Beiträge von terriers4me

    Die Frau mit dem Weimaraner, der ihre Lieblingskatze aus dem Spiel getötet hat, hatte natürlich auch den Schock ihres Lebens weg. Sie sagt, den panischen Blick der armen Katze, als die im letzten Sekundenbruchteil erfaßt hat, daß das Spiel Ernst geworden ist, wird sie nie vergessen können.

    Ihre Hündin hat sie trotzdem behalten können. Einmal dadurch, daß sie sich nach dem ersten Entsetzen genau das klargemacht hat, was wir hier gerade diskutieren: daß der tödliche Fehler letztlich bei ihr lag, nicht beim Hund. Sie hat den Hund natürlich auf frischer Tat heftig bestraft (würde ich in so einem Fall auch so tun, daß die Nachbarn noch was davon haben). Dann hat sie es aber geschafft, nicht nachzutragen. Stattdessen geht sie mit der Gesamtsituation sehr viel vorsichtiger um: die verbliebenen Katzen haben im Haus einen Hochsicherheitstrakt bekommen, zusammen kommen Hund & Katzen nur noch in ihrer Gegenwart, adrenalintreibende Spiele jeder Art werden total unterbunden, weil sie erfahren hat, wie schnell so ein "heißer" Hund kippt. Kurz: sie weiß jetzt besser, daß ein solches Zusammenleben eben kein Rudel, sondern ein Burgfrieden ist, für den sie die Verantwortung trägt.

    Ich denke, da liegt der Knackpunkt: Fehler passieren nun mal jedem von uns. Die Frage ist einfach, was für Konsequenzen wir ziehen - und da zieht deine Freundin meines Erachtens gerade die schlimmstmögliche.

    Ganz genau: "los beweg dich!" ist exakt das, was der Hund in so einer Situation meint. Der folgende Halbsatz "...damit ich dich jagen kann!" ist euch da einfach entgangen. Exakt auf diese Art, die du beschreibst, bringen viele professionelle Jagdhunde eine stillhaltende Beute in Bewegung, und genau aus dem Grund, den du erwähnst: Sie wollen was unternehmen - jagen.

    Mit Hundespielen oder Hund-Mensch-Spielen kannst du das ohnehin nicht vergleichen - eine Katze fällt in eine andere Kategorie. Sie ist kein Artgenosse, sie ist kein Mensch, sie ist potentielle BEUTE. Eine Beute, mit der ein Hund durchaus friedlich zusammenleben kann, wenn der Mensch das managt. Aber sie behält eben doch einen anderen Status als Artgenosse oder Mensch. Wie anders, habt ihr ja nun leider erfahren müssen.

    Anbellen und Rumhüpfen ist schon ganz krasses Jagdverhalten. Da liegt die Schuld wirklich bei deiner Freundin: Der Hund hat ganz klar gezeigt, als was er die Katze betrachtet (die sich vermutlich durch ihre Erblindung anders verhalten hat als gewohnt) , und sie hat die Zeichen übersehen und keinen konsequenten Einhalt geboten, als der noch möglich gewesen wäre. Nur mal ganz nebenbei: Ich hätte jedem anderen Haustier was erzählt, das meinen blinden Hund "nur geärgert" hätte - das finden die in ihrer generellen Verunsicherung nämlich alles andere als komisch.

    Ähnlich liegt ja auch die lebenslange tödliche Gefahr, wenn etwa ein Terrier oder ein anderer jagdtriebiger Hund so nett mit der vertrauten Katze spielt: Es kann jederzeit kippen, wenn der Hund einmal richtig hochgeputscht ist oder die Katze sich anders verhält als gewohnt, zum Beispiel panishc flüchtet. Dann mancht es in Sekundenbruchteilen "klick", und da Jagdverhalten läuft ernsthaft ab. Gerade wieder von einem Weimaraner gehört, der die jahrelang vertraute Katze blitzschnell aus dem Spiel getötet hat. Daß Hund und Katze sich als "Rudelmitglieder" betrachten, ist einfach vermenschlichendes Wunschdenken. Sie leben unter menschlicher Regie friedlich zusammen, und die Verantwortung liegt bei dem ,der es von beiden verlangt.

    Wenn deine Freundin sich darin so getäuscht hat, daß sie mit der Realität jetzt nicht leben kann, wäre es vielleicht wirklich besser, der arme Hund käme in andere Hände. Jetzt ignoriert und zurückgestoßen zu werden, kann er ja nun beim besten Willen nicht verstehen. Was da jetzt abläuft, ist für den Hund Höchststrafe aus unersichtlichem Grund - also eine anhaltende, wirklich grausame Quälerei.

    Tiere verstehen nun mal nichts von menschlicher Moral - und das sollte Menschen, die mit ihnen leben wollen, eigentlich klar sein.

    "Ich wette 90 Prozent der Wolfsbefürworter trauen sich nicht mal ohne Wolf im Dunklen in den Wald"

    Da könntest du recht haben. Mein Noran-begeisterter Bruder hat mich nicht mal im Dunkeln in total wolfsfreies Gebiet begleitet wg. der Sauen...Männer!

    Ich hab da komischerweise noch nie ein Problem gehabt, nicht mal als Kind - dafür schlotter ich aber um so mehr, wenn ich um dieselbe Uhrzeit in der Großstadt öffentliche Verkehrsmittel benutzen muß. Wie oben gesagt: ich finde meine eigenen Artgenossen potentiell DEUTLICH gruseliger als alles, was dir im Wald sonst so über den Weg läuft...

    Die Wildschweine haben uns schlicht & ergreifend nicht wahrgenommen - hätten sie, wäre vermutlich zumindest vom kleinen blinden Hund nicht viel übriggeblieben. Und obwohl das eine tolle Begegnung war, bin ich seitdem in dieser Ecke sehr viel vorsichtiger. Vor den Sauen hab ich nämlich nach wie vor größten Respekt, vor dem einzelnen Wolf, der da offenbar auch regelmäßig rumläuft, weniger - da bin ich mir absolut sicher, daß der keinen Wert auf nähere Kontakte legt.

    Ich halte mir übrigens beides meilenweit vom Hals, indem ich in wildträchtigen Ecken laut singe - seitdem läuft uns verständlicherweise kein Schwein mehr über den Weg, auch wenn sie oft so nahe sind, daß sogar ich sie riechen kann. RICHTIG Angst hab ich alleine draußen nur davor, daß mir mal der falsche Mensch begegnet...

    Die Bache mit Ferkeln hätte ich zu bieten: nieseliger Junivormittag, blinder Hund GOTTSEIDANK gerade angeleint, weil auf diesem Weg durch die Feldmark manchmal Autos kommen - und da latschen knapp plötzlich knapp acht Meter vor uns zwei große Bachen mit mindestens elf kleinen Ferkeln aus dem Raps, über den Weg und in den Wald auf der anderen Seite.

    Ich bin automatisch starr stehengeblieben, der Hund glücklicherweise auch, der Wind ging von uns weg - und die sehr kurzsichtigen Schweine haben uns schlicht nicht bemerkt. Die waren so nah, daß man das Sandknirschen und Gemurmel und Gequieke hören konnte, mit dem sie sich unterhalten. War in dem Moment ein total schönes Erlebnis und auch völlig entspannt, weil ich viel zu fasziniert war, um mich zu erschrecken. Den Schreck hab ich dann erst hinterher gekriegt....aber missen möchte ich die Begegnung nicht!

    Mein Terrier ist ja in einer sehr buntgemischten Auslauf-Hundegesellschaft aufgewachsen, kann also Dialekte und kommt mit allen möglichen Typen nett zurecht.

    Bis auf eine Ausnahme: als sie knapp sechs Monate alt war, mußten wir auf dem Weg zum Wald über einen großen Parkplatz, auf dem die Teilnehmer für eine Hütehunde-Schau fitgemacht wurden. Ein Stück vor uns standen drei Frauen mit insgesamt sechs Bordercollies an der Leine.

    Die Kleine war natürlich schwer begeistert: Super, Artgenossen! und fing entsprechend an, wie ein Jojo an der Leine zu hüpfen, zu fiepen und sich fast den Schwanz abzuwedeln - ganz eindeutig in Erwartung der netten Begrüßung, die sie gewohnt war. Woraufhin alle sechs Collies wie EIN Hund in sich zusammensackten, total synchron in Lauerstellung gingen und dem Zwerg mit diesem starren Sheriff-Blick fixierten.

    Die Kleine blieb wie vom Blitz getroffen stehen, verstummte und verstärkte ihre Wedel-Anstrengungen. Keine Reaktion, nur Starren aus zwölf durchdringenden Augen. Daraufhin kam von meinen mutigen Terriernachwuchs nur noch ein entsetzter Quiekser, die Kleine sprang erst hinter mich und zerrte dann schlotternd heimwärts: Nix wie weg!

    Ich mußte sie dann tatsächlich über den Parkplatz TRAGEN. Solange sie die Collies sah, zitterte sie, und das Herz raste - auf diese Art von innerartlicher Kommunikation hatte sie die Hundewiese eindeutig nicht vorbereitet...

    Mein bisher ältestes Haustier (Pferde zähl ich mal nicht mit) war eine Verhütungspanne: ein Erlenzeisig-Kanarienvogel-Mischlingshahn, der neben meinem Schreibtisch ausgebrütet wurde und das stolze Alter von achtzehndreiviertel Jahren erreichte. Eine echt zähe Sippe - seine beiden Geschwister wurden vierzehn und sechzehn.