@Katrina
Hast eigentlich alle Merkmale gut aufgezählt. Ja, um diese Vorurteile geht es.
Die Sonnenbrandgefahr ist allerdings nur bei umpigmentierten Hautstellen gegeben und selbst da nicht zwangsläufig. Mancher Nackthund mit unpigmentieren Hautstellen bekommt Sonnenbrand, manch einer nicht. Im ersteren Fall hat der Mensch für einen entsprechenden Schutz zu sorgen (ebenso, wie der Mensch bei anderen Hunden gegen Filz vorgehen muss (ich mag diese Art der Argumentation eigentlich nicht, aber vor ein paar Beiträgen wurde erst geschrieben, dass Fell, welches Pflege benötigt, kein Qualzuchtmerkmal ist, da der Hund in menschlicher Obhut lebt und dieser sich drum kümmern muss)).
Ein Hund hat durch fehlende Zähne keine Schmerzen. Er ist in der Nahrungsaufnahme nicht eingeschränkt (ich kenne einige Nackthunde, die Mäuse, Ratten (und in einem Fall Nachbars Hühner) erlegen und fressen). Das fehlende Zähne das Fressen von Großtieren/Großtierknochen erschweren kann (da gibt es unterschiedliche Erfahrungen), kann durchaus sein, aber man muss auch sagen, dass Großtiere nicht in das natürliche Beutespektrum fallen. Außer bei den großen Varietäten von Mexikaner und Peruaner. Diese haben aber auch generell, durch den größeren Kopf und Kiefer eine höhere Beißkraft und haben auch mit größeren Knochen weniger Probleme.
Es stimmt schon, dass das Nacktgen mit dem Zahnstatus gekoppelt ist, aber nicht so fest, wie mancher annimmt. Ebenso, wie ein genetisch nackter Chinese sehr haarig sein kann, ebenso kann ein genetisch nackter Hund einen guten Zahnstatus bekommen - es spielen hierbei wahrscheinlich mehrere Gene eine Rolle.
Züchterisch wird immer mehr Wert auf gut Zähne gelegt, so dass sich der Zahnstatus nach und nach verbessert. Ob die Vollzahnigkeit erreicht werden kann ist fraglich. Ich persönlich kenne keinen vollzahnigen Nackthund, es gibt aber Halter, die dieses behaupten.
"Rasieren/Scheren muss man ja eh" - müssen muss man gar nichts. Wobei es beim Chinesen schon zutrifft, dass er häufig eine mehr oder minder starke Behaarung auch am Körper hat und diese abgeschoren oder abrasiert wird. Gibt aber auch Halter, die die Haare wuchern lassen. Mexikanischer und Peruanischer Nackthund sind in der Regel wirklich nackt und haben nur selten an "ungewünschten Stellen" Haare.
Natürlich könnte man auch einfach nur die fellige Varietät züchten. Allerdings ist gerade beim Chinesen die fellige Variante weniger wärme/hitzeliebend, durch das lange Fell. Und natürlich spielt auch eine optische Komponente mit rein.
Fehlendes Fell hat durchaus auch Vorteile. So kann sich zB Ungeziefer weniger gut festhalten. Ebenso ist große Hitze ein geringeres Problem. Die Haut ist häufig fester, was das Verletzungsrisiko (gegenüber eines Hundes mit kurzem, dünnen Fell) senkt.
Schaut man auch mal über den Tellerrand der einzelnen Spezies hinaus, fallen einem schon noch einige Tiere ein, bei denen sich die Haarlosigkeit als Vorteil (oder zumindest nicht als Nachteil) darstellt (Elefant, Nashorn, Nacktmull,...).
In wie fern in den Ursprungsländern die felligen Straßenhunde/ verwilderten Hunde es durch den Menschen schwerer haben entzieht sich meiner Kenntnis. Ändert aber nichts daran, dass der Nackthund dort auch ohne den Menschen sehr gut zurecht kommt und überlebt. Das es bei anderen Wildhunde keine nackte Variante gibt liegt eher daran, dass es dort keine Mutation gab, welche die Nacktheit in die Population gebracht hat.
Die Resorption von Föten ist auch ein Grund, da im Qualzuchtgutachten, fälschlicherweise von vermehrten Totgeburten gesprochen wird, was definitiv nicht der Fall ist. Die Zahl der Welpen wird nicht nur durch den Letalfaktor das FOXI3-Gens bestimmt. Die Wurfgrößen passen jedenfalls zur Größe der Rassen (beim Chinesen hab ich das mal von einem Jahr ausgerechnet, da waren es etwa durchschnittlich 4 Welpen pro Wurf). Die Föten werden im ersten Drittel der Trächtigkeit resorbiert, er ist also zum Zeitpunkt der Resorption ein Zellhaufen.
Der Unterschied beim Nackthund zu vielen anderen Rassen und Lebewesen ist, dass eine genetische Variante bekannt ist, aufgrund derer es zur Resorption kommt.
Ob man die Resorption vermeiden will oder nicht, ist (meiner Meinung nach) eine ethische Fragestellung und keine die mit dem Thema "Qualzucht" zu tun hat. Aus ethischen Gründen würde ich eine Einschränkung (Verpaarung von Nackt x Nackt verbieten) verstehen. Aus wissenschaftlicher Sicht nicht.
Ganz schön lang geworden der Text. Dafür, dass ich eigentlich nicht wieder den Nackthund in die Diskussion bringen wollte und es mir eigentlich darum ging, dass der Chihuahua (und andere Kleinhunde) keine Qualzucht sind, nur weil sie weniger als 5kg wiegen...
LG Anna