Ich denke, du siehst das richtig: sie KANN sich einfach noch nicht konzentrieren, weil da so vieles zusammenkommt: Sie ist noch sehr jung, einer kleinen Grundschülerin vergleichbar, und entdeckt die für sie neue Welt auch ganz neu. Sie ist sicher ein sehr reaktiver Hund, der auf jeden Reiz anspringt. So sollen Jagdhunde nun mal sein - einer der Gründe, aus denen so viele so schlecht mit dem "Zivilleben" klarkommen. Zusätzlich hat sie wg. Alter und Veranlagung sicher ein sehr hohes Bewegungsbedürfnis, das sie an der Leine und unter ständiger Einwirkung auch nicht ausleben kann - was so einen Hund natürlich nochmal viel zappeliger und unkonzentrierter macht. Sie steht einfach enorm unter Dampf, schaltet irgendwann überfordert ab, wenn du etwas von ihr willst, und einen Teil dieses "alles zuviel"-Stresses reagiert sie mit dieser Stöckchenkauerei ab.
Hat meine junge Terrierhündin genauso gemacht und tut es heute noch. Ich habe es ihr übrigens nicht verboten, weil ich sie nicht permanent maßregeln und gängeln wollte und auch gesehen habe, daß sie ihr "Kaugummi" oft einfach brauchte. Wir hatten/haben da nur zwei Grundregeln: 1. muß sie sich das Stöchchen in jeder Lebenslage abnehmen lassen (damit ich allzu Splittriges entsorgen kann) und 2. kein Stöckesammeln an der Leine.
Das hat auch gut funktioniert, und der Drang zum Holz-Kaugummi ist mit dem Erwachsenwerden immer weniger geworden. Heute, mit zweidreiviertel, schnappt sie sich Stöcke fast nur noch dann, wenn sie andere Hunde zu Rennspielen auffordern möchte - und da lasse ich sie machen.
Generell hat sie immer besonders heftig gekaut, wenn sie entweder körperlich unter Dampf stand, weil sie noch nicht ausreichend gerannt war, oder weil sie nach einer aufregenden Situation, etwa Toben oder Begegnung mit was ganz Neuem, überdreht war. Das war wirklich haargenau so, wie ein Mensch Kaugummi kaut: um Streß loszuwerden, den er anders gerade nicht abbauen kann.
Auf sowas würde ich bei deiner Hündin auch tippen, und wenn sie meine wäre, würde ich ihr zu allem anderen einen sicheren (umzäunten?) Ort suchen, wo sie mal richtig nach Belieben flitzen, "Hundekind sein" und sich ganz auf ihren eigenen Spaß konzentrieren kann - das nimmt oft schon viel überschüssigen Dampf, und der Hund kann sich insgesamt viel besser auf die Dinge konzentrieren, die du von ihm möchtest. Kinder in dem Alter kriegen ja auch Schulpausen zum Toben, weil sie sonst zu zappelig werden - und bei lebhaften jungen Hunde funktioniert das oft sehr ähnlich.