Beiträge von terriers4me

    dogspot,
    völlig richtig! Das war wirklich total unpädagogische, unreflektierte lila Hysterie, und die hat leider der arme Hund abgekriegt und nicht der, der sie verdient hätte. Der war nämlich schon weg...

    Wir sprechen hier, wenn ich's richtig verstanden habe, übers Beherrschung-Verlieren - und das war für mich ein Musterbeispiel. Passiert mir gottseidank nur sehr, sehr selten - aber ich kann eben nicht guten Gewissens behaupten, daß es mir NIE passiert!

    Meine Nachbarn haben einen leichten Labbi aus einer britschen Leistungslinie, der mit Herrchen praktisch unbegrenzt gelaufen ist und gerade topfit und putzmunter zehn Jahre alt wird. Ein toller alter Knabe!

    Meine persönliche Wahl wäre ein Airedaleterrier, für mich der ideale, unermüdliche, pflegeleichte Allroundhund in perfekter Größe. Der bringt allerdings beträchtlich Temperament, Jagdtrieb und Terrierschädel mit - aber eben auch genug Gebrauchshunde-Gene und Kooperationsbereitschaft, um alles gut handelbar zu machen.

    Ich war dieser Tage so dicht am Beherrschung-Verlieren wie nie zuvor mit diesem Hund: Weihnachtsessen für die komplette Sippe am Köcheln, Besuch noch eine knappe Stunde entfernt - und Herrchen kommt vom Hunde-Spaziergang und drückt mir mit den Worten "Dein Hund muß mal gewaschen werden!" einen - pardon! - lebenden Achtkilo -Menschendurchfall-Scheißhaufen in die Hand, flächendeckend und bis auf die Haut beidseitig gefärbt vom Bart bis zur Schwanzspitze. SO hat sich noch keiner unserer Hunde eingesaut, und das will echt was heißen.

    Herrchen haute dann blitzschnell ab. Ich hab das Tomatenmark fürs Weihnachtsgulasch in Wasser aufgelöst (Tomatensaft soll ja geruchsbindend sein!) und Fräulein Terrier das erste Duschbad ihres zweijährigen Lebens verpaßt: Sechs Durchgänge mit Tomatenmark, sechs mit Welpenshampoo - und danach war der Köter rosa und roch immer noch wie ein altes Bahnhofsklo.

    Während ich gerade krampfhaft versuchte, mich bei dem Höllengestank NICHT in die Duschwanne zu übergeben, machte mein Opfer einen entschlossenen Fluchtversuch und bespritzte mich und das Interieur gleichermaßen flächendeckend mit schaumiger Sch*** . An diesem Punkt hab ich dann die Fassung verloren, aber so richtig. Was folgte, war meine ebenso hysterisch schluchzende wie unpädagogisch laute Ankündigung, daß ich den verdammten Sch**köter an die Fliesen klatschen und die Reste ins Tierheim schaffen würde, wenn er jetzt nicht SOFORT stillhielte!!!!

    Hund erstarrte dann zwar programmgemäß, fing aber vor Schreck über mein idiotisches Benehmen an zu hicksen und roch dabei aus dem Maul wie eine Güllegrube von unten - und das machte das Ganze nicht eben besser. Woraus wir mal wieder lernen, daß sich Beherrschung-Verlieren nur sehr selten pädagogisch auszahlt...

    Was mir noch einfällt: Ich hab meiner Hündin nicht bei jedem Knall was ins Maul gestopft - ich wollte sie ja nicht für Schwanzkneifen und Rückzug belohnen.

    Stattdessen bin ich selbst bei jedem PENG mit allen Anzeichen von Begeisterung zur Keksdose gerast, hab mich da demonstrativ bedient und dann ungewohnt großzügig mit meiner Hündin geteilt, sobald sie auch da war. - gottseidank hatte sie noch nicht solche Angst, daß sie diesem Angebot hätte widerstehen können.

    Bei uns wurde das Knallen also der Startschuß fürs Rennen zur Keksdose, und das war so viel Action und so toll, daß einfach keine Zeit mehr zum Fürchten blieb. Hat der Hund blitzschnell gelernt - aber eben auch nie wieder vergessen. Es war dann schon saukomisch, wenn sie etwa im Sommer bei einer Fehlzündung von der Hauptstraße wie gestochen aus dem Garten ins Haus raste und schlitternd vor dem Keksdosen-Standort bremste...

    Bei uns hat das über alle Erwartungen gut geklappt. Meine Airedalehündin war eigentlich "schußfest", aber nachdem wir im Sommer unverhofft ein Mega-Feuerwerk direkt über den Gartne gekriegt hatten, zeigte sie plötzlich doch Angst.

    Also gab es, als es auf den nächsten Silvester zuging, für jeden Knall draußen drinnen einen Brösel dänischen Butterkeks (DEN Leckerbissen, den's sonst nur fürs Krallenschneiden gab). Fand sie grandios, und da wir innenstadtnah wohnen, konnten wir auch über Tage mit zunehmender Frequenz trainieren.

    Resultat: Der Hund fand Knallen TOLL und hatte Silvester kein Problem mehr.
    Ünerwünsche Nebenwirkung: Der Hund raste fortan bei JEDEM auch nur halbwegs knallähnlichen Geräusch sabbernd in Richtung Keksdose...

    Daß ihr keine gefahrlose Freilaufmöglichkeit habt, ist ja wirklich eine ganz blöde Situation - denn natürlich trägt das Angeleintsein einen guten Teil zu Lucys Reaktion bei, die dann wieder andere Hunde entsprechend reagieren läßt....und so weiter. Genau so schaukelt sich sowas hoch.

    Geht uns übrigens ganz genauso: Mein Terrier-Teenie, im Freiauf der geselligste Hund der Welt, ist an der Leine auch zunehmend eklig und pöbelig geworden, nachdem uns in unmöglichen Situationen (meist dicht an der Straße, wo so ein flitziger Zwerg nun mal nicht abgeleint wird) immer wieder andere Hunde frei aufgelaufen sind, Motto: "Der will nur mal Hallo sagen!"

    Das Pöbeln habe ich mit einem energischen Verbot inzwischen ganz gut in Griff, das Auflaufen anderer natürlich nicht. Das wird hier weiterhin zum Alltag gehören, und insofern versuche ich, da selbst möglichst locker zu bleiben, damit mein Hund nicht mit meiner Rückendeckung aggressiv reagiert. Ich laß die Hunde kurz schnüffeln, wenn's irgendwie geht, dann geht's zügig weiter. Ich hab allerdings auch schon einiges an Ridgeback, Labrador & Co am Halsband gehabt, damit sie meinen Zwerg beim "Hallo-Sagen" nicht so bedrängen, daß das Gepöbel wieder losgeht.

    Macht immer wieder Spaß sowas, aber ändern kannst du die Einstellung anderer Hundehalter einfach nicht. Versuch wenigstens, selbst cool zu bleiben und das Ganze als normale Trainingseinheit zu sehen. Wirklich böse Absichten haben ja gottseidank die allerwenigsten Hunde, und je weniger du dich selbst aufregst, desto weniger Bedeutung bekommt sowas auch für Lucy.