeiten im Leben zu machen, die uns hin und wieder einholen :)
Ich werde nun einfach mal hier aufschreiben, welche Übung wir wie aufbauen. Da wir noch ganz am Anfang sind, sind es natürlich noch nicht allzu viele und die Hitze und der Regen verhindern derzeit große Übungsstunden im Garten.
Die Grundstellung
Um meinen Hund in die Grundstellung zu bringen, sollte ich Rudi zunächst vor mir absitzen lassen. das Vorsitz auf erhobenen Zeigefinger kann er bereits, das war also kein Problem. Anschließend machte ich mit dem linken Bein einen leichten Ausfallschritt nach hinten und neigte meinen gesamten Körper mit in die Richtung, während mein Blick auf den Pukt neben mir gerichtet war. Sobald Rudi aufstand und in diese Richtung lief, gab es einen Click und er wurde mit der Belohnung in einem Bogen um mich rum neben mich gesetzt, während ich gleichzeitig mein Bein wieder ranholte.
Wir brauchten nicht lange um den Bewegungsablauf einzustudieren und Rudi schafft die Grundstellung nun von ganz allein. meist reicht ein leichter Ausfallschritt, manchmal sogar nur noch der Blick.
Mit einem Kommando tue ich mich noch schwer, da ich nicht sicher bin, ob ich wohl "Fuß" sagen soll, was ja dann eigentlich für das Laufen genutzt werden soll oder ob ich einfach irgendein anderes Wort nehme.
Fuß gehen
Das Fuß gehen fingen wir natürlich klein an. Zunächst wartete ich darauf, dass mein Hund mich anblickt (wir üben den Blickkontakt im Sitz noch getrent, denn das bereitet ihm oft große Schwierigkeiten) und machte dann einen normal großen Schritt nach vorne und blieb dann wieder stehen. Wenn Rudi hier aufstand, gab es sofort einen Click und die Belohnung wieder im Sitzen neben mir. Mittlerweile weiß Rudi, dass er dann mitgehen soll und wir konnten langsam die Anzahl der Schritte steigern.
Oft passiert es noch, dass Rudi nach dem Angehen den Blickkontakt abbricht. Dann bleibe ich einfach stehen, bringe ihn erneut in die Grundstellung und mache noch einmal Blickkontakt-Übungen um dann, je nach Konzentration, nochmal zum Abschliss einen Schritt mit Blickkontakt zu machen.
Ich muss meist die Schrittanzahl während der Übungseinheit erhöhen und ganz besonderes darauf achten, nicht zu viele Schritte zu verlangen, da er dann auch weg guckt. Meist machen wir also nur zwei Durchgänge, unser absolutes Maximum lag bei 7 Schirtten. Weniger ist eben mehr 
Rechts kehrt
Nebenbei übt Rudi schon die Kehrtwende nach rechts. Hierzu sitzt er in grundstellung neben mir und bei Blickkontakt drehe ich mich um 90° nach rechts. Anfangs wurde er nur für das Aufstehen geclickt und dann im Sitzen neben mir belohnt, mittlerweile nur noch, wenn er sich wieder hinsetzt.
Wie auch beim Fuß gehen, habe ich das Problem, dass Rudi sich viel lieber quer neben mich setzt als direkt neben mir zu sitzen. Er wird derzeit trotzdem dafür geclickt, da wir ja noch sehr am Anfang sind, erhält sein Leckerchen aber nur neben mir. Langsam aber sicher wird es, wobei es aus dem Lauf heraus noch schwieriger für ihn ist.
Voraus
Rudi soll lernen voraus zu laufen, wenn ich ihm das Kommando dazu gebe. Hierzu haben wir ein Fliegenklatschen-Target aufgebaut. Das klappte super, denn das "Touch" beherrscht Rudi ja mittlerweile fast zur Perfektion *g*
Nachdem er also begriffen hatte, dass ich möchte, dass er die Fliegenklatsche anstupst, wurde diese in 2m Entfernung in den Boden gesteckt. Rudi wurde in die Grundstellung gesetzt.
Ich sollte mich dann bücken und meine zu ihm gewandte, flache Hand an seinem gesicht entlanggleiten lassen, bis der Arm ausgestreckt war und ihm gleichzeitig "Voraus" sagen. Rudi zögerte nicht lange und lief brav zur Fliegenklatsche, wofür es natürlich sofort den Klick gab.
bei der Leine bleiben
Bisher habe ich es noch nicht gesehen, aber meine Trainerin meinte, dass es Teil von Obedience wäre, dass der Hund bei einer auf dem Boden liegenden Leine bleibt (ob es nun eine Leine oder etwas anderes ist, ist ja egal^^), ohne dafür ein Kommando zu bekommen. Er soll im Prinzip hingehen und dort sitzen oder liegen, bis er eben gerufen wird.
Aufbauen tun wir das so:
Die Leine wird in der Nähe des Hundes abgelegt. Geht der Hund hin, wird er belohnt und erhält die Belohnung. Hat er bergiffen, dass die Leine das Wichtige ist und geht er oft genug hin, wird das leckerchen nach dem Klick von der Leine weg geworfen, damit der Hund dann auch begreift, dass er dort eben hingehen soll.
da auch das super klappte, kamen wir zum nächsten Schritt. Rudi geht zur Leine, bekommt seinen Klick und die Belohnung bekommt er im Sitzen neben der Leine.
Weiter sind wir hier noch nicht.
Seit letztem Freitag lebt Rudi nun schon ein Jahr hier. Nie hätte ich gedacht, dass es so hart und zugleich so schön sein würde, mit diesem Hund zu arbeiten und aus ihm etwas zu machen, mit dem wir beide gut leben können.
Was habe ich schon an Nerven und auch Tränen gelassen, weil ich angeknurrt wurde, weil sogar einmal nach mir geschnappt wurde, weil nichts klappen wollte, weil ich ignoriert wurde, weil er tat, was er noch nie getan hatte, weil er immer wieder in alte Muster zurück fällt, weil er meinen Freund mehr liebt als mich, weil ich immer wieder rechtfertigen muss, warum dieser Hund, weil...
Die Liste lässt sich beliebig fortführen und doch konnte mir nichts Besseres passieren als dieser Hund. Ich bin unendlich dankbar für jedes positive Erlebnis, für jede noch so kleine Aufforderung zu einer Streicheleinheit, für die vielen lautstarken Zerrspiele mit ihm, für sein schnelles Auffassungsvermögen und für noch so Vieles mehr...
Ich bin mir trotz der Rückschläge sicher, dass meinem Freund und mir kein besserer Hund hätte ins Haus kommen können und ich freue mich auf die vielen weiteren Jahre mit unserem "Problemhund" :)
So...das musste ich auch mal los werden, für alle die, die genauso oft am Ende eines Nervenzusammenbruches stehen wie ich und sich genauso oft fragen wie ich, ob das wirklich das Richtige war und die neuen Mut brauchen um dann sagen zu können: "Ja, genau dieser Hund ist es!"
LG,
Patricia