Beiträge von terriers4me

    Ich bin jetzt seit mehr als 30 Jahren unterwegs und habe dabei zwischen einem und fünf Hunde bei mir gehabt. Die letzten zwölf Jahre war ich immer in der Position, bei jeder kritischen Begegnung schlimmstenfalls die A***karte zu haben, weil mein Hund sehr klein und dabei zeitweise auch noch blind und krank war.

    Wir hatten dabei wirklich reichlich Begegnungen, die nichts als Fassungslosigkeit zurückließen, aber noch nie irgendwas, was mir eine Forderung nach GENERELLEM Leinenzwang anders als absurd vorkommen ließe.

    Immerhin ist heute schon jeder gesetzlich verpflichtet, seinen Hund so zu führen, daß er niemanden schädigt, und es gibt da bekannlich auch längst Sanktionen. Das sollte ja wohl reichen (wenn es denn durchgesetzt würde!) Aber wegen irgendwelcher ungefährlicher, aber subjektiv ärgerlicher Belästigungen gleich nach der Kollektivstrafe zu rufen, finde ich maßlos übertrieben.

    Warum bitte soll ich z.B. meinen Hund in der menschleeren Pampa generell anleinen müssen bzw irgendwelche tagelangen(!!) Behörden-Prüfungen ablegen, nur weil irgendjemand in irgendeiner Großstadt den minimalsten zwischenmenschlichen Umgang mit Hund auch nicht besser gebacken kriegt als ohne?

    "...ich finde es bedenklich das Otto-Normal-Buerger nach immer mehr Regelung und Einschraenkung fordert anstatt einfach etwas mehr Toleranz, Umsicht und Alltagsverstand (eben gesunden Menschenverstand) walten laesst.
    Ich brauche keine staatliche Regelung und keine Obrigkeit um mit meinen Viechern durch die Oeffentlichkeit zu pilgern."

    So isses!!!

    Ich frag mich allmählich auch, was eigentlich aus einem Land werden soll, dessen mündige Bürger permanent nach mehr Gesetzen und Kontrolle jammern - und möglichst jede überhaupt nur erdenkliche Lebenssituation von Übervater Staat abgesichert haben wollen?

    Es kann doch nicht SO schwierig sein, auch als Hundehalter mal selbst das Hirn einzuschalten und so viel selbstverständliche Rücksicht zu nehmen, daß man nicht noch mehr gegängelt werden muß als eh schon??

    ...und wir brauchen auch nicht lange zu raten, aus welcher Quelle - niemand mit auch nur einem Funken Verantwortungsbewußtsein hätte ihnen unter diesen Umständen einen derartigen Hund gegeben.

    Immer dieselbe Geschichte, und durch die ewige Wiederholung wird sie nie weniger traurig. Immerhin hast du getan, was du nur tun konntest - und wahrscheinlich darfst du zu gegebener Zeit dann auch den "neuen, guten Platz" für den lästig gewordenen Köter suchen helfen...

    Hallo Claricia,

    nochmal: Ich find dein Engagement wirklich toll, und insofern möchte ich - auch deinen Freunden - nochmal etwas anschaulicher erzählen, weshalb bei Jack Russell und Kind oft so ein schlimmes Ende vorprogrammiert ist.
    Das liegt nämlich weder daran, daß der Hund böse oder das Kind doof ist - das sind oft schiere, unvermeidliche Mißverständnisse durch diese "Vorwärtsverteidigung", die ein Terrier über viele, viele Generationen hinweg angezüchtet bekommen hat. Schnapp es dir, bevor es dich schnappt - diese Reaktion war und ist bei seinem Jagdberuf erwünscht und kommt in kritischen Momenten immer wieder durch, und für einen körperlich so kleinen Hund kommen kritische Momente eben viel eher als für einen Neufundländer. Etwa dann, wenn ihn ein Kind in eine Ecke drückt, penetrant verfolgt, sonstwie hart bedrängt oder einfach sehr erschreckt.

    Ein Beispiel: Ich bin vor vier Wochen mit meiner Russell-Hündin, die für ihre Rasse sehr sanft ist und mir auch bei unangenehmen Sachen sehr vertraut, eine bröselige Betontreppe hochgestiegen, Hund an langer Leine ein Stück vor mir. Plötzlich brach ein Stück Stufe weg, ich kam ins Rutschen, fiel polternd in Richtung des Hundes - und der erschrockene Terrier fuhr blitzschnell herum und sprang mit einem entsetzten Aufknurren nicht etwa weg, sondern direkt auf mich zu.

    Ging dann alles gut: ich konnte mich halbwegs abfangen, der Hund sah in Sekundenbruchteilen, daß da eben doch kein Beutegreifer unverhofft von hinten kam - und dann saßen wir beide auf dieser blöden Treppe und mußten uns erstmal gegenseitig über diesen Riesenschrecken wegtrösten. Zum Vergleich: Ich bin mal über eine Baumwurzel gestolpert und dem großen Schäferhundboxer, den ich an der Leine hatte, wirklich hart ins Kreuz gefallen. Dieser Hund machte nur einen Satz zur Seite und kam dann mit einem "Was war DAS-denn?"-Ausdruck interessiert schnüffeln. Mehr nicht.

    Ein Terrier kann wirklich sehr schnell und sehr heftig reagieren, und damit ist ein Kind ohne dauernde Aufsicht schlicht überfordert. Den eigenen Hund plötzlich praktisch im Gesicht zu haben, wenn man doch "nur" an dem süßen Tier herumgezerrt hat wie an einem Spielzeug, ist ein Erlebnis, das ein Kind wirklich total schocken kann, von eventuellen Verletzungen ganz zu schweigen. Wird der Hund dann auch noch hart gestraft, fühlt er sich in Gegenwart des Kindes bald noch bedrohter, wehrt sich also immer schneller - und schon ist der Teufelskreis da.

    Insofern, falls es überhaupt ein Hund sein muß, dann bloß kein Terrier-Typ - und vielleicht ist eine Katze tatsächlich die bessere Wahl? Der gesteht man im Notfall zumindest das Recht auf Fauchen, Kratzen und Flüchten zu - den wehrhafteren kleinen Hund bringt dieselbe Reaktion schnell ins Tierheim und das Kind schlimmstenfalls ins Krankenhaus...

    Wenn das Kind sich nicht einmal einen Hund wünscht, also dem Welpen gegenüber vermutlich zwischen unsicher und aggressiv schwanken wird, wird das bitter, bitter nach hinten losgehen.

    Endstadium sind dann ziemlich sicher ein entweder angstaggressiver oder neurotisch ängstlicher Hund (weil für Knurren etc. bestraft - möglichst noch vom Kind), und dazu ein Kind, das entweder die Erfahrung macht, in Selbstverteidigung böse gebissen zu werden und Angst vor Hunden zu bekommen, oder die, ein kleines Tier grenzenlos einschüchtern, tyrannisieren und als Spielzeug gebrauchen und wegwerfen zu können.

    Würde ich beides für pädagogisch nicht so wertvoll halten - und mit einem Terrier liefe es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die erste Varainte hinaus: bedrängter Hund verteidigt sich blitzschnell und hart vorwärts, wie es einem solchen Jagdhund nun mal angeboren ist, Kind nimmt Schaden, Hund wird entsorgt. Der Tierschutz ist voll mit Terriern, die allesamt auf diese Weise das Kinder-Beißen gelernt haben...

    Meine zweijährige Hündin hat nach der Kastration auch angefangen zu tröpfeln, zwar nur gelegentlich kleine Mengen im Schlaf, aber es war ihr unangenehm genug. Akute Blasenprobleme wurden ausgeschlossen, und seitdem bekommt sie täglich einen halben Teelöffel feingemahlene Kürbiskerne übers Futter. Dieses Granulat aus dem Reformhaus, einfach nochmal im Mixer pulverisiert.

    Von da an war sie wieder so komplett dicht, so daß ich's neulich mal probehalber abgesetzt habe - und eine Woche später fing das Tröpfeln im Schlaf wieder an. Seit sie die Kerne wieder bekommt, ist Ruhe. Hilft also offenbar gut bei leichten Fällen, vielleicht mögt ihr es auch mal ausprobieren?

    Ich kann dir wirklich von hier aus nur tausend Dank für deinen Einsatz aussprechen - damit hast du dem Kind vermutlich einen Biß und einem weiteren Jack Russell die Totalneurose oder das Tierheim erspart! Ein Jagdhund mit Vorwärtsverteidigung und ein ADS-Kind sind wirklich ein höllische Kombination, ein Glück, daß das vom Tisch ist!! Vergiß aber bitte nicht, vorsichtshalber nochmal zu betonen, daß JRS in allen Haarlängen, ganz besonders in kurz, haaren wie verrückt, und daß die Kurzhaarigen aller Rassen da generell sehr fies sein können. Geschorener Pudel ist deutlich pflegeleichter.

    Ich denke, unter diesen Umständen wäre ein Hund überhaupt nur ratsam, wenn er (was ja ohnehin selbstverständlich ist) die Aufgabe der Erwachsenen wäre, und die bereit wären, in das Zusammenleben von Hund und Kind sehr, sehr viel Erziehungsarbeit zu stecken. Außerdem wär's vermutlich günstiger, ein etwas größeres (nicht riesiges!), körperlich und nervlich besonders standfestes Tier zu wählen. Kleine Hunde fühlen sich generell von einem ungestümen Kind schneller körperlich bedroht und reagieren entsprechen, ein Größerer kann vieles noch eher an sich ablaufen lassen.

    Mir fällt dabei immer der unglaulich schöne Königspudel ein, der hier drei lebhafte Kinder souverän und gelassen begleitet. Als Familienhund perfekt, aber leider wildert der draußen wie Sau - ich weiß nicht, ob z.B. die mittleren Pudel auch so dazu neigen?

    Für mich wäre die Frage aller Fragen allerdings erstmal: WÜNSCHT sich das Kind überhaupt einen Hund - oder soll es den aus pädagogischen Gründen sozusagen vorgesetzt kriegen?

    "....allerdings bin ich auch nicht zimperlich, wenn ich einem angreifer klar mache, dass ich sein vorhaben nicht schätze."

    Wunderbar ausgedrückt Marion... so ähnlich halten wir's hier auch. Allerdings mit dem großen Glück, daß hier bisher (toitoitoi!) weniger die bösartige als die ungezügelt rüpelige Sorte anzutreffen ist. Also halb so wild - aber manchmal schon nervig und eben für einen kleinen Hund auch gefährlich.

    Gestern z.B. hatten wir einen halbwüchsigen Sennenhund, neu im Revier, der plötzlich anfing, kläffend und in dieser Hütehunde-Zwickmanier auf meinen schon auf dem Rücken liegenden Achtkilohund zu hopsen und immer fester zuzukneifen. War aus seiner Sicht sicher nur ein nettes Spiel, Frauchen fand's auch cool, aber Terrier und ich weniger. Den Klops mußte ich dann auch nicht nur am Geschirr abpflücken, sondern, weil das nicht reichte, auch noch mit recht nachdrücklichem Körpereinsatz zu seiner reglosen Besitzerin bugsieren. Eigentlich ätzend, aber über sowas reg ich mich längst nicht mehr auf - immerhin läßt sich mit den Hunden direkt meist besser reden als mit einigen Besitzern...

    Für meinen extrem lauffreudigen jungen Hund wäre es schlicht die Hölle, wenn sie nicht regelmäßig wirklich Gas geben und ungehindert ihr eigenes Tempo rennen dürfte. Wohlgemerkt: Es geht da nicht um Jagen, sondern um das Laufen um den Laufens willen, den Zwischenspurt aus Freude an der eigenen Kraft. Sowas ersetzen weder der Garten noch die Zehnmeterleine, die sie jetzt während der Brutzeit trägt. Der Unterschied ist deutlich zu sehen - schon daran, daß sie an jeder Leine Paß geht, also sichtbar verspannt ist.

    Glücklicherweise gibt es hier ein geeignetes Gelände zum Rennen, sonst hätte ich mir einen so temperamentvollen Hund auch nicht wieder angeschafft. Genereller, überall durchgesetzter Leinenzwang wäre so ziemlich der einzige Grund, der mich dazu bewegen könnte, mich von meinem Hund zu trennen - das wäre für dieses Tier schlicht massive Quälerei. Aber erstmal würden wir's gemeinsam mit einer Hardcore-Gesetzesbrecher-Laufbahn versuchen!

    PS: Der Hund ist übrigens innerorts und da, wo eine Straße auch nur in der Nähe ist, rund ums Jahr IMMER angeleint, bei jedem Schritt aus der Pforte, auch wenn andere HH mich da für albern halten - zur eigenen Sicherheit.