Beiträge von terriers4me

    Ich hatte und brauchte die Teile wie gesagt nie, und bin auch nie auf die Idee gekommen, daß uns da was fehlt. Für einen ganzen Wurf hatten wir nachts ein Gitter, bei einzelnen Welpen tat's als Ruhe- und Rückzugsplatz bisher immer das gute alten Körbchen, das bei den Größeren auch neben meinem Bett stand. Die Russells waren dann ganz fix drin...

    Meinen letzten Welpen wollte ich aber mal richtig nach modernsten Erkennissen aufziehen, also auch gleich daran gewöhnen, im Haus mal eingesperrt zu sein. Zu Kennel konnte ich mich nicht durchringen, weil ich den Welpen jederzeit von oben anfassen möchte, wenn's sein muß, etwa wenn er nachts quiemt, und weil ich ihm nicht die Chance nehmen will, zwischendurch mal ein paar Schritte zu gehen und sich anderswo hinzulegen - das haben meine Hunde bisher alle gern getan. Dafür gab's einen todschicken Riesen-Welpenauslauf für das Zweikilohündchen. Klappte erst prima - bis ich beim Zimmer-Verlassen gerade noch sah, wie dieser Neunwochen-Winzling mit einem einzigen Satz die 70 cm bis zum oberen Rand geschafft hatte, sich blitzschnell rüberzog, auf die andere Seite plumpste und mir strahlend folgte.

    Hätte ich in dem Alter NIE für möglich gehalten, hat mir einen Todesschrecken eingejagt - und das war's dann mit den modernen Zeiten. Ich hab mit dem zerlegten Gitter dann die Kabel und andere nagegefährdete Objekte vor dem kleinen Biber gesichert und ihn ansonsten wie alle anderen auch laufenlassen, beim Alleinbleiben eben erstmal nur in Flur und Küche. Hat bestens funktioniert.

    najira,

    genau so - das scheint bei diesen hoch reaktiven Jagdhunde-Granaten wirklich das einzige zu sein, was funktioniert. Seit der Hund weiß, daß er in solchen Aufregungssituationen zumindest vor meinen Erziehungsversuchen Ruhe hat und eben auch mal blitzschnell ausweichen oder vorschießen kann, ohne dann prompt wieder stehenbleiben zu müssen, ist das ganze Gezappel insgesamt schon deutlich besser geworden.

    Ich hab ja hier auch eine von dieser Sorte, und ich habe festgestellt, daß sie komplett abdreht, sobald ich versuche, sie zuviel zu disziplinieren. Alles, was bei niedrigerem Aufregungslevel gut hilft, zum Beispiel Stehenbleiben, führt von einem gewissen Adrenalinspiegel an nur noch zu -zig Übersprungshandlungen bis hin zum Scharren fiktiver Löcher, und mache ich das mehrmals, ist bald auch noch der letzte Rest an Konzentrationsfähigkeit total futsch und der Hund so gestreßt, daß er kaum noch ansprechbar ist.

    Insofern trägt sie jetzt in fremder Umgebung grundsätzlich Geschirr, ich halte die Leine relativ kurz, lasse ihr erstmal das aufgeregte Schnüffeln und Zappeln, gehe dabei aber einfach ruhig weiter und ignoriere sie total. Ab und zu lasse ich sie dann mal Sitz machen (das funktioniert komischerweise immer - nur Bewegung mäßigen fällt ihr entsetzlich schwer), und sich umsehen, so daß etwas Ruhe in das Ganze reinkommt. Meist mäßigt sie sich dann bald von selbst und geht auf dem Rückweg oft schon brav nebenher.

    Ich habe, glaube ich, am Anfang den großen Fehler gemacht, da bei einem sehr temperamentvollen, sehr jungen Hund viel zuviel regeln zu wollen, bin also z.B. immer wieder stehen geblieben. Insofern scheinen solche Situationen für den Hund jetzt leider doppelt spannungsgeladen zu sein, einmal durch den Außenreiz, einmal dadurch, daß sie erwartet, die ganze Aufregung nicht mal in Bewegung umsetzen zu dürfen. Daher kommen wir da im Moment mit Ignoranz am besten klar - und warten auf das weitere Erwachsenwerden.

    Meine erste Hündin war schon von Welpenbeinen an sowas Ähnliches wie eine eine hündische Minerva MacGonagall: hochintelligent, vernünftig bis zum Geht-nicht-mehr und das totale Arbeitstier. Keine größeren Baustellen, außer der Tatsache, daß sie alles furchtbar ernst nahm und nicht mal als Welpe verspielt war - aber so war sie nun mal. So ziemlich nichts, was sie nicht lernte, nahezu keine Situation, in der sie mich nicht problemlos begleitet hätte. Wenn es je sowas wie den perfekten Hund gab, dann war sie das.

    Aber "fertig" war sie deswegen nie, sondern sie hat über ihr ganzes Leben immer weiter gelernt. Und zwei Schwächen, bei denen wirklich alles aussetzte und jede Erziehung vergeblich war, hatte sie natürlich auch: Eichhörnchen und Schokolade.

    "ich sehe oft hunde, die an ihrem halter vorbeileben, unglücklich aussehen. sowas will ich verhindern."

    Dazu bist du jetzt auf dem allerbesten Weg. Das sind nämlich ganz oft genau die Hunde, die schnell und ohne große Überlegung "mal eben" angeschafft worden sind und dann überhaupt nicht zu ihren Haltern passen.

    Wo ihr euch jetzt tollerweise entschieden habt, den Welpen sorgfältig auszusuchen, könnt ihr da auch gleich anders an die Suche rangehen: Der Weg ist sozusagen erstmal das Ziel, und ein großer Spaß ist er auch - das Kennenlernen "seiner" Rasse kann man wirklich genießen, ohne gleich fest verpflichtet zu sein.

    Sobald ihr Kontakt zu guten Züchtern habt, die euch auch über die Rasse informieren können, seht ihr euch in Ruhe die Hunde an, die Welpen und die Erwachsenen, und lernt sie in möglichst vielen Situationen kennen. Dabei bekommt man dann ganz schnell ein Gefühl dafür, welcher Typ Hund wirklich in die Familie paßt, welcher dich wirklich anzieht - welcher eben noch über die Welpen-Niedlichkeit hinaus für dich persönlich das gewisse Etwas hat.

    Und damit hast du das Wissen, mit dem du gezielt auf die Suche nach deinem vierbeinigen Traumpartner gehen kannst. Oft hat ja ein erfahrener Züchter schon einen gewissen Typ, kann dir also schon im Vorfeld sagen, wie die nächsten Welpen so etwa sein könnten, wofür sie sich z.B. besonders eignen, ob da sehr viel Temperament in der Linie ist - und so weiter.

    Dann kannst du dir aus einer ganzen Auswahl potentiell geeigenter Welpen "deinen" aussuchen - wobei ich dir sogar raten würde, da sehr auf einen erfahrenen Züchter zu hören. Wie sich ein Welpe gerade dir gegenüber verhält, hängt wirklich von der Tagesform ab, zusammenleben wollt ihr aber viele Jahre. Da würde ich dann schon einen Rat von jemandem annehmen, der den kleinen Hund besser kennt. Wenn's grundsätzlich harmoniert, wird nämlich auch der Welpe, der deinen Besuch vielleicht gerade erschöpft verpennt hat, später mal DEIN allerbester Hund!

    Meinen jetzigen Hund z.B. habe ich mir auch nicht ausgesucht, sondern angeboten bekommen, weil eine Käuferin kurzfristig absprang und die Züchterin dachte, daß der Welpe zu mir passen könnte. Hat genau gestimmt - wir könnten miteinander nicht zufriedener sein.

    Da dürfte wohl tatsächlich ein genetischer Zusammenhang bestehen. Ich habe mal im Buch eines sehr erfahrenen und renommierten britischen Russellzüchters gelesen, daß einander beschädigungsbeißende Welpen sich in gewissen Linien häuften, und die Aggressionen so heftig seien, daß die betreffenden Welpen ab der fünften Woche einzeln gehalten werden müßten. Was bei Russells übrigens auf verstärkten Bullterriereinfluß zurückgeführt wird. Er selbst habe diese Linien kategorisch aus seiner eigenen Zucht ausgeschlossen, weil er solche übersteigerte Aggressivität für vererbbar halte, und das Problem sei nicht mehr aufgetreten.

    Bei Bullterriern scheint sowas verbreitet (gewesen?)zu sein, da hab ich in einem älteren Buch mal den Ratschlag gefunden, Welpen grundsätzlich nur separat aufzuziehen, damit sie einander nicht schwer verletzen. (und die Mutterhündin nur mit Maulkorb und nur zum Säugen dazuzulassen, damit die ihren Nachwuchs nicht kurzerhand als Ratten entsorgt - aber das ist wieder ein anderes Thema...)

    Nun läßt sich bei solchen Hundetypen ja durchaus die Linie zur zu Jagdzwecken angezüchteten erhöhten Angriffsbereitschaft oder innerartlichen "Kampffreude" ziehen - aber wie sieht das denn da bei Dalmatinern aus?

    Wenn deine Mutter den Hund richtig im Schlaf überrumpelt hat, war's wirklich verzeihlich - das Sprichwort, daß man schlafende Hunde nicht wecken soll, hat schon seine Berechtigung: die können vor Schreck ganz blöde Sachen anstellen, bevor sich noch richtig wach sind

    Der einzige üble Schnapper, den ich in meiner ganzen Hundehalter-Laufbahn je kassiert habe, kam genau so zustande: Meine an sich superbrave Hündin hatte sich offenbar nachts verbotenerweise ins Bett und unter meine Bettdecke geschmuggelt, und ich muß mich - beide im Tiefschlaf - irgendwie überraschend auf sie gedreht haben. Jedenfalls bin ich davon aufgewacht, daß mir der Hund buchstäblich am Ellenbogen hing - und wer von uns beiden anschließend geschockter war, weiß ich nicht. Wir haben jedenfalls beide fürchterlich gezittert, der Kratzer hat gut geblutet, und der arme Hund war total durch den Wind.

    Insofern: Let sleeping dogs lie! Deine Mutter soll ihn das nähste Mal einfach ansprechen (so, wie man ja auch ein dösendes Pferd anspricht ,damit es nicht vor Schreck ausschlägt), wenn er dann wach nicht knurrt, war's alles nur ein Versehen. Knurrt er sie dann allerdings gezielt an, sind wohl generell ein paar pädagogische Maßnahmen fällig...

    Kommt auf die Situation an: Wenn der Hund total schlafverpeilt und erschrocken war, hätte ich mit dem Knurren absolut kein Problem. Dann hätte ich ihn an Stelle deiner Mutter nochmal deutlich angesprochen (was sie natürlich vorher hätte tun sollen), und gut.

    Wäre es allerdings so ein giftiges Knurren von der Sorte "Mein Sofa, also hau du gefälligst ab, oder....", und da vielleicht sogar ein deutliches An-knurren gewesen, hätte der Hund ruckzuck einen Freiflug gewonnen.

    Insofern: Es kommt wirklich völlig auf die jeweilige Situation an, ob ich das Knurren als legitimes Recht des Hundes ansehe, weil er sich anders schließlich nicht verständigen kann - dann beruhige ich ihn einfach, und die Sache ist erledigt. Oder ob er es sozusagen gezielt als Drohung einsetzt, zum Beispiel, um einen Menschen mal eben lässig vom Sofa zu scheuchen - dann kracht es gehörig.