Beiträge von terriers4me

    "Ich glaube, dass es durchaus Hunde gibt, die auch daraus eine Menge lernen und ihr Verhalten dieser Erkenntnis künftig anpassen werden."

    Seit ich einen Welshterrierrüden erlebt habe, der eine vierköpfige Familie total unter der Knute hatte, glaube ich das auch.
    Der Bursche stellte sich zum Beispiel knurrend in der Küche auf, woraufhin Frauchen fluchtartig den Raum verließ und mich mitzog - auf Zehenspitzen, um ihn nicht zu provozieren. Der Terrier hüpfte dann auf die Arbeitsfläche und futterte die Schüssel mit dem Frikadellen-Teig leer, bei jeder Bewegung auf dem Flur (ich MUSSTE einfach um die Ecke linsen!) lauthals knurrend. Erst als er runterhüpfte und die Küche sozusagen wieder freigab, durften wir wieder rein, gaaanz vorsichtig, weil er auch gern mal nach Beinen schnappte.

    Mit Sicherheit eine Ausnahme, und wenn ich das und ähnliche Szenen nicht selbst erlebt hätte, hätte ich's nie geglaubt - aber mit ebensolcher Sicherheit gibt es eben Hunde, die lernen, Knurren gezielt als "Waffe" einzusetzen.

    "Ich finde Knurren und Warnen im angemessenen Rahmen durchaus ok und korrekt. Aber genau so wichtig finde ich es auch, dass ein Halter Stellung bezieht, wenn die Kommunikation unangemessen wird. Auch das gehört für mich zur Erziehung dazu."

    Genau so würde ich das auch sehen, und ich finde auch nur fair meinem Hund gegenüber, ihm auch in solchen Momenten sofort ein verständliches und angemessenes Feedback zu geben und ihn nicht im Ungewissen zu lassen, was bei mir noch als "kommunizieren" durchgeht und was nicht.

    "Hund knurrt, was macht ihr?"

    In unseren Fall: Hund trösten

    Wir sind hintereinander eine alte Steintreppe hochgegangen, Hund an Fünfmeterleine vor mir, als plötzlich ein Stück aus einer Stufe brach, ich mit einem Krach vorwärts fiel - und der entsetzte Hund mit einem wirklich bedrohlichen Aufknurren nicht weg (ging ja nicht) sondern direkt auf mich zusprang, in dieser Terrier-Vorwärtsverteidigung, bloß noch Zähne. In diesem ekligen Zeitraffer-Fallmoment war ich mir sicher, daß ich die gleich auch noch im Gesicht haben würde.

    Ging dann alles gut: der Hund erkannte, daß kein monströser Beutegreifer ihn attackierte, brach den Angriff ab und sprang blitzartig zur Seite, und ich konnte mich noch halbwegs mit den Händen auffangen. Und dann saßen wir ewig auf dieser ***Treppe und mußten uns ausgiebig gegenseitig trösten, bevor wir halbwegs geordnet weitergehen konnten.

    Das war mit Abstand das bedrohlichste Knurren, das mir je einer meiner Hunde geboten hat (und auch noch der weichste von allen) - aber ihn für so eine Schreckreaktion noch zu strafen, wäre dann wirklich Wahnsinn gewesen.

    Knurren als erschrockene Abwehr, wenn ich z.B. gegen den Hund stolpere, wie es die TS schildert, finde ich total angemessen - was soll der Hund denn sonst tun, stumm saftig zulangen?

    Richtig ANknurren, also sozusagen bewußt bedrohen, würde ich mich von meinen Hunden allerdings auch nicht lassen. Das schlösse auch das Ressorcenverteidigen ein, da ist ein unwilliges In den Bart-Brummen noch ok, wenn ich den Knochen wegnehme, aber eine aggressive Drohung in meine Richtung ließe ich mir ganz sicher nicht gefallen. Da hat der Hund schließlich von Anfang an auf die freundliche Tour gelernt, daß Sachen-Rausgeben lohnend und einfach selbstverständlich ist - wenn er da plötzlich die Konfrontation suchen würde, würde ich das nicht ignorieren.

    ABER: Ich spreche hier nur von netten, "normalen", kooperativen Hunden, die bei mir groß geworden sind, die ich ebensogut kenne wie sie mich, und von denen mich komischerweise noch nie einer ernsthaft angedroht hat, obwohl ich schon einiges mit ihnen anstellen mußte. Bei einem erwachsenen, fremden Hund mit unbekannter Vorgeschichte wäre ich sicher sehr viel vorsichtiger und würde ein "Bis hierher und nicht weiter!" des Hundes erstmal grundsätzlich respektieren, bis ich ihn besser beurteilen kann.

    Unabhängig vom Ausgang dieser Sache würde ich den Hund auf keinen Fall mehr zu mir nehmen, weil ich das Verhalten der Besitzer unmöglich finde- ich würde Schaden, den mein Hund anrichtet, ersetzen und fertig.

    Schuhe hätte ich allerdings auch nicht in der Reichweite von Hundebesuch gelassen - unter Streß (also z.B. nachts in fremder Umgebung) neigen nun mal auch guterzogene Hunde dazu, den auf eine Weise abzureagieren, die sie vielleicht zuhause nicht zeigen.

    Wenn der Hund aber schon zuhause knabbert, dann ist eigentlich völlig klar, daß er das allein anderswo erst recht tun wird. Also siehe oben: unmöglich von der Besitzerin, dich da nicht vorzuwarnen.

    Das ist genau das, was ich an dieser ganzen Problematik nicht verstehe: Mit dem Hund ist vielleicht ein "Klotz am Bein" weg - aber doch nicht die Lebensaufgaben als solche? Verantwortung und Frust bleiben einem doch eh rundum nicht erspart - insofern kann ich mir auch nicht vorstellen, daß mit dem Hund die "Überforderung" gehen würde.

    Aber es stimmt schon: Wenn das Tier nun mal weg soll, dann besser so schnell wie möglich. Die Chancen sind jetzt schon nicht mehr allzu rosig, und sie werden nun mal mit jedem Jahr schlechter.

    Ich kann dir da nur mit einer Zufallsbeobachtung weiterhelfen: die beiden Bauernhof-Doggen meiner Freunde, die Frischfutter und regelmäßig Frischfleisch bekamen, waren generell tatsächlich die am wenigsten sabbernden Doggen, die ich je erlebt habe (außer natürlich, wenn das Kalbsviertel gerade serviert wurde!) - aber ob's da wirklich einen Zusammenhang gab?

    Glaube ich auch. Ich kann mich von "früher" an eine Menge Hunde erkennen, die mies aussahen und auch früh starben - das war eben Schicksal, dann kam der nächste, und gut war's. Und ich erinnere mich aus Landurlauben in den Siebzigern auch noch bestens an Tierärzte, die sich schlicht geweigert haben, Hunde überhaupt zu behandeln, weil sie sowas als Zeitverschwendung an nicht ernstzunehmendem Viehzeug ansahen. Und in unserem wohlhabenden 10.000 Einwohner-Städtchen vor den Toren der Großstadt gab's 1980 schlicht noch keine Tierarztpraxis. Heute gibt es sechs.

    Diese ganzen Möglichkeiten, einen noch so kranken Hund endlos als Patienten am Leben zu halten, oder, z.B. mit einer teuren Gaumensegel-OP erst lebensfähig zu machen, sind ja wirklich neueren Datums - und mit Sicherheit eine florierende Wachstumsbranche.