Beiträge von Snaedis

    Wozu braucht ein Hund seine Zähne? In erster Linie zum Festhalten der Beute und bei größeren Beutetieren zum Abtrennen von Fleischstücken. Hunde sind Schlingfresser und kauen ihre Nahrung nicht (und ja, ich kenne genug Hunde, die auch ihr Trockenfutter kauen und nicht runterschlingen). Beim Menschen ist das Kauen der Nahrung wichtig, da im Speichel schon Verdauungsenzyme sind, welche die Nahrung verwertbar machen. Das ist beim Hund nicht der Fall. Der Speichel des Hundes dient nur dazu, dass Futter "flutschig" zu machen, so dass es gut abgeschluckt werden kann. Die Zähne werden also gebraucht, die Nahrung in schluckbare Stücke zu teilen.

    Ein Hund in der Größe eines Chihuahuas hat Kleinnager als Beutetiere. Die kann er sogar ohne sie zu Teilen runterschlingen.

    Chinesische Schopfhunde würden wohl maximal noch Kaninchen erbeuten können, wenn überhaupt. In der Regel werden sie sich auch an Kleinnager halten. Beutetiere bis zu dieser Größe können auch mit fehlenden Zähnen (es fehlen ja nicht alle!) verspeist werden. Von Haltern großer Nackthunde habe ich gehört, dass diese auch problemlos fleischige Knochen vom Rind fressen. Auch das die Nackthunde verwildert in ihren Ursprungsländern leben, zeigt, dass sie trotz fehlenden Zähnen sehr gut überlebensfähig sind. Die Rassen sind mehrere Jahrhunderte (manche sprechen auch von Jahrtausenden) alt! Eine Rasse mit einem heftigen Defizit hätte gar nicht so lange überleben können.

    Zurück zum Thema Zähne: die Hunde würden alle in freier Wildbahn nicht verhungern, da sie sowohl dazu in der Lage sind Beute zu machen, als diese auch zu fressen. Und das ohne Schmerzen.

    Desto weniger Zähne, desto länger dauert es aber größere Beutetiere zu teilen und zu fressen. Ist der Hund dadurch gequält, weil er länger zum Fressen braucht?


    Keiner sagt deshalb, dass der Hund keine Zähne braucht. Und natürlich ist ein vollzahniges Gebiss besser. Daher achten seriöse Züchter eben auch auf den Zahnstatus. Aber ich wiederhole mich echt supergerne: Kein Hund leidet unter fehlenden Zähnen.


    LG Anna

    Irgendwie nimmt die Diskussion eine seltsame Wendung. PL ist kein Problem für den Hund und fehlende Zähne sind auch nicht schlimm ....

    Sollte nicht der Anspruch sein das so ein Hundeleben mit allem startet was zu einem Hund so gehört?
    Außer man möchte ein noch abhängigeres und behindertes Tier?

    Fehlende Zähne sind ein Defizit, ja. Deshalb achten seriöse Züchter ja inzwischen auf einen guten Zahnstatus.
    ABER: Fehlende Zähne quälen keinen Hund oder schränken ihn soweit ein, dass er nicht überlebensfähig wäre. Daher ist es kein Qualzuchtmerkmal.

    Was machen den Herdenschutzhunde in ihren Ursprungsregionen im Sommer tagsüber? Rumliegen. Wölfe sind da ja nun auch nicht unterwegs. Selbst wenn sie mal tagsüber aktiv werden müssen: danach legt man sich wieder hin und erholt sich. Natürlich wird ihm im Sommer mal etwas warm sein, aber gerade für weniger freundliches Wetter ist das Fell dafür Gold wert.

    Im Endeffekt denke ich, dass sich jede Rasse bestmöglich an ihre Umwelt und ihren Verwendungszweck angepasst hat/ angepasst wurde. Rassen, die das nicht geschafft haben, sind einfach ausgestorben. Gab zB mal eine winzige russische Hunderasse. Ähnlich den heutigen Teacups. Die konnte damals einfach nicht überleben. Heute kann man viel genauer auf individuelle Bedürfnisse mancher Rasse eingehen, so dass es eben zu falschen Zuchtrichtungen kommt und es länger dauert, den Fehler zu erkennen.
    Heißt für mich aber auch, dass uralte Rassen keine Qualzucht sein können.


    LG Anna

    @Bubelino: Da gibt es aber noch einige mehr Hunderassen, die an unsere Breitengrad nicht optimal angepasst sind. Jedes Frühjahr auf neues wird hier erfragt, wie man seinem Fellhund im Sommer die Hitze erleichtern kann. Jeden Herbst wird nach passenden Pullis und Mänteln gefragt...

    Für mich ist der Vorteil (aufs Wetter bezogen) bei meinen Nackis, dass sie den Sommer ebenso lieben wie ich und nässe und Kälte ebenso wenig mögen. Wir sind uns also häufig einig, was die Menge und Länge der Gassigänge angeht. Im Winter machen wir etwas weniger, im Sommer etwas mehr.
    Wäre ich nicht zufällig auf den Chinesen gestoßen, wäre bei mir eine andere Rasse eingezogen, die nicht optimal an unsere Breitengrade angepasst ist.

    Wenn Hautpflege nötig ist, dann hat der Mensch diese beim Hund zu leisten. So wie die Fellpflege bei Fellhunden. Das Tiere symbiotische Beziehungen eingehen ist nicht nur bei felllosen Tieren der Fall.
    Das Elefant und Nilpferd ihre Haut vor der Sonne schützen, ist, wenn man bedenkt, wie wenig Schatten es in ihrem Lebensraum gibt, kein Wunder.Tiere mit Fell sind dort häufig wesentlich kleiner und können die spärlichen Schattenflecken besser nutzen.

    Der Nacktmull hat natürlich einen völlig anderen Lebensraum. Aber auch dieser wird ansonsten von felligen Tieren bewohnt.

    (und letztendlich hat auch der Mensch sein Fell verloren und lebt damit mindestens genauso gut, wie sein felliger Verwandter...)


    @feenzauber
    Stören die Hunde die Pickel?
    Pickel stören die Hunde meistens nicht und deuten häufig auf eine unpassende Ernährung oder eine unpassende Pflege hin. Natürlich gibt es auch Hunde die einfach mehr dazu neigen und der Hormonstatus kann es auch beeinflussen.

    @Katrina
    Hast eigentlich alle Merkmale gut aufgezählt. Ja, um diese Vorurteile geht es.

    Die Sonnenbrandgefahr ist allerdings nur bei umpigmentierten Hautstellen gegeben und selbst da nicht zwangsläufig. Mancher Nackthund mit unpigmentieren Hautstellen bekommt Sonnenbrand, manch einer nicht. Im ersteren Fall hat der Mensch für einen entsprechenden Schutz zu sorgen (ebenso, wie der Mensch bei anderen Hunden gegen Filz vorgehen muss (ich mag diese Art der Argumentation eigentlich nicht, aber vor ein paar Beiträgen wurde erst geschrieben, dass Fell, welches Pflege benötigt, kein Qualzuchtmerkmal ist, da der Hund in menschlicher Obhut lebt und dieser sich drum kümmern muss)).

    Ein Hund hat durch fehlende Zähne keine Schmerzen. Er ist in der Nahrungsaufnahme nicht eingeschränkt (ich kenne einige Nackthunde, die Mäuse, Ratten (und in einem Fall Nachbars Hühner) erlegen und fressen). Das fehlende Zähne das Fressen von Großtieren/Großtierknochen erschweren kann (da gibt es unterschiedliche Erfahrungen), kann durchaus sein, aber man muss auch sagen, dass Großtiere nicht in das natürliche Beutespektrum fallen. Außer bei den großen Varietäten von Mexikaner und Peruaner. Diese haben aber auch generell, durch den größeren Kopf und Kiefer eine höhere Beißkraft und haben auch mit größeren Knochen weniger Probleme.
    Es stimmt schon, dass das Nacktgen mit dem Zahnstatus gekoppelt ist, aber nicht so fest, wie mancher annimmt. Ebenso, wie ein genetisch nackter Chinese sehr haarig sein kann, ebenso kann ein genetisch nackter Hund einen guten Zahnstatus bekommen - es spielen hierbei wahrscheinlich mehrere Gene eine Rolle.
    Züchterisch wird immer mehr Wert auf gut Zähne gelegt, so dass sich der Zahnstatus nach und nach verbessert. Ob die Vollzahnigkeit erreicht werden kann ist fraglich. Ich persönlich kenne keinen vollzahnigen Nackthund, es gibt aber Halter, die dieses behaupten.

    "Rasieren/Scheren muss man ja eh" - müssen muss man gar nichts. Wobei es beim Chinesen schon zutrifft, dass er häufig eine mehr oder minder starke Behaarung auch am Körper hat und diese abgeschoren oder abrasiert wird. Gibt aber auch Halter, die die Haare wuchern lassen. Mexikanischer und Peruanischer Nackthund sind in der Regel wirklich nackt und haben nur selten an "ungewünschten Stellen" Haare.
    Natürlich könnte man auch einfach nur die fellige Varietät züchten. Allerdings ist gerade beim Chinesen die fellige Variante weniger wärme/hitzeliebend, durch das lange Fell. Und natürlich spielt auch eine optische Komponente mit rein.

    Fehlendes Fell hat durchaus auch Vorteile. So kann sich zB Ungeziefer weniger gut festhalten. Ebenso ist große Hitze ein geringeres Problem. Die Haut ist häufig fester, was das Verletzungsrisiko (gegenüber eines Hundes mit kurzem, dünnen Fell) senkt.
    Schaut man auch mal über den Tellerrand der einzelnen Spezies hinaus, fallen einem schon noch einige Tiere ein, bei denen sich die Haarlosigkeit als Vorteil (oder zumindest nicht als Nachteil) darstellt (Elefant, Nashorn, Nacktmull,...).

    In wie fern in den Ursprungsländern die felligen Straßenhunde/ verwilderten Hunde es durch den Menschen schwerer haben entzieht sich meiner Kenntnis. Ändert aber nichts daran, dass der Nackthund dort auch ohne den Menschen sehr gut zurecht kommt und überlebt. Das es bei anderen Wildhunde keine nackte Variante gibt liegt eher daran, dass es dort keine Mutation gab, welche die Nacktheit in die Population gebracht hat.

    Die Resorption von Föten ist auch ein Grund, da im Qualzuchtgutachten, fälschlicherweise von vermehrten Totgeburten gesprochen wird, was definitiv nicht der Fall ist. Die Zahl der Welpen wird nicht nur durch den Letalfaktor das FOXI3-Gens bestimmt. Die Wurfgrößen passen jedenfalls zur Größe der Rassen (beim Chinesen hab ich das mal von einem Jahr ausgerechnet, da waren es etwa durchschnittlich 4 Welpen pro Wurf). Die Föten werden im ersten Drittel der Trächtigkeit resorbiert, er ist also zum Zeitpunkt der Resorption ein Zellhaufen.
    Der Unterschied beim Nackthund zu vielen anderen Rassen und Lebewesen ist, dass eine genetische Variante bekannt ist, aufgrund derer es zur Resorption kommt.
    Ob man die Resorption vermeiden will oder nicht, ist (meiner Meinung nach) eine ethische Fragestellung und keine die mit dem Thema "Qualzucht" zu tun hat. Aus ethischen Gründen würde ich eine Einschränkung (Verpaarung von Nackt x Nackt verbieten) verstehen. Aus wissenschaftlicher Sicht nicht.


    Ganz schön lang geworden der Text. Dafür, dass ich eigentlich nicht wieder den Nackthund in die Diskussion bringen wollte und es mir eigentlich darum ging, dass der Chihuahua (und andere Kleinhunde) keine Qualzucht sind, nur weil sie weniger als 5kg wiegen...

    LG Anna

    Als ich die Nackthunde kennen gelernt habe, hatte ich alle Vorurteile, die man haben kann. Ich habe mich erst dann mit dem Nackthund beschäftigt. Und nach und nach festgestellt, dass meine Vorurteile zum aller größten Teil haltlos sind.

    Es wird mehr als genug über die Kritik nachgedacht in Nacki-Kreisen. Dummerweise gibt es nämlich das Qualzuchtgutachten und dummerweise handelt so mancher Arzt, Amts-Vet, nach diesem. Das Problem ist nämlich auch, dass es keine wissenschaftliche Studien gibt, welche die Behauptungen entkräften. Es gibt zwar auch keine welche diese belegen, aber in diesem Fall heißt es leider nicht "im Zweifel für den Angeklagten". Nein, jeder Zweifel wird negativ für die Rassen ausgelegt...

    LG Anna

    Beim Nackthunde basiert die Argumentation nunmal vor allem auf Vorurteilen. Muss man ja nur mal ins Qualzuchtgutachten schauen und Quellen zu den Behauptungen suchen. Quellen, welche das Geschriebene mit Zahlen stützen. Gibt es nämlich nicht.

    LG Anna

    (Haus-)Tiere unter 5kg sollten dann wohl generell verboten werden?
    Diese sind ja generell verletzungsanfälliger und kommen eher durch größere Tiere zu Schaden :???:


    Zu fehlenden Zähnen: die alten Nackthunderassen haben ja bekanntermaßen (fast?) immer fehlende Zähne. Trotzdem sind sowohl peruanische als auch der mexikanische Nackthund nicht nur Jahrhunderte alt sondern leben noch heute als Straßenhunde und verwildert in ihren Ursprungsregionen. Überleben dort, trotz teilweise starken Temperaturschwankungen, trotz starker Sonneneinstrahlung, jagen ihr Futter oder leben, wie viele Straßenhunde, von den Resten der Menschen... überleben ohne menschlicher Hilfe. In Peru gilt der peruanische Nackthund als Kulturgut.
    Aber in Deutschland zerbricht man sich darüber den Kopf, ob der Hund eine Qualzucht ist. Den Kopf voll mit Vorurteilen, weil der Hund so anders ist...

    Und wenn sich die Ohren durch die Verfilzung entzünden? (was ohne Pflege passiert)

    Leidet ein Hund mit einer Ohrenentzündung mehr oder weniger, als ein Hund, der schlecht atmen kann?

    Man kann und sollte meiner Meinung nach solche Vergleiche nicht ernsthaft aufstellen.

    Jede Zucht kann einen falschen Weg einschlagen. Wichtig ist, diesen zu erkennen und den Weg entsprechend zu ändern.


    EDIT: das "Qualzuchtgutachten" ist mMn mehr als unausgereift. Jedenfalls beim Nackthund stützt es sich vor allem auf eine veraltete Quelle und Vorurteile. Wird bei einigen anderen Rassen ähnlich sein...