Beiträge von terriers4me

    Überhaupt kein Urlaub, außer dem Abholtag. Dafür arbeite ich zuhause und kann mir, weil selbständig, den Tag auch selbst einteilen - Hauptsache, ich hab abends mein Pensum geschafft.
    Der jeweilige Welpe pennte also von Tag 1 an im Korb am Schreibtisch oder spielte um meine Füße.

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    Was übrigens auch gleich der Erziehung zugute kam: Der Zwerg lernte auch von Tag 1 an, daß ich zwar immer da bin, aber trotzdem nicht jederzeit zum Bespaßen zur Verfügung stehe. Daraufhin zog die KLeine es erstaunlich schnell vor, sich auch länger allein in anderen Räumen aufzuhalten, schon des bessere Ausgucks wegen, und das langsam gesteigerte Alleinlassen machte dann später keine Probleme mehr.

    Ich fürchte, das siehst du richtig: Er hat - mit der terrier(jagdhunde?)typischen Schmerzunempfindlichkeit unter Streß - einfach auf traurige Weise gelernt, sich, wenn er nicht mehr kann, ohne Rücksicht auf Verluste abzureagieren. Hauptsache, irgendein Ventil, egal, wie weh das tut. Das hat er unter dem Leidensdruck wohl wirklich nicht mehr gespürt.

    Gemessen an einer so elenden Verbindung von Rasseeigenschaften und Vorgeschichte habt ihr aber andererseits in kurzer Zeit ganz enorme Fortschritte gemacht. Heißt also, daß Foxi immer noch sehr flexibel und lernfähig ist, insofern kann ich mir gut vorstellen, daß der Rest auch noch zu schaffen ist. Zumindest soweit, daß er sich zum Abreagieren was anderes schnappt als dich - einen anzupöbelnden Erzfeind braucht, glaube ich, jeder Rüde, der auf sich hält...*g*

    Ja, ich find's auch sehr spannend, was hier noch kommt, und vor allem die Frage dahinter: Wieweit ist eigentlich jede Alltagserziehung ein Training im Frustaushalten?

    Hängt wohl wirklich total vom Hundetyp ab - und ich muß gerade sehr grinsen, weil deine Jungs so sehr klingen wie meine beiden Hündinnen-Gegenparts: Der Streber wie meine vierpfotige Minerva McGonagall, ein absoluter no-nonsense-Typ, für die jedes gemeinsame Aufgaben-Lösen eine Belohnung war, eine Herausforderung, die mit Ernst, Konzentration und "Verantwortungsbewußtsein" erledigt wurde. Und Jabba hört sich eher nach den hitzköpfigen, blitzschnell aufdrehenden Russells an, die von einer gewissen Betriebstemperatur an gern erstmal handeln und dann überlegen.

    Er klingt allerdings eine deutliche Nummer härter: Bei Russells ist sehr vieles gezielt eingesetzte Show, mit der sie eben auch gern mal ihre Besitzer beeindrucken. Sie sind ja, als einzige Terrier, darauf gezogen, möglichst NICHT zu töten, sondern mit sehr wohl überlegten Scheinattacken zu arbeiten. Eine Menge Krach, Drohung und Geschnappe, aber strategisch benutzt. Die behalten also im Idealfall ihr Gehirn auch noch in einer sehr hohen Aggressionsstufe in Betrieb. Sonst laufen so kleine Hunde mit einem so gefährlichen Job ja auch Gefahr, als kleine breiige Fetzchen zu enden. Ein Russell kann also scheinbar wie ein Irrer toben, dabei aber durchaus noch denken. Wäre in Foxis Fall: Unterscheiden, was er fassen darf und was lieber nicht.

    Moreover: Ihre Jagd ist ja sehr viel dichter an innerartlicher Aggression als die eines Hundes, der Beute wie etwa einen Hasen verfolgt. Russells sollten gegen einen anderen Caniden gehen, der ihnen erstmal "nichts getan hat" und keine Beute, sodern ein ähnlich reagierender Gegner ist. Sie setzen also tatsächlich innerartliche Aggression zum Jagen ein. Was man im Zivilleben sehr gut daran sieht, daß so viele von ihnen eben auch ein entsprechend schwieriges Sozialverhalten haben.

    Insofern: Wenn Foxi jetzt einen guten Trainer erwischt - was ich euch sehr, sehr wünsche! - wäre es sicher sinnvoll, rauszukriegen, wie weit er noch "denkt", wenn er reagiert - wie weit ihr ihm also zumuten könnt, sein Verhalten auch zu steuern. Eigentlich müßte er das rassetypisch sehr lange können - aber das kann man aus der Ferne wirklich ebensowenig beurteilen wie seine Vorschäden.

    "Zu Deiner Frage: Nun, ist es tatsächlich Frust, was er da aushält?... Wenn ein Hund nett und positiv das "Warten" gelernt hat, dann hat er ja in diesem Moment keinen Frust. Es stellt sich also eher die Frage: Wie wurde dies geübt? WAS genau hat der Hund gelernt/verknüpft?... Ekard Lind beispielsweise baut solche Übungen auf als "Lauern dürfen" und nicht "warten müssen"... "


    fräuleinwolle,

    DAS wäre eine wirklich spannende Frage, gerade auch in Bezug auf Foxi: Wo fängt eigentlich der Frust an?

    In meinem Fall hatte der Hund eigentlich nur das "Sitz" gelernt, als generelle Bremse. Bot sich an, weil sie das immer von sich aus angeboten hat: wenn's unübersichtlich/stressig wurde, saß sie oft schon als Welpe von sich aus, um die Lage kurz zu sondieren - brauchte man also nur noch zu bestärken und später zu verlängern & abzuforden.

    "Wir warten auf den Paketboten" haben wir dagegen nie geübt, solche Abliegen & Verzichten-Spielchen kennt nur von der Reizangel. Und ja: ich denke, daß sie mit ihrem explosiven Temperament in dem Moment auch sehr stark Frust geschoben hat, weil sie diese Begrüßungs-Situation zu gerne "gehabt" hätte. Das war schon für ihre Verhältnisse ein richtig tolles Stück Selbstkontrolle und Frustbewältigung - das hätte sie vor einem Jahr noch nicht geschafft. Insofern glaube ich eben schon, daß normaler Alltagsgehorsam sehr zum Frustbewältigenlernen beiträgt - jedenfalls bei den eher "leichten Fällen". Und ich glaube eher nicht, daß Foxi da ein knallharter Brocken ist.

    Woran wir aber auch wieder sehen, wie hundeabhängig das alles ist: Eine ihrer Vorgängerinnen, die Perfekte, hätte sowas schon mit drei Monaten locker hingekriegt, ohne dabei überhaupt Frust zu schieben. Die war generell einfach viel zu vernünftig, um sich irgendwas aus albernen Spielchen zu machen, liebte es aber, "zusammenzuarbeiten", und hätte die Möglichkeit zum Absitzen begeistert genutzt.

    bylla,
    Dasselbe gilt, glaube ich, auch für Hundebegegnungen: die Reaktionen sind verschieden. Alle meine Hunde vorher gingen tatsächlich viel besser zügig an so einer Situation vorbei, dann schaukelte sich auch nichts hoch. An meiner jetzigen Hündin habe ich gelernt, daß das eben doch kein Patentrezept ist: Die kann inzwischen in unmittelbarer Nähe ihrer tobenden, kläffenden Erzfeindin ruhig absitzen, an loser Leine und ohne Probleme. Aber sobald wir uns in Bewegung treffen, hängt sie sofort wieder in der Leine. Immerhin ruhig, aber ganz zügeln kann sie sich da noch nicht. Sie tickt da wie überall völlig nach dem stop & go-Prinzip: Stop, also Sitz ist Ruhe. Das fällt ihr leicht und klappt sogar vor abspringenden Rehen. Aber Bewegung ist für sie immer gleichbedeutend mit VORWÄRTS- und Bewegung und Ruhe zu vereinbaren, fällt ihr immer noch am schwersten. Ist zwar deutlich besser geworden, aber daran werden wir wohl noch lange arbeiten.

    Ich kann euch einerseits sehr gut verstehen: ich hatte eine Mischlingshündin, die wirklich der perfekte Hund war. Andererseits habe ich von ihr auch gelernt, daß sowas bei Mixen eben nur ein Glücksgriff, ein Zufall ist: Ich habe sie (lange verjährt!) einen Wurf bekommen lassen, weil ich sie so gerne reproduziert und auf diese Weise länger um mich behalten hätte, als ein Hund nun mal lebt. Resultat: Drei tolle Hunde, alle drei glücklich geworden - und keiner hatte auch nur die geringste Ähnlichkeit mit ihr.

    Insofern habe ich es, als die nächste Hundeanschaffung anstand, andersrum gemacht: Ich hab mir genau überlegt, was ich an meiner Hündin eigentlich am meisten geschätzt hatte, und mir dann eine Rasse gesucht, in der auf solche Eigenschaften gezüchtet wird. Denn eigentlich sollte es beim Züchten von Rassehunden ja um das Festigen gewisser (Gebrauchs)eigenschaften gehen, nicht ums Aussehen.

    Das ist sicher keine Garantie, aber eine sehr viel höhere Chance zu bekommen, was man sich wünscht. Eine Chance, die sich noch eimal damit vergrößern läßt, sich vorher die Familie genauer anzusehen, aus der der Traumhund kommen soll. Vielleicht wäre das auch eine Überlegung wert?

    übrigens - ich will nicht o.t. gehen, aber das würde mich doch interessieren: Wenn mein Hund sich die geliebte Paketboten-Begrüßung brav verkneift, wenn er also darauf verzichtet, den tollen Typen zu umtanzen und nett angesprochen zu werden, das begehrte Leckerli abzugreifen, das manche Postler erfahrungsgemäß bei sich haben, und sich schon mal ein bißchen über den Pappkarton herzumachen, der für ihn eine tolle Beute ist - was hält der artig stillsitzende Hund denn in dem Moment anderes aus als Frust?

    "wenn der Hund am reagieren ist, dann kann er nicht denken."

    Genau das würde ich nach den Erfahrungen mit dem Jagdterrier als generelle Regel bezweifeln. Das mag bei einem Hütehund durchaus so sein, ein Terrier, der ja mit Reagieren und Denken gleichzeitig arbeitet, kann aber meiner Erfahrung nach schon sehr wütend sein und das Resthirn trotzdem blitzschnell wieder einschalten. Besagter Jagdterrier reagierte auf verhaßte Rüden in einem Maße, daß er sich notfalls bis zum Tode gebissen hätte, war aber trotzdem noch sehr lange fähig, zu unterscheiden, wen er hinter sich hatte - ob er also auf Frust mit Abreagier-Biß reagierte oder lieber nicht.

    Wenn er komplett aufdrehte, also schon am Gegner hing, wäre ich sicher auch damals nicht blöd genug gewesen, ihn anzufassen, da gebe ich dir unbedingt recht - da hätte er nix mehr unterscheiden können. Aber bis zu dem Punkt konnte er durchaus noch reagieren UND denken, auch wenn's bei den Getobe erstmal nicht so aussah. Also wohl eher ein mittelschwerer Fall - und ein Russell ist eine ganze Kategorie gemäßigter.

    Ich glaube übrigens, ich würde mich bei einem Hund in Foxis Alter und mit Foxis Vorgeschichte für den unpädagogischen Kompromiß entscheiden: In absoluten Durchdreh-Ausnahmesituationen, wie beim Erzfeind (und nur dann!!), würde ich dafür sorgen, daß er die Leine zum Abreagieren zu fassen kriegt. So schnell wird er mit seiner Vorgeschichte sicher nicht mehr aus diesem Muster rauszuholen sein, und immer noch besser die Leine als dein Arm...

    Genau da hast du das Terrier-Grundproblem. Ich glaube, die sind allesamt Dr. Jekyll & Mr. Hyde: Proll und Seelchen zugleich.

    Das macht es tatsächlich immer etwas schwierig mit ihnen: läßt du dem Seelchen zuviel durchgehen, fütterst du schnell den Proll raus. Deckelst du den Proll zu sehr, kannst du das Seelchen verängstigen. Das ist wirklich ein ewiger Balanceakt.

    Meine junge Hündin ist da ja auch ein Paradebeispiel: einerseits lieb & weich bis zum Geht-Nicht-Mehr, andererseits, wenn sie einmal auf Betriebstemperatur ist, körperlich unempfindlich wie ein Büffel und wüst wie ein Terrier...*g*

    Wir fahren im Moment da gerade sehr gut mit der absolut klaren Kante: Die Kinderzeit ist vorbei, und das, was sie da gelernt hat, fordere ich jetzt rigoros ein. Zum Beispiel "Sitz"-Machen, bevor sie zu ihren Hundefreunden durchstarten darf, auf Abbruchkommando sofort mit der Zaunbellerei aufhören - eigentlich die absoluten Alltagssachen, die aber konsequent. Da ist auch durchaus schon mal was geflogen, wenn sie einfach durchstarten wollte.

    Es tut ihr auffallend gut. Sie ist über die letzten Wochen deutlich "reaktiver" und erwachsener geworden und hat ihre jugendlichen Ansätze zur Leinenpöbelei weitgehend wieder eingestellt. Sogar die Leinenführigkeit (der was wir bei ihr so nennen...) ist erheblich besser geworden. Das gibt mir dann wieder gut Anlaß, sie zu loben und zu bestärken. Also die Seelchen-Seite zu füttern, nachden ich den Proll gedeckelt habe.

    Und was soll ich sagen? Als gestern der Paketbote kam, hat sie wie ein kleines weißes Hundedenkmal frei auf der untersten Treppenstufe neben uns gesessen, bis er wieder weg war - ohne, daß wir das je speziell geübt hatten. Bisher (sie kriegt die Paket-Pappe, hält die Boten also für die netten Typen, die ihr Spielzeug anliefern) hat sie den armen Mann immer eher um- und angesprungen bis zur Nase und ihm vor Begeisterung möglichst auch noch auf die Füße gepinkelt. Diesmal reichten ein Sitz und ein Bleib (auch das üben wir übrigens regelmäßig nebenher). Ich war jedenfalls ECHT stolz auf soviel unerwartete Impulskontrolle. Great moments in history - so blöd sowas auch für Nicht-Hundeleute klingt.

    Ich würde bei Foxi auch sehr auf den Alltags-Gehorsam achten, Rituale geben ihm ja auch durchaus auch Sicherheit, dann wächst auch die Chance, daß er in Ausnahmesituationen im Kommando bleibt. Ob es bei ihm sinnvoll wäre, dem Proll im richtigen Moment mal gezielt eins aufs Dach zu geben, oder ob er dann wieder in alte Ängste fällt, kann man aus der Ferne echt nicht beurteilen - ich glaube, da wärt ihr mit einem guten Trainer besser beraten.

    Auf jeden Fall viel Glück und einem langen Atem - so sind sie nun mal, die kleinen Ungeheuer....*g*

    Das Thema kommt mir durchaus bekannt vor - ich war ja als Teenager gut mit einem Jagdterrier befreundet. Wenn der ein vierbeiniges Opfer oder sonst ein Objekt der Begierde nicht kriegte, drehte er sich grundsätzlich um und zerfetzte seiner Besitzerin die Klamotten. Er war dabei übrigens in keiner Weise unsicher, er war stinksauer, weil er gerade nicht kriegte, was er wollte. Seine Besitzerin reagierte darauf regelmäßig mit einem langmütigen "Was soll er machen - er ist eben jähzornig!"

    Meine Freundin, die Nichte der Besitzerin und ich sind dann in voller Vierzehnjährigen-Blödheit unsererseits sehr wütend geworden, als er die Nummer bei uns versucht hat. Sprich: Wir haben ihn einfach am Kragen gepackt und ihm laut und deutlich gesagt, daß wir sowas verdammtnochmal NICHT wollen!

    Ob's ein Fall von "Frechheit siegt", Glück oder sonstwas war - es hat jedenfalls geholfen. Wir waren nach einigen Wiederholungen tatsächlich die einzigen, die er in Ruhe ließ. Er geiferte zwar weiter nach vorne, warf aber, wenn sich der Rivale entfernte, nur noch einen schnellen Blick über die Schulter, fixierte uns - und entschied sich dann auf sowas wie ein drohendes "Laß es!" regelmäßig anders. Später konnten wir ihn sogar am Geschirr aus Ärger nehmen oder hochheben, ohne daß er nach hinten biß. Seiner Besitzerin zerfetzte er für sowas lebenslang die Klamotten - er konnte also offenbar selbst im Affekt durchaus differenzieren.

    Versteh mich jetzt bitte nicht falsch. Ich würde Foxi mit seiner Angst-und Prügel-Vorgeschichte jetzt bestimmt nicht so grob anfassen, wie wir es damals in unserer Unwissenheit getan haben. Aber ich würde meinem Hund schon, neben allem anderen Training, in so einer Situation unmißverständlich zu verstehen geben, daß ich NICHT sein Frustabfuhr-Objekt bin und nicht als solches benutzt werden möchte. Klar solltest du das Hauptgewicht darauf legen, Foxi Alternativen zu zeigen - aber von mir würde er auch das Feedback kriegen, daß In-den-Arm-Beißen eine absolute Grenzüberschreitung war.