Der ausgeprägte Beschützerinstinkt ist typisch für Schäfis. Da kann und muss man dran arbeiten.
Es geht darum, das an sich erwünschte Verhalten in vernünftige Bahnen zu leiten. Denn was der Hund nur sehr schlecht kann, ist das Deuten der Situation. Zwei Beispiele:
Der 2-jährige Till war der dicke Freund meines Rüden (Schäferhund) (umgekehrt genauso). Nun war Till bei uns als sein Vater ihn zum Abendbrot holen wollte. Till wollte aber nicht weg. Papa schnappt sich Till, klemmt ihn unter seinen Arm und Till fängt natürlich an zu weinen. Alarm und mein Rüde wollte Till verteidigen.
Revierfest des Polizeireviers meiner Frau. Ich hole sie ab, habe die Hunde dabei und wir gesellen uns dazu. Es wird getanzt, ein Abklatschen mit dem Tanzpartner und mein Rüde sieht wieder eine Alarmsituation.
Aus seiner Sicht gab es in beiden Fällen gute Gründe, um eingreifen zu wollen. Völlig ok, nur objektiv bestand kein Grund zum Eingreifen. Das kann ein Hund aber nicht erkennen. Er unterliegt einem verständlichen Irrtum. Hier ist der Hundehalter gefragt, der korrigierend eingreifen muss, aber auch erzieherisch den Eiertanz auf die Reihe bringen muss, dass der Hund nur dann eingreifen darf, wenn er den Auftrag dazu hat oder wenn wirklich eine akute Gefahr für Leib und Leben besteht. Exakt so, einschließlich der Eigeninitiative im Falle des Befehlsnotstandes, wird das von Polizeihunden erwartet!
Es ist ein Eiertanz! Aber das, was dein Hund macht, auch typisch Schäfi, nämlich durch Bellen Neugierige zu warnen, ist m.E. nicht schlecht. Wenn er gut ist, dann beißt er auch nicht ernsthaft mit aller Kraft sondern setzt nur die Mittel bzw. soviel Kraft ein, wie nötig ist, um das gewünschte Ziel zu erreichen.
Warnen (bellen), scharf warnen (knurren), korrigierend eingreifen (wegdrängen, z.B. am Arm fassen und wegführen oder an Ort und Stelle festhalten) und unmittelbarer Zwang (Biss) sind die Mittel, die dem Hund zur Verfügung stehen und die er auch, sofern er vernünftig handelt, abgestuft einsetzt.
Wie gesagt, arbeite daran und siehe zu, dass du seinen Schutztrieb in geordnete Bahnen gelenkt bekommst. Konkret: Mache ihm klar, dass die meisten, die allermeisten Situationen völlig normal sind und ihn die auch gar nicht interessieren müssen. "Nein, interessiert nicht, ruhig!"