Beiträge von terriers4me

    Das kann durchaus sein, daß der Hund weiß, daß irgendwas Furchtbares passiert ist, das hat er spätestens an der Reaktion seiner Besitzerin gemerkt. Was er aber eben nicht weiß, ist, daß er, nach Ansicht seines Frauchens, eine moralische Schuld daran trägt -er ist einfach nur total verstört. Insofern brauchte er jetzt eigentlich, so seltsam das klingen mag, Hilfe von ihr, um wieder klarzukommen.

    Auch ein Fall aus dem entfernten Bekanntenkreis: Terrier und Hauskater sind jahrelang die besten Freunde, schlafen in einem Korb und "spielen" regelmäßig niedlich und ziemlich wild zusammen. Bis die entsetzten Besitzer nach neun (!) Jahren beim Nachhausekommen ihren alten Kater tot an der Stelle vorfinden, an der die beiden immer gespielt haben - Genickbruch.

    Die Besitzer haben das unter "schrecklicher Unfall" abhaken müssen, weil ja niemand dabeigewesen war, und den Hund nicht anders behandelt als sonst. Aber der Terrier hat noch tagelang konfus nach seinem Kater gesucht, schlecht gefressen und eine Zeit gebraucht, bis er wieder der Alte war. Der hat also sehr wohl verstanden, daß sein Kumpel fehlte, und wolh auch, daß irgendwas Schlimmes passiert war - aber ganz bestimmt in keiner Weise, daß er selbst "Schuld" daran trug. Und daran hätte Ignorieren auch nichts geändert - außer, daß dann eben zwei Tiere sehr gelitten hätten.

    Wo hat denn bitte jemand den Tod der Katze als "normal" abgetan?

    Wir haben nur ziemlich unisono gesagt, daß Hund und Katze nun mal eine Konstellation ist, die Management und Wachsamkeit braucht. Die Unfallgefahr zwischen Räuber & einem Tier, das ganz fix ins Beuteschema fallen kann, ist nun mal generell viel höher als die zwischen Artgleichen oder zwischen Hund und Mensch, erst recht, wenn die Katze auch noch gehandicapt ist. Ein Hund ist nun mal kein rosa Plüschhäschen, sondern kann auf entsprechende Reize ganz unerwartet schnell mit atavistischen Verhaltensmustern reagieren.

    Das heißt aber doch nicht, daß Hunde "normalerweise" alle Katzen im gleichen Haushalt reißen. Es heißt lediglich, daß sich ein Mensch, der dieses Zusammenleben verlangt, dieser latenten Gefahr bewußt sein und die Tiere entsprechend managen sollte. Also zum Beispiel keine eh schon schwer behinderte Katze einem aufdringlichen Hund aussetzen. Und schon mal gar nicht den Hund derart für einen eigenen Fehler quälen. Ich habe übrigens eine Freundin, deren HSH eigenen Katzen gegenüber ein absoluter Engel ist und sicher auch bleiben wird. Trotzdem hat sie ihn nie auch nur einen Moment mit der blinden Vierundzwanzigjährigen allein gelassen - einfach, weil die Reaktionen der blinden Uralt-Mieze nicht mehr berechenbar waren und sie daher ihre absolute Ruhe haben sollte.

    Wie gesagt: Mein eigener Hund hätte sich auf frischer Tat garantiert das Donnerwetter seines Lebens eingefangen und das auch nicht so schnell vergessen. Aber ein nichts verstehendes Tier drei Wochen nonstop mit grundlosem Wegstoßen zu "strafen", ist schlicht und einfach massive Tierquälerei.

    Wir haben beste Erfahrungen mit einem OP-Body von Hundumschick gemacht:

    http://www.hundumschick.de/

    Der saß so locker, daß ausreichend Luft an die Wunde kam, und war auch gleich fest genug, daß der kleine Hund nach draußen gehen konnte, ohne daß ich Angst haben mußte, daß irgendwas Pieksiges von unten an die Wunde oder die Fäden kam. Ich hab das Teil inzwischen schon mehrfach verliehen, es ist immer noch heil, gut waschbar und alle waren sehr angetan davon.

    Wenn die Wunde sehr groß ist, und evtl. länger geschützt werden muß, lohnt sich die Investition vielleicht auch für euch? Heute würde ich bei einem Hund, der an die Wunde gehen will, allerdings einen ganz geschlossenen Body kaufen. Wir haben einen, der hinten zum Pinkeln geschlitzt ist, und da hat meine Hündin irgendwann entdeckt, daß sie durch den Schlitz mit der Nase an die Wunde kommen kann. Ging aber erst los, als das beim Heilen zu jucken anfing - insgesamt hat uns das Teil das Kragen-Tragen komplett und damit sehr viel Streß erspart und war seinen Preis wirklich wert.

    Auf jeden Fall wünschen wir schnelle Besserung!

    Vielleicht hilft es deiner Freundin, sich in einer ruhigen Minute mal klar zu machen, was sie gerade einem Tier antut, von dem du schreibst, es sei sieben Jahre lang ihr "Herzenshund" gewesen? Die Hündin, die ja nach deiner Schilderung sehr sensibel und menschenbezogen ist, wird seit DREI WOCHEN (!!!) konstant zurückgestoßen, ohne daß sie auch nur den Schimmer einer Ahnung haben kann, weshalb.

    Drei Wochen, in denen jeder Annäherungsversuch des armen Tieres abgewiesen oder höchstens "gezwungen" beantwortet wird. Eine hoffnungslose Ewigkeit für einen so anhänglichen Hund, der im Augenblick lebt und seit sieben Jahren auf diesen Menschen angewiesen und bezogen ist. Auf einen Menschen, der ihn bis dahin vermutlich mit Liebe überschüttet hat, und es jetzt fertigbringt, ihn von jetzt auf gleich ständig zurückstoßen, rund um die Uhr, ohne Grund. Könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wie für diese Hündin gerade die Welt zusammenbricht?

    Ich finde das über so einen langen Zeitraum hinweg sogar grausamer, als wenn sie die arme Kreatur regelmäßig verprügeln würde. Ein paar Tage akuten Schock könnte ich noch irgendwie verstehen, aber wenn sie so etwas tatsächlich wochenlang mit ihrem Herzen vereinbaren kann, wenn alle große Liebe plötzlich nichts mehr zählt, weil der Hund sich wie ein Hund und nicht wie eine Rundum-Schmusepuppe verhalten hat, sollte sie das arme Geschöpf wenigstens schleunigst abgeben, statt es weiter so zu foltern.

    Die Frau mit dem Weimaraner, der ihre Lieblingskatze aus dem Spiel getötet hat, hatte natürlich auch den Schock ihres Lebens weg. Sie sagt, den panischen Blick der armen Katze, als die im letzten Sekundenbruchteil erfaßt hat, daß das Spiel Ernst geworden ist, wird sie nie vergessen können.

    Ihre Hündin hat sie trotzdem behalten können. Einmal dadurch, daß sie sich nach dem ersten Entsetzen genau das klargemacht hat, was wir hier gerade diskutieren: daß der tödliche Fehler letztlich bei ihr lag, nicht beim Hund. Sie hat den Hund natürlich auf frischer Tat heftig bestraft (würde ich in so einem Fall auch so tun, daß die Nachbarn noch was davon haben). Dann hat sie es aber geschafft, nicht nachzutragen. Stattdessen geht sie mit der Gesamtsituation sehr viel vorsichtiger um: die verbliebenen Katzen haben im Haus einen Hochsicherheitstrakt bekommen, zusammen kommen Hund & Katzen nur noch in ihrer Gegenwart, adrenalintreibende Spiele jeder Art werden total unterbunden, weil sie erfahren hat, wie schnell so ein "heißer" Hund kippt. Kurz: sie weiß jetzt besser, daß ein solches Zusammenleben eben kein Rudel, sondern ein Burgfrieden ist, für den sie die Verantwortung trägt.

    Ich denke, da liegt der Knackpunkt: Fehler passieren nun mal jedem von uns. Die Frage ist einfach, was für Konsequenzen wir ziehen - und da zieht deine Freundin meines Erachtens gerade die schlimmstmögliche.

    Ganz genau: "los beweg dich!" ist exakt das, was der Hund in so einer Situation meint. Der folgende Halbsatz "...damit ich dich jagen kann!" ist euch da einfach entgangen. Exakt auf diese Art, die du beschreibst, bringen viele professionelle Jagdhunde eine stillhaltende Beute in Bewegung, und genau aus dem Grund, den du erwähnst: Sie wollen was unternehmen - jagen.

    Mit Hundespielen oder Hund-Mensch-Spielen kannst du das ohnehin nicht vergleichen - eine Katze fällt in eine andere Kategorie. Sie ist kein Artgenosse, sie ist kein Mensch, sie ist potentielle BEUTE. Eine Beute, mit der ein Hund durchaus friedlich zusammenleben kann, wenn der Mensch das managt. Aber sie behält eben doch einen anderen Status als Artgenosse oder Mensch. Wie anders, habt ihr ja nun leider erfahren müssen.

    Anbellen und Rumhüpfen ist schon ganz krasses Jagdverhalten. Da liegt die Schuld wirklich bei deiner Freundin: Der Hund hat ganz klar gezeigt, als was er die Katze betrachtet (die sich vermutlich durch ihre Erblindung anders verhalten hat als gewohnt) , und sie hat die Zeichen übersehen und keinen konsequenten Einhalt geboten, als der noch möglich gewesen wäre. Nur mal ganz nebenbei: Ich hätte jedem anderen Haustier was erzählt, das meinen blinden Hund "nur geärgert" hätte - das finden die in ihrer generellen Verunsicherung nämlich alles andere als komisch.

    Ähnlich liegt ja auch die lebenslange tödliche Gefahr, wenn etwa ein Terrier oder ein anderer jagdtriebiger Hund so nett mit der vertrauten Katze spielt: Es kann jederzeit kippen, wenn der Hund einmal richtig hochgeputscht ist oder die Katze sich anders verhält als gewohnt, zum Beispiel panishc flüchtet. Dann mancht es in Sekundenbruchteilen "klick", und da Jagdverhalten läuft ernsthaft ab. Gerade wieder von einem Weimaraner gehört, der die jahrelang vertraute Katze blitzschnell aus dem Spiel getötet hat. Daß Hund und Katze sich als "Rudelmitglieder" betrachten, ist einfach vermenschlichendes Wunschdenken. Sie leben unter menschlicher Regie friedlich zusammen, und die Verantwortung liegt bei dem ,der es von beiden verlangt.

    Wenn deine Freundin sich darin so getäuscht hat, daß sie mit der Realität jetzt nicht leben kann, wäre es vielleicht wirklich besser, der arme Hund käme in andere Hände. Jetzt ignoriert und zurückgestoßen zu werden, kann er ja nun beim besten Willen nicht verstehen. Was da jetzt abläuft, ist für den Hund Höchststrafe aus unersichtlichem Grund - also eine anhaltende, wirklich grausame Quälerei.

    Tiere verstehen nun mal nichts von menschlicher Moral - und das sollte Menschen, die mit ihnen leben wollen, eigentlich klar sein.