Dann will ich auch mal berichten...
Meine Familie kommt aus Nordwestspanien. Die Gegend war immer eine der ärmsten Spaniens und hing schon immer ein paar Jahre hinterher
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In der Stadt sieht man heutzutage meist kleinere Hunde, die von den Besitzern an der Leine spazieren geführt werden, Hinterlassenschaften werden weg gemacht, also insgesamt schon recht zivilisiert, auch wenn diese Hunde wohl nie von der Leine kommen oder großartig ausgelastet werden. Rassehunde (die typischen Moderassen meist: Chi, franz. Bulli, Goldis, Cocker, Dalmis, Huskies etc.) werden dort noch völlig selbstverständlich in Zoogeschäften angeboten zu Preisen wie sie hier auch vom guten Züchter kosten
. Darüber macht sich dort niemand Gedanken, dass es ja evtl. auch ganz wichtig wäre zu sehen, wer die Eltern sind, wie die Welpen aufwachsen etc. Natürlich werden sie dort auch zuhauf unüberlegt angeschafft für die Kinder. Werden sie groß oder machen Probleme, landen sie ganz schnell auf der Straße oder in der Tötungsstation, wenn sie Glück haben auch in einem der wenigen Tierheime.
Auf dem Land sieht es noch anders aus: Die Hunde der umliegenden Grundstücke, die nicht an der Kette gehalten werden, rotten sich zu kleinen Rudeln zusammen und machen als Gang die Gegend unsicher. Meist sind es die kleineren Hunde, die großen sind angekettet, weil sie bewachen sollen und viele Leute vor großen Hunden Angst haben. Kastriert sind dort die wenigsten Hunde, entsprechend oft gibt es Welpen, die entweder verteilt oder auf dem Wochenmarkt verkauft werden (wenn sie klein und niedlich sind) oder leider auch oft immer noch getötet werden. Die meisten Hunde leben nur draußen, werden mit Essensresten gefüttert oder mit billigstem Supermarktfutter (und das ist dann schon ein Luxus). Einen Tierarzt sieht auch kaum jemals einer von ihnen, kostet ja Geld. Das finde ich so schlimm, den Leuten geht es finanziell meist gar nicht schlecht, aber für das Tier Geld ausgeben? Nein. Wir werden immer mit hochgezogener Augenbraue betrachtet, weil unser Hund mit in den Urlaub kommt (teilweise per Flieger - kostet also nochmal extra), ins Haus darf und sogar bei uns im Schlafzimmer schläft.
Jagdhunde werden meist ganzjährig im Zwinger gehalten, nur zur Jagdsaison kommen sie raus, den Rest des Jahres vegetieren sie mehr oder weniger dahin (sicher gibt es da auch solche und solche). Eine körperliche oder geistige Auslastung oder vernünftige Erziehung bekommen die wenigsten Hunde dort.
Mit Hund kommt man dort kaum irgendwo rein. In Restaurants und Einkaufszentren nicht und an den Strand schon mal gar nicht (außer einige wenige Strände, wo nichts gesagt wird, die sind aber meist sehr steinig und daher eh nicht so attraktiv).
Inzwischen gibt es dort zum Glück neben der Tötungsstation (die die Wartefrist nicht ganz genau nimmt, solange nicht alle Zwinger belegt sind) auch einige Tierschutzvereine, die Tierheime aufgebaut haben. Die Leute sind sehr engagiert, organisieren Kastrationsaktionen, holen soweit möglich Tiere aus den Tötungsstationen raus und klären immer wieder auf (in Einkaufszentren, Schulen, im Fernsehen). Langsam merkt man, dass ein Umdenken stattfindet, gerade bei den Jüngeren. Die Tiere werden nur regional vermittelt und es wird sehr darauf geachtet, wohin sie vermittelt werden. Trotzdem gibt es auch militante Gegner dieser Tierschutzvereine, die offizielle Adresse wird nirgendwo im Internet bekannt gegeben, es gibt dort strenge Sicherheitsvorkehrungen, teilweise schicken sie immer wieder neue Leute in die Tötungsstationen, weil die ihnen bekannten Leute der Vereine von den Tötungsstation keine Hunde mehr bekommen.
Unser nächster Hund wird garantiert von dort kommen, das habe ich mir geschworen und werde dafür alle Hebel in Bewegung setzen. Ich bin fast jedes Jahr dort bei meinen Familie und jedes Mal blutet mir das Herz, dass ich nur so wenig tun kann. Wenigstens einer dieser Hunde soll erfahren, dass ein Hundeleben auch anders aussehen kann.