Beiträge von terriers4me

    Kathrin, erstmal wünsche ich euch beiden alles Gute - und meinen großen Respekt hast du dafür, daß du Pepper kein lebensunwertes Leben aufzwingen würdest, nur weil du dich nicht trennen kannst.

    Ich habe jetzt auch nicht alle 80 Seiten gelesen und mag dir eigentlich gar nichts an Mutmaßungen mehr auftischen, aber: Habt ihr auch mal an Cushing oder eine ähnliche Stoffwechselstörung gedacht? Einen Teil dieser Symptomatik - etwa das Nicht-Vertragen der meisten Futter, übermäßiges Saufen, stark schwankendes Gewicht, immer wieder kaputte Pfoten - hatte meine Hündin bei ihrer SARDS-Erkrankung zeitweise sehr heftig, und SARDS soll sehr oft mir Morbus Cushing gekoppelt sein.

    Tut mir leid, wenn das schon erwähnt wurde. Ich kann dir nur gerade so gut nachfühlen, was du durchmachst, weil wir im aktuten Stadium dieser rätselhaften Erkrankung auch sehr ernsthaft übers Einschläfern gesprochen haben. Glücklicherweise konnten wir sie dann doch noch wenigstens für eine gute Zeit stabilisieren - und genau dafür drücken wir Pepper hier natürlich auch alle Daumen & Pfoten!

    Pardon, ich habe gar nicht gesehen ,daß dein Hund noch so jung ist - dann solltest du um so mehr darauf achten ,daß er auch Ruhe-Halten lernt. Das erreichst du nicht mit Auspowern, sondern damit, daß der junge Hund lernt, daß zu bestimmten Zeiten schlicht nix läuft. Ich hab z.B. mit meinem lebhaften Welpen regelmäßig Mittagsruhe gemacht, d.h. ich hab im Liegen demonstrativ gähnend Akten gelesen, und der kleine Hund, der ganz schnell raushatte, daß während dieses Rituals unter überhaupt keinen Umständen Action zu holen war, hat sich dann einfach dazugelegt und gepennt.

    Sowas kannst du dann wunderbar ausbauen, inzwischen geht mein Hund etwa prompt schlafen, sobald ich mich an den Schreibtisch setze. Du kannst dem Youngster auch klarmachen, daß z.B. ein bestimmter Platz "Ruhe" bedeutet. Du siehst auf jeden Fall das Prinzip: Ruhe gibt's nicht durch körperliche Erschöpfung (dadurch überdreht der Kleine eher und wird zappelig) sondern dadurch, daß du sie sozusagen vorlebst, bis der Hund kapiert hat.

    Einen gesunden, halbwegs fitten Terrier kriegst du schlicht nicht ausgepowert, schon mal gar nicht mit 30 Minuten Toben. Sollte man auch besser nicht versuchen: Diese Hunde merken einfach nicht, wann sie genug haben, toben auch stehend k.o. noch unverdrossen weiter, können sich dann leicht verletzten und sind hinterher total überdreht. Das ist einfach ihr Jagdhunde-Erbe: für ihren Job, also für einen Erfolg im Fuchsbau, müssen Terrier auch mal über ihre Kräfte gehen, ohne Rücksicht auf Erschöpfung oder sogar Schmerz, und dazu neigen viele heute noch. Ich würde daher also nie auf die Idee kommen, meinen jungen Russell durch Action "auszupowern", das versucht der Hund ständig selbst - ich bin die im Team, die die Pausen verordnet.

    Ich bin eher durch Zufall an einen LZ-Airedalewelpen gekommen und habe erst Jahre später verblüfft entdeckt, daß meine Hündin auch noch die Wurfschwester eines der erfolgreichsten LZ-Airedalerüden war.
    (Falls es jemanden interessiert: Es war der hier: http://www.vonerikson.de/quanto.htm )

    Seine Schwester hat nie einen Hundeplatz gesehen, nie Hundesport gemacht, die habe ich mir dafür als Reitbegleithund ausgebildet - und einen perfekteren hätte ich nicht finden können. Körperlich war sie top, konnte wirklich endlos laufen, und psychisch war sie das genaue Gegenteil von Überdrehtheit oder Supertriebigkeit. Sie lernte blitzschnell, hatte eine wunderbare Fähigkeit, sich auf ihre Aufgaben total zu konzentrieren, konnte auf den Punkt hoch- und runterfahren und hatte so viel Spaß an der Zusammenarbeit mit Menschen, daß sogar ihr hohes Temperament und massiver Jagdtrieb problemlos handhabbar waren. Aggressiv keine Spur, eher zu "soft" für einen Terrier, und zuhause pennte sie gelassen im Korb. Einen rundum problemloseren, vernüftigeren Hund habe ich nie gehabt, und sie hätte mit Sicherheit auch alles andere sehr gut mitgemacht, was ich von ihr verlangt hätte.

    Vielleicht ist das naiv, aber sowas wäre mich der Inbegriff und der Sinn von "Leistungszucht": ein Hund ist, der genetisch dazu disponiert ist, Körper und Hirn gleichermaßen erfolgreich brauchen zu können, der sein Temperament mit Charakterfestigkeit ausbalancieren kann, der "funktioniert" und die Fähigkeit mitbringt, mit seinem Besitzer nach Wunsch (und nach Rasseziel) wirklich gut zu arbeiten.

    Auf das blöde Gerede würde ich mir ein Ei backen, aber was das Füttern anbelangt, kann ich dir leider nur wenig Hoffnung machen. Bei uns ist seit jeher mein Vater der schwache Punkt, der jeweilige Hund weiß das nur zu genau, und mir haben alle Taktiken nichts eingebracht als fürchterliche Familienkräche. Es gibt offenbar Hardcore-Fütterer, bei denen wirklich alles Erklären, Bitten, Futterzuteilen...etc...umsonst ist. Alles andere auch: Du kannst dich notfalls vor Verzweiflung hyperventilierend am Boden wälzen, der bettelnde Hund kriegt trotzdem ins Maul gestopft, was er anstarrt, sobald du den Rücken kehrst. Da hilft nur rigoroser Entzug.

    Als ich irgendwann mal unsrer TÄ mein Leid klagte, kam da nur ein seufzendes: "Älte Herren? Vergessen Sie's, da hilft nix". Sie hatte, wie sich herausstellte, dasselbe Problem...und sie hat es ebenfalls heute noch.

    Bei uns wurde es unerträglich, als der Hund blind und stoffwechselkrank wurde, und so streng (streng!!) Diät leben mußte, daß es zu einer Überlebensfrage wurde. Krankheitsbedingt hatte sie gemeinerweise kein Sättigungsgefühl mehr und bettelte entsprechend. Noch gemeiner: Wegen der Leberprobleme wurde ihr immer erst mit Verzögerung schlecht. Sprich: Vatern hatte verbotenen Fütterspaß ("Das arme Tier hat doch sonst nichts mehr") , ich hatte nachts den kranken Hund und durfte mir dann auch noch anhören: "Stimmt doch alles garnicht, bei mir bricht sie nie!"

    Wie gesagt, ich hab wirklich noch einmal alles versucht, weil Hund & Vater so aneinander hingen, aber nichts, absolut nichts hat da geholfen. Mir blieb dann nichts weiter übrig, als ihm den Hund nicht mehr mitzugeben und die beiden nur noch sozusagen nach Taschenkontrolle und mit abgezählten Hundekuchen zusammenzulassen, wenn ich das Tier nicht buchstäblich totgefüttert haben wollte.

    Das Absurde war, daß mein Vater natürlich genau wußte, was Sache war und das "eigentlich" einsah, schließlich war er oft genug mit zum TA gewesen. Eine Zeitlang ging's auch zwischendurch gut, aber gegen Aktionen der Marke: "...aber sie guckt doch soooo hungrig" nutzt offenbar kein Funken Vernunft.

    Wenn meine Pferde 22 Stunden eingesperrt wären, hätte ich keine, weil das wirklich RICHTIG Tierquälerei ist, egal ,wie usus es immer noch sein mag. Pferde leiden als Herden-Bewegungstiere der offenen Grassteppe, angewiesen auf Luft, Gesellschaft und ständige ruhige Bewegung, unter Käfighaft nochmal viel mehr als ein Hund - taugen hier also höchstens als Negativbeispiel.

    Um zum Thema zurückzukommen: Ich würde mir, falls der Hund sich auch nur halbwegs benehmen kann, nicht zuviel Sorgen im Vorfeld machen. Sichere ihn eben erstmal, paß auf, daß er niemanden belästigt, warte ab und setze auf die Zeit und den Russell-Charme. Vielleicht läuft's ja mit den Kollegen bald viel besser, als du jetzt befürchtest. Ich habe mit einem gut erzogenen Hund da eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht.

    Reine Boxhaft über so lange Zeit würde ich allerdings auch sehr kritisch sehen, aber die ist ja auch vom Tisch?
    Ich arbeite ja nun seit vielen Jahren täglich in Gegenwart meines Hundes, und oft liegt der auch nach Stunden tatsächlich am selben Platz.
    Aber eben nicht noch, sondern wieder: Zwischendurch ist er auch mal aufgestanden, vom Korb auf den Teppich (und heimlich aufs Sofa) gewechselt und umgekehrt, hat aus Fenster und Tür gesehen, ist einem Sonnenfleck gefolgt, hat sich gereckt und geschüttelt, was getrunken, und vielleicht mal bei mir gefragt, was so läuft, bevor er weiterpennt. Da kommt auch beim insgesamt ruhigem Verhalten einiges an Abwechslung zusammen, was ich ihr keinesfalls nehmen möchte. Daher könnte ich mir auch nicht vorstellen, einen gesunden Hund stundenlang in eine Box zu sperren. Ruhe halten an sich ist für einen Hund ja absolut keine Zumutung, das totale Zwangs-Abgeschlossensein schon.

    Ich glaube nach meinen Erfahrungen aber auch nicht, daß du ihn langfristig einsperren mußt. Wenn die Kollegen nicht belästigt oder bedrängt werden, sind sie meist auch bald entgegenkommend und der Hund kann mehr Freiheit bekommen - dafür drücke ich euch beiden die Daumen!

    Wir machen's auch pragmtisch: der Grundbedarf an Rohfleisch kommt täglich aus dem Hunde-Vorrat, Extra-Öle für den Hund haben wir auch - ich steh nicht so auf Dorschleber. Den Rest, also Gemüse, Obst und Getreide, regelt die menschliche Küche. Da gibt's also keine festen Plan, sondern das, was bei uns gerade dran ist. Gemüse füttere ich gedünstet und püriert, Obst, Salat und Kräuter roh.

    Wir hatten da schon ein buntes, immer stolz angeschlepptes Sortiment: ein Rehbein vom Fuchsbau, gefühlt alle im Stadtwald an Myxomatose gestorbenen Kaninchen...*schüttel*, jede Menge Schals, Handschuhe und Basecaps rund um die Schule, eine sehr schöne Hundeleine, eine nach einem Autoaufbruch ins Gebüsch geschmissene Handtasche, eine gültige Schülermonatskarte...und so weiter.

    Recht heftig fand ich das frisch vom vor uns auffliegenden Bussard geschlagene, kopflose Junghäschen, das mein Terrier ebenfalls stolz apportierte und unbedingt mitnehmen wollte. Hätte ich der Blinden wg. Selbstbewußtseinsförderung sogar erlaubt, aber dann hab ich mir doch überlegt, was ich notfalls zu einem bewaffneten Grünrock hätte sagen sollen: "Ehrlich, Herr Oberförster - das haben wir gerade gefunden.....?"