Beiträge von terriers4me

    Auch bei einem Hund, der schnell zulegt und immer Hunger hat, kannst du Kohlehydrate ganz gezielt einsetzen: Hirse- und Buchweizenflocken z.B. haben die praktische Eigenschaft, enorm aufzuquellen. Wenn du also eine relativ geringe Menge überbrühst und ausquellen läßt, hat der Hund zwar viel Volumen zu futtern, aber nicht allzuviele Kalorien. Damit bin ich bei einer leber- und stoffwechselkranken Hündin, die kaum was vertrug, von dem bißchen, was sie überhaupt fressen konnte, aber rasend zunahm, ganz gut klargekommen.

    ..und ich wußte auch noch, was da auf mich zukommt.

    Was ich damals NICHT wußte, war, daß die Mutterhündin und das ganze große Rudel diesem Nachwuchs vermutlich schon ein paar tolle Storys aus ihrem Leben als professionelle Saujäger mit auf den Weg gegeben hatten, wahrscheinlich sowas wie Terrier-Jägerlatein vom Allerfeinsten. Irgendwer muß den Mini wirklich schon sehr früh auf den Geschmack gebracht haben. Meine Airedalehündin, später auch sehr jagdtriebig, hätte sich in dem Alter garantiert noch hinter mir versteckt - die fing da erst nach der ersten Läufigkeit richtig an!

    "Spätestens da wäre ICH gerannt! Aber in die andere Richtung"

    Das ging für alles VIEL zu schnell. Da war nur eine Explosion im Feld neben dem Weg, dieses harte "Öff", das erschrockene Schweine machen, und dann war der dicke dunkle Schemen auch schon polternd ab durch den Mais - und mein winziger Welpe blitzschnell und entschlossen hinterher, sogar mit einem astreien Baby-Hetzlaut.

    Ich hab wirklich gedacht, daß ich das Hündchen nicht lebend wiedersehe, aber das Schwein ist gottseidank einfach getürmt, vermutlich erst recht vor meinem Gebrüll nach dem Hund. Dem wurde prompt sehr mulmig, als die Superbeute außer direkter "Reichweite" war und er sich plötzlich mit seinen zwei Kilo so ganz allein im Maisfeld wiederfand. Da hörte das gierige Gejiffe dann auf, und Fräulein Terrier machte sich schleunigst auf den Rückweg. Sehr schlau übrigens: Sie kam zügig auf der Spur zurück. Insofern dauerte die ganze Sache auch nicht besonders lange - kam mir aber wie eine Ewigkeit vor.

    Ach ja, und um nicht das Wichtigste zu vergessen: den artgerechten Erdarbeiten hat sie sich von Anfang an natürlich ohnehin sehr intensiv gewidmtet - vier Monate:

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    Ich hab meine Parson-Hündin mit neun Wochen bekommen, und sie war Jagdtrieb von der Lakritznase bis zur Schwanzspitze. Mit zwölf Wochen hat sie ernsthaft versucht, eine Sau im Maisfeld in Reichweite ihrer Milchzähnchen zu kriegen, und Vorstehen bei jedem tollen Wildgeruch konnte sie in dem Alter auch schon ziemlich perfekt:

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    "Baut er Mist fällt ihm nicht der Himmel auf den Kopf, sondern ich."

    Ähnliches ist mir mit einem Leih-Neufundländer wirklich schon passiert: Hund wollte los, um über ein Mäuerchen in einen Garten zu setzen, in dem ein Swimmingpool war, dessen Besitzer buchstäblich schwarzbadende Hunde ü-ber-haupt nicht mochte.
    Ich hab panisch noch irgendwie ins Fell gegriffen und weder mit solcher Antrittsgeschwindigkeit noch mit solcher Zugkraft gerechnet, worauf ich dem Tierchen dann comicmäßig ins Kreuz flog. War Gottseidank ein total gutmütiger, junger Hund ,der das nicht als Angriff wertete, sondern als willkommene Chance, mich sowohl abzusabbern als auch durchzukauen. Immerhin ist er bei mir geblieben, war also insofern eine sehr erfolgreiche Aktion - aber so einen Koloß körperlich zu irgendwas zu "zwingen", stell ich mir schon recht unterhaltsam vor.

    Da bin ich dann aber sehr beruhigt. Bei einer ganz ähnlichen Gelegenheit bin ich nämlich von einer Setter-Halterin schon mal genau dessen beschuldigt worden: Jeder Hund stände bekanntlich Todesangst aus, sobald er im Nacken festgehalten würde....., täte entsetzlich weh und wäre sowas von grausam.....sollte man anzeigen.....und so weiter, die ganze Latte.

    Dabei hatte ich da nur wirklich so schnell irgendwie zupacken müssen, um den Terrier daran zu hindern, dem hemmungslos jagenden Setter nachzusetzen - aber der wird ja auch keinerlei Zwängen ausgesetzt.

    "Wenn ich mich daran halte das ein "Nein" auch immer ein "Nein" ist, weiß mein Hund das und wird sich an die aufgestellten Regeln halten in denen er sich frei bewegen darf."

    Meistens, ja - aber nicht, wenn dem ein Reiz entgegensteht, der eben doch mächtiger ist als die Regeln - das ist ja gerade die Wurzel aller Konflikte. Hatten wir heute früh: Jungterrier tobte wie verrückt mit jüngerem Beaglemix, heran raste ein ebenfalls junger Hovawart, und - natürlich - kippte das Ganze prompt: Hovawart drehte Beagle noch spielerisch auf den Rücken, Terrier wollte, kaum noch spielerisch, sofort knurrend auf die festgenagelte "Beute".

    Ich habe Terrier dann sofort aus der Situation genommen und frei bei mir absitzen lassen, während der Hovi und der Beagle noch ein Rennspielchen veranstalteten. Frei absitzen kann mein Hund normalerweise so gut, daß das sogar bei vorbeilaufenden Rehen klappt, während sie angeleint prompt zu zerren anfängt. Diesmal, eh schon hochgeputscht, war der Mitmach-Reiz so enorm, daß sie den Hintern kaum am Boden halten konnte. Ich hab mich also nach der ersten vergeblichen Ermahnung neben sie gehockt und sie nicht am Halsband, sondern buchstäblich am Kragen festgehalten, locker und eher symbolisch zwar, aber notfalls hätte ich auch fest zugefaßt. Auf jeden Fall eine nachdrückliche Erinnerung daran, daß ich auch noch da und gelegentlich sogar weisungsbefugt bin - egal, wie hoch der hündische Adrenalinspielgel gerade ist.

    Das wurde auch prompt verstanden, aufgelegte Hand reichte, und sie ließ die anderen brav noch zwei Runden weiterflitzen, während sie sehr belobigt sitzenblieb, wenn auch am ganzen Körper bebend. Dann trennte sich alles, Terrier wurde reich belohnt, entlassen und tobte mit Beagle weiter wie vorher.

    Tja - und jetzt beim Lesen frage ich mich, ob wir damit auch schon zur Starkzwang-Fraktion gehören? Zwang war's auf jeden Fall, den fand ich in dem Moment auch sehr angebracht - aber wie "stark"?