"Warum hast du Terrier, ohne ihnen rassegerechte Arbeit, sprich Bauarbeit, oder gezielten Nagertötungseinsätzen, zu geben?"
dragonwog,
darf ich dir das beantworten?
Wir sind da vielleicht nicht ganz typisch, denn ich habe die Russells seit nunmehr 12 Jahren, WEIL ich sie gern nebenher am Nager einsetze, damit ich mir hier oder am Stall Gift und Katze sparen kann, und weil sie da einen Spitzenjob machen können, wenn's nötig wird. Aber dennoch sind meine Hunde absolut keine arbeitenden Jagdhunde, sondern selbstverständlich in erster Linie Zivilisten - genau wie die meisten Foxterrier es schon zu Jack Russells Zeiten waren.
Foxterrier sind traditionell nie solche Spezialisten gewesen wie etwa die DJT auf diesem scheußlichen Video, sondern immer "allround" und insofern enorm anpassungsfähig. Weil sie überallhin mitgehen, jeden angebotenen Job mit Freude annehmen, haben sie ja auch alles gemacht, von Schiffs- bis zum Zirkushund und zum Königs-Haustier und sind nicht umsonst die am weitesten verbreitete Hunderasse der Welt geworden.
Selbst in den Leistungslinien fielen und fallen immer Topjäger und "pets" im gleichen Wurf, selbst der alte Parson Russell hatte seine letzten drei durchgezüchteten Spitzen-Fuchsjäger nur noch zum Sofaliegen, und dem Vernehmen nach soll das sehr gut gegangen sein. Und selbst die aktiven Jagdhunde, die ich kenne, tun den größten Teil ihrer Zeit nicht mehr als entspannt auf Hof und Sofa abzuhängen und werden ganz bestimmt nicht krampfhaft "ausgelastet" - bis sie dann schlagartig "da" sind, wenn's drauf ankommt.
Deswegen habe ich diese Terrier, ohne Jäger zu sein: weil sie so vielseitige und anpassungsfähige Spezialisten sind, die im Zweifelsfall zwar jederzeit ihren alten Job erledigen können (und meiner unmaßgeblichen Meinung nach auch unbedingt sollten, wenigstens am Nager), aber auch mt dem Zivilleben bestens klarkommen.
Die Ironie an der Sache ist allerdings: wenn du heute noch einen dieser ausglichenen, vielseitigen "working terrier" möchtest, mußt du bei den Top-Linien suchen. Früher hättest du die in jedem Pferdestall gefunden - aber das ist wieder ein anderes Kapitel...
Und noch viel ironischer finde ich es daß selbst dieser weiche, leichtführige, anpassungswillige und (für einen Terrier!) verträgliche Hund in so hohen Zahlen zum frustrierten Flexi-Kläffer mutiert ist - womit wir denn wieder beim Thema wären.