Beiträge von terriers4me

    Absolut nicht hilfreich, ich weiß - aber genau deshalb benutze ich lange Leine nur zum Absichern, nicht als Erziehungshilfe: Ich hab noch keinen auch nur halbwegs intelligenten Hund kennengelernt, der nicht ganz genau weiß, wann das Ding dran ist und wann eben nicht - egal, wie man die Viecher auch auszutricksen versucht.


    Bei meiner ersten Hündin hat nicht mal superleichter, immer kürzer geschnittener Bindfaden ohne Haken geklappt, die merkte den Unterschied zwischen "dran" und "frei" trotzdem.

    Wir hatten neun Jahre lang zwei Hunde, eine mittelgroße Mixhündin und ihren großen, noch gemixteren Sohn. Die beiden lebten völlig reibungslos miteinander, weil eh immer klar war, daß die Alte das Sagen hatte, gingen einzeln oder gemeinsam überallhin mit, lagne im Restaurant brav unter dem Tisch und waren rundum gut zu handeln -das war alles nicht das Problem.


    Das Problem lag anderswo: Sie waren einander herzlich gleichgültig. Jeder wäre viel lieber Einzelhund gewesen. Sie warne im Temperament total verschieden und gemeinsame Interessen hatten sie absolut nicht. Sie lebten nett nebeneinander her, aber jeder lebte sofort auf, sobald er "Einzelzeit" bekam. Was damals in unserer Familie kein Problem war, denn sie hatten auch verschiedene Bezugspersonen. Einzeln zwei solche Hunde zu halten, könnte da schon schwieriger sein.


    Ganz deutlich wurde der Unterschied, wenn wir mehrmals im Jahr den Wurfbruder des Rüden in Pflege bekamen: Dann interagierten alle ständig und hatten deutlich Spaß miteinander: Die (intakten) Rüden spielten, kloppten sich auch mal, waren dann wieder Kumpels, selbst die gravitätische alte Hündin ließ sich mit dem Rüden, der schon ihr Lieblingswelpe im Wurf gewesen war, zu einem Spielchen herab, und alle drei waren ständig zusammen. Mit dem Sohn, der geblieben war, hat die Hündin übrigens nicht ein einziges Mal gespielt, und sobald der Besuch weg war, gingen unsere beiden draußen und drinnen wieder getrennte Wege.


    Als die Hündin schließlich starb, blühte der neunjährige Rüde total auf und hatte fortan die Zeit seines Lebens.


    Insofern bedeutet Doppelhundehaltung nicht automatisch zwei miteinander glückliche oder aufeinander bezogene Hunde. Es können auch zwei "Einzelhunde" werden, die einander nichts geben, dafür aber entsprechend mehr Zeit von ihrer Bezugsperson brauchen - auch sowas sollte man vorher einkalkulieren.

    Das würde mich wirklich interessieren: Sind die Leistungszucht-Setter generell die etwas schwereren Typen? Er hatte natürlich massenhaft Fotos überall, und ich fand die Hunde so besonders schön, weil sie viel schwerere, prägnantere Köpfe hatten, als alles was damals als "hübsch" rumlief, und insgesamt auch viel kompakter waren.


    Die rasende Hündin bei uns im Wald stammt übrigens eher nicht aus gezielter Zucht. Die Leute wollten eigenlich einen Dalmatiner, wegen dieser süßen Tupfen, und weil gerade kein Welpe greifbar war, haben sie sich eben einen englischen Setter via Kleinanzeige geholt. Die sehen ja auch sehr elegant aus!

    Die Ausnahme kannte ich übrigens auch, vor -zig Jahren: Ich hatte einen Hausarzt, der seit Jahrzehnten Irish Setter züchtete, seine Nachzucht selbst ausbildete und mit den Hunden Vögel jagte.


    Der hat immer mit glänzenden Augen davon geschwärmt, wie er seine sensiblen, reaktiven Setter auch auf Hunderte von Metern Abstand per Pfeife oder Handzeichen dirigieren und noch ins Down holen konnte, wo andere Jagdhunde längst durchgingen, und davon, daß sie außer Dienst auch anstandslos am Pferd liefen, ohne durchzubrennen - aber das dürfte eben wirklich eine Ausnahme gewesen sein.

    Dann ist "unser" Pointer (vielleicht wg. spanischer Tierheim-Erfahrungen?)wohl die absolute Ausnahme - die versucht dir sogar gezielt die Taschen auszuräumen und hat trotz ihrer täglichen Raserei einen deutlichen Hang zum Übergewicht.


    Was ich immer wieder faszinierend finde, ist die Reaktion der anderen Hunde auf ein und dasselbe Tempo. Der Pointer ist beim Toben immer "da", insofern ist der Vergleich mit einer Hasenzugmaschine ziemlich genial: Die Hündin paßt in jedem Tempo auf, daß die anderen auch dranbleiben. Notfalls legt sie einen kurzen Motivations-Stop ein und läßt sich vom Kleinzeug würgen, bevor sie wieder voll durchstartet. Dieser Hund kann sich vor Spielpartnern aller Größen kaum retten, ebenso wie zwei Weimaraner, die ähnlich drauf sind.


    Der Setter dagegen rennt im Vakuum, ebenso wie eine ähnlich "autistische" Weimaranerhündin. Da haben die anderen Hunde jeden Kontaktversuch - ich hätte fast geschreiben: achselzuckend - längst aufgegeben. Selbst mein Terrier, der eigentlich gern mit allem mitrasen würde, was sich bewegt, hat an diesen Hündinnen absolut kein Interesse mehr und verscheucht sie nur wütend, wenn sie zu dicht vorbeirasen.


    Ganz anders dann wieder die Reaktion, als wir vor ein paar Wochen einen Jäger mit einem großen Münsterländer getroffen haben, der sich seine Außer-Dienst-Bewegung mit Eichelhäherjagd durchs Unterholz holte. Da hab ich meinen Hund zum Schluß lieber abgerufen und bin getrennter Wege gegangen, weil die Kleine da sofort mit wild glitzernden Augen mithielt und ihr offenbar völlig klar war, daß der Kollege RICHTIG ERNSTHAFT JAGTE. Da wollte sie um jeden Preis mit von der Partie sein und geriet zusehend außer Kontrolle - aber der Setter im selben Tempo am selben Ort ist ihr völlig wurscht.

    Ich glaube, nur mit Rumrennen geht auf die Dauer auch daneben - da wird es wohl entscheidend sein, wie die Bindung zwischen den beiden ist, ob Herrchen also noch "präsent" ist, wenn der Hund unterwegs ist.


    Bei "unserer" Pointerhündin, die erwachsen aus Spanien kam, klappt das mittlerweile relativ gut - der Hund hält schon noch Kontakt zu seinen Leuten, kommt zurück, bleibt außerhalb der Rennrunden in der Nähe - nicht zuletzt ,weil sie so verfressen ist, daß sie gern auf Belohnung reagiert.


    Ein erschreckendes Gegenbeispiel haben wir aber auch im Revier: eine englische Setterhündin mit Besitzern, die an nichts weiter interessiert sind als daran, daß der Hund bloß keine Arbeit macht. Sobald da die Leine ab ist, ist diese Hündin wirklich autistisch unterwegs, rennt mit Vollgas, starren Augen und Schaum vor dem Fang ihre Runden, nimmt dabei weder andere Hunde noch ihre eigenen Besitzer wahr, die währenddessen irgendwo stehen und sich unterhalten. Was dabei besonders erschütternd ist, ist, daß sie "sinnlos" rennt, also auf keiner Spur, in keinem Spiel, sie scheint sich einfach stereotyp in Trance zu rennen - erinnert mich immer an einen Hamster im Rad.


    Neulich hat sie uns beinahe über den Haufen gerannt, ohne auch nur mit dem Ohr zu zucken und reagierte erst, als sie den umgekegelten, wütenden Terrier buchstäblich an den Haxen hängen hatte. Diese Hündin hört wirklich erst auf ,wenn der Tank leer ist. Was man wörtlich nehmen darf: Sie mußte schon mehrmals mit Kreislaufkollaps vom "Spaziergang" direkt zum Tierarzt.


    Das kann's also auch nicht sein - es wird also wieder mal vom Besitzer abhängen, ob er da eine Balance findet. Der Hund selbst ist sicher mit nur Rennen zufrieden (für ihn ist ja eben nicht "nur", sondenr der Sinn des Lebens) - aber die Jäger im Revier dürften sowas auf die Dauer weniger witzig finden?