"Warum muss ich einen Hund beim Fressen behelligen?"
Birgit, darf ich dir die Frage beantworten - jedenfalls, was mich angeht?
Ich behellige meine Welpen konsequent (und ich versichere dir, sobald das Routine ist, fühle sie sich eben nicht mehr "behelligt"), weil mich wenig so entsetzt und beeindruckt hat wie der entsetzliche Tod einer Dackelhündin, die der Familie meiner Schulfreundin gehörte. Der konnte man auch nichts wegnehmen, weil sie dann allen Ernstes biß. Die Eltern hielten solchen neumodischen Unsinn auch für unnötig. Hunde beißen, wenn man ihnen ans Fressen geht, das ist der Lauf der Welt - fertig.
Dann kam der Tag, an dem im Fressen mehrere gekochte Hühnerknochen waren (gab's regelmäßig - in den Siebzigern sah man das noch nicht so eng). War also nix Geklautes, sondern völlig legales Futter wie schon -zigmal vorher. Doch diesmal verschluckte sich die Hündin ganz furchtbar an einem Knochen, der wohl so groß war daß er ihr erst noch irgendwie aus dem Fang hing, also leicht zu entfernen gewesen wäre - WENN sie jemanden auch nur in die Nähe gelassen hätte.
Tat sie aber nicht. Sie reagierte wie üblich: knurrte und biß trotz des Fremdkörpers um sich wie verrückt, sobald sich jemand näherte und schluckte das Ding dabei nur noch böser ein. Da floß dann auch schon Blut, auf beiden Seiten. Bevor der Vater meiner Freundin Lederhandschuhe, eine Wolldecke oder sonstwas geholt hatte, hatte sie sich schon unerwischbar unter ein riesiges Wohnzimmer-Vertiko geflüchtet, so schwer, daß es kaum zu bewegen war. Die verzweifelte Familie durfte dann ihrem Hund beim qualvollen Krepieren zuhören. Als sie Nachbarshilfe geholt und das Trumm von der Wand gewuchtet hatten, war die junge Dackelin tot - halb erstickt, halb an Halsverletzungen verblutet.
Ich weiß noch genau, wie schrecklich meine Klassenkameradin geweint hat, als sie uns am nächsten Morgen die Story erzählt hat, und ich weiß, daß der nächste Dackel dieser Familie von Tag 1 an das Abgeben lernte. So, wie alle meine Hunde bis heute auch - es müssen ja nicht immer nur die eigenen Fehler sein, aus denen man lernt...