meike,
ich nochmal: Auch wenn Dressur an sich sehr schön sein kann - in erster Linie ist sie über Jahrtausende als Mittel zu einem einzigen Zweck entstanden: Sie soll dem Pferd das Geritten-werden so angenehm wie nur möglich machen! Ursprünlich nicht aus überschäumender Tierliebe, sondern damit die wertvollen Tiere lange gesund bleiben und die Kommunikation für beide Seiten so leicht ist wie nur möglich. Ansonsten entsteht wieder Streß, und der ist Leistung und Lebensdauer eines Pferdes nun mal abträglich. Dem Reiter-Hintern übrigens auch: auf einem verspannten Rücken sitzt sich's nun mal schlecht.
Mit den widerlichen Perversionen, die du heute als "Dressursport" zu sehen kriegst, hat das also NICHTS zu tun - es ist das genaue Gegenteil!
Es ist die Grundgymnastik für Pferd und Reiter, auf der du dann alles aufbauen kannst, was immer ihr möchtet. Meine Freundin zum Beispiel, die übrigens selbst bei Philippe Karl reitet, bildet alle unsere jungen Isländer erstmal so aus. Die Pferde sind dann allem, was sie später tun sollen, gewachsen, und haben gleich auch die geistige Stabilität und das Selbstvertrauen dazu mitbekommen. Und es ist schon phänomenal, wie gern solche Pferde lebenslang arbeiten: Ich habe leider auch viel, viel zu lange mit dem Reiten pausieren müssen, und meine Stute war ewig im Mutterschaftsurlaub. Und jetzt ist sie mit einem verblüffenden Eifer wieder bei der Sache, kommt angelaufen, sobald sie Sattelzeug nur sieht und hat absolut nichts vergessen - nach so vielen, vielen Jahren!
Du kannst auch selbst genau sehen, sowohl auf Videos als auch live, ob ein Pferd gut vorbereitet und zufrieden mit seinem Job ist: Vergleich zum Beispiel einfach mal die Muskulatur der ausgebildeten Pferde in dem Karl-Video, die genau an der Stelle sitzt, wo sie sitzen muß, wenn "Reiten" auch für das Pferd ein Vergnügen sein soll, mit den flachen, überhaupt nicht vorhandenen Muskeln von dem Fuchs auf den zaumzeuglosen Clips.
Diesem Pferd ist die die Last auf dem Rücken wirklich eine Last, und das erzählt es dir dann auch ganz deutlich: Damit, wie es den Hals hochebt, den Rücken verspannt und immer wieder die Ohren flachlegt, sobald es sich bewegen soll. Damit sagt es ganz unüberhörbar, wie sehr das rutschende, klopfende Mädel im Kreuz ihm unangenehm ist: Es muß nämlich ständig versuchen, diesen Klops auf der Schulter irgendwie auszubalancieren, damit es selbst nicht aus der Balance kommt.
Laß dich also bloß nicht von irgendwelchem Rundum täuschen, sondern sieh dir immer das Pferd genau an: Das verrät dir gern alles, was du über die Weise, in der es geritten wird, wissen mußt.