Beiträge von terriers4me

    Übrigens - das mit dem Wildpark hätte bei meinem Hund sicher zum Grundtraining, aber nicht für den Ernstfall gereicht, weil sie leider genausogut Gehegesituation von freier Wildbahn unterscheiden kann wie Schleppleine von frei.
    Da hat sie auch ein einziges Mal erfahren müssen, daß es eben auch frei und draußen unangenehm ist, hinter Rehen durchzustarten - und tatsächlich soweit die Konsequenzen gezogen, daß es seitdem wieder mit verbalem Stopp und anschließender Party funktioniert. Per Schleppleine hätte ich es da nur so weit geschafft, daß sie zwar an der Schleppleine gehorsam gewesen wäre, frei hätte sie es trotzdem nochmal wissen wollen...

    fräuleinwolle,
    sorry, da hat sich auch was überschnitten. Sieht wirklich aus, als meinten wir so genau dasselbe. Denn daß, um diese freudige Kooperation und Konzentration auf mich zu bekommen, das Positive ganz, ganz weit überwiegen muß, sehe ich natürlich auch ebenso - anders könntest du mit einemTerrier ohnehin nichts werden.

    Ich hab's ein paar Seiten vorher geschrieben: Ich habe bei meinem jetzigen Hund dreimal in anderthalb Jahren eine Wurfkette eingesetzt, zweimal beim Durchstarten auf einem Sauenwechsel, einmal beim Durchstarten hinter abspringenden Rehen. Das hat tatsächlich bisher genügt. Seitdem habe ich sie sowohl vom direkt vor ihr aufspringenden Hasen als auch von dicht vorbeirasenden Rehen mit einem verbalen Kommando abhalten können - meine eigene Konzentration auf dem Hund immer vorausgesetzt.

    Schon klar, daß da auch das Glück im Spiel ist, einen sehr kooperativen Terrier zu haben, für den es normalerweise auch das Höchste der Gefühle ist, auf mich zu achten und "mitzuarbeiten". Aber am "normalerweise" mußt du - da stimme ich dir voll zu - eben auch eine ganze Menge arbeiten.

    Für den Ausnahmefall sind mir der kurze Schreck, die Lehre daraus und anschließend wieder die relative Freiheit für den Hund deutlich lieber als ewig Schleppleine nichts gelernt, weil der Hund den Unterschied ja doch kennt - und für mich wäre problemloser Freilauf immer das erstrebenswerte Trainingsziel, weil ich den Hund ja irgendwann ans Pferd nehmen möchte.
    Und, wie gesagt: Leine zum Absichern benutze ich im Zweifelsfall selbstverständlich, und lieber einmal öfter.

    Großes Kompliment übrigens für den Basset, aber du schreibst es ja selbst: du hast sein Gern-Dableiben durch TRAINING erreicht - freiwillig wär er am Anfang erstmal jagen gegangen. Kann es sein, daß wir da genau dasselbe meinen und und bloß dieses "freiwillig" unterschiedlich definieren?

    In wirklich heiklen Situationen sind meine Hunde übrigens generell an der Leine, in Verkehrsnähe und in der Stadt immer, und draußen etwa dann, wenn ich weiß, daß Mutter Sau mit ihren Frischlingen dicht am Weg sitzen muß und ein "Fehler" des Hundes fatale Folgen hätte. Da gibt's überhaupt keine Diskussion, das ist einfach selbstverständlich.

    Aber in Situationen, die sozusagen nur für Hund heikel sind - etwa der Sprung Rehe dicht bei uns im Feld - halte ich sie durchaus frei mit Verbot bei mir, sobald ich weiß, daß der Gehorsam soweit "sitzt" - eben weil ich erreichen möchte, daß sie sich von Rehen später auch im Freilauf nicht mehr ablenken läßt. Hat bis jetzt geklappt, und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie Rehe und alles "Großwild" an sich irgendwann ebenso als "total uninteressant, weil eh verboten" abgespeichert haben wird wie ihre Vorgänger auch - dann braucht's auch kein ausdrückliches Verbot mehr.

    fräuleinwolle,
    "Mein Ziel ist es, daß der Hund bei mir bleiben WILL. Und DAS ist für mich Freilauf, wenn der Hund seine "Freiheit" freiwillig bei mir verbringt, ohne Leine, ohne Kommando, ohne Verbote."

    ..das wäre zwar ideal, aber wo packst du da all die Jagdhunde-Typen hin, die ja laut Zuchtziel eben NICHT "freiwillig" bei dir bleiben sollen, sondern deren Job darin besteht, sich von dir zu entfernen und selbständig zu arbeiten? Entweder unter deiner Kontrolle, oder, wie viele Terrier, sogar so unabhängig von dir wie nur möglich?

    Die kooperieren zwar auch alle gern, wenn's für sie lohnend ist, aber ohne Verbote, die du im Zweifelsfall auch mal aversiv durchsetzt, hältst du die garantiert nicht in allen Lebenslagen bei dir - "freiwillig" ist da einfach nicht.
    Aber das heißt ja nicht, daß du den Hund lebenslang auf jedem Spaziergang regulierst. Wenn du einmal mit Training den erlaubten Rahmen gesetzt hast, kannst du in einer Art "gentleman's agreement" darin auch sehr viel Freiheit lassen, und der Hund bleibt trotzdem da, und das sogar gern, weil's mit dir zusammen Spaß macht.

    Nur "freiwillig" ist das genau genommen ebensowenig, wie ein junger Hund freiwillig ein Halsband trägt oder an der Leine geht. Es ist einfach eines der vielen Dinge, die du im Zusammenleben mit deinem Hund erstmal festlegen mußt und die später einfach zur Gewohnheit werden.

    @fräuleinwolle
    Überhaupt kein Zweifel - ein ernsthaft jagender Hund würde auch hier irgendwann über eine Straße rennen. Aber ernsthaft, unabrufbar außer Sichtweite jagen ist mir (wieder *klopfaufholz*) in gut 30 Jahren mit überwiegend freilaufenden, lebhaften, jagdveranlagten Hunden eben wirklich noch nie passiert. Insofern denke ich, daß ich das Risiko schon ganz gut abschätzen und mit Training und natürlich auch mit streckenweisem Anleinen minimieren kann. Für den verbliebenen Rest würde ich meinem Hund die relative Freiheit nicht streichen.

    schara
    Das finde ich aber schon sehr weit weg. Das würde ich meinem jungen Hund nicht mehr erlauben. Einmal lasse ich sie generell nicht mehr in aufwachsende Felder, zum anderen wäre mir die Gefahr zu groß, daß da ein Hase so dicht vor ihr aufspringt, daß ich sie aus der Distanz doch nicht mehr stoppen kann. So weit geht die große Freiheit bei uns nur in Ausnahmefällen - etwa bei Rennspielen auf Stoppelfeldern oder frischgemähten Wiesen.

    Was mich jetzt wirklich interessieren würde: Wie erreicht man einen tauben Hund auf diese Distanz? Meine Blinde konnte ich ja problemlos rufen, wenn sie zu weit abkam - aber was macht man da mit einem Hund, der buchstäblich nichts hört?

    @fräuleinwolle
    Wir haben auch das Glück, hier sowohl einen wildlosen, straßenfreien "Hundespielplatz" in der Stadt als auch weite, offene (wildreiche) Feldmark draußen zu haben. Genau deshalb wohne ich auch hier. Da, wo ich mit meiner Jungrakete unterwegs bin, kommt auch nach einem Kilometer noch keine Straße, und Bauern und "Oberjäger" kennen uns. Da konnte ich riskieren, auch die Wildbegegnungen schnell ohne Leine zu trainieren, und da kann ich den Hund zur passenden Jahreszeit auch mal mit Mach 3 rund ums Feld sausen lassen - ich weiß ja, sie kommt ebenso fix zurück, und wir kriegen keinen Ärger. Im Gegenzug benehmen wir uns anständig, latschen nicht durch Kulturen oder Heuwiesen, lassen das Weidevieh in Ruhe, der Hund ist eben NICHT außer Sicht unterwegs, geht im Wald nicht vom Weg, wird notfalls auch mal vorsorglich angeleint, und zur Brutzeit trägt er lange Leine...Und so weiter - die Selbstverständlichkeiten, für die wir aber auch mildernde Umstände bekämen, falls der Terrier doch mal durchginge.

    Ich hab's ja weiter oben schon geschrieben: Wären die Bedingungen nicht so ideal, hätte ich garantiert nicht so einen Hund. Meine letzten beiden Hunde wären auch von den Züchtern nicht in die Großstadt verkauft worden - da war genug Freilaufmöglichkeit Bedingung. Für eingeschränkte Laufmöglichkeiten würde ich mir, bevor ich da den Hund permanent bis an die beiderseitige Schmerzgrenze gängeln muß, einfach wieder so einen Typ suchen wie meine erste Hündin. Die hielt vom sinnlosen Rennen generell nix, von konzentrierter Arbeit dagegen sehr viel, und von anregenden, schnüffel-intensiven Park- und Stadtbummeln, möglichst mit Straßencafe, am meisten. Da hatten wir zusammen genausoviel Spaß wie ich ihn jetzt, in anderer Umgebung, mit der Rennwütigen habe. Gottseidank gibt es ja gerade genug verschiedene Hunde für verschiedene Umstände, und es muß eben nicht unbedingt (wie hier ums Eck) ein Afghane an der Dauerleine sein

    Ich denke, wenn Hund, Halter und Umstände zueinander passen, sind die meisten Hilfsmittel ohnehin überflüssig - aber, wie gesagt: daß andere es anders sehen mögen, sagt mir erstmal noch nichts über deren Hundehalter-Qualitäten!

    Was das Rückruf-Aufbauen angeht: Frei folgen und Kommen war eigentlich das einzige, das ich mit jungen Hunden übers erste halbe Jahr geübt, geübt und geübt habe: alles mit viel Party als ultimativ tolles Spiel verkauft, nie gerufen, wenn der Hund zu sehr auf anderes konzentriert war, notfalls per Leine abgesichert, so daß der Kleine möglichst wenig Chancen hatte, Fehler zu machen - dafür um so mehr, Lob & Belohnung abzugreifen.

    Draußen habe ich (ungefährliche Umgebung immer vorausgesetzt!) sobald unsere Verbindung generell da war, den kleinen Hund auch gern eigene Wege gehen lassen - also das Blatt verfolgen, einer Spur nachschnüffeln, auch ruhig ein Stück weiter...etc. Zum Zurückrufen hatte ich dann genau den Moment, in dem die Konzentration des Kleinen z.B. auf das Blatt oder den Schmetterling sichtbar nachließ. Dann war der Youngster schon ein Stück weg, hatte es ohnehin sehr eilig, bloß wieder in meine sichere Nähe zu kommen - und dabei auf ein Signal rasant zu rennen, war gleich nochmal ein tolles Spiel. Das haben wir dann langsam weiter ausgebaut, bis er sich auch schon abrufen ließ, wenn's eigentlich noch interessant war.

    Und, natürlich, habe ich immer wieder schnell die Richtung gewechselt und bin weggerannt, erst mit einem Ruf oder Pfiff, später mußte der junge Hund selbst aufpassen - und fürs Angerastkommen gab's dann wieder Party. Das ist übrigens heute noch für meinen Jungterrier DAS Lieblingsspiel - aber ich habe kaum noch eine Chance, unbemerkt loszulaufen.

    Das alles war den Zwergen nach ein paar Wochen wirklich in Fleisch und Blut übergegangen, zumal ich NIE rufe, wenn ich weiß, ich habe eh keine Chance. Wenn die Junghunde dann später zu testen und zu diskutieren anfangen, sitzt die Reaktion "Ruf - Kommen" also schon ziemlich fest, und normalerweise reicht dann ein schärferer Tonfall, bevor sie ernsthaft abgehen.

    Wenn das irgendwann nicht mehr reicht, wenn ich also merke, daß ich jetzt getestet werde (und man merkt ja sehr genau, wenn der Hund etwa kurz mit den Ohren zuckt, aber weiterläuft) gebe ich ihm gezielt die Chance, Falsches zu versuchen und dabei eine unangenehme Erfahrung zu machen: Als mein halbjährige Terrier wirklich wissen wollte, ob es nicht eventuell doch viel toller ist, mit hundert Sachen Wildwechseln ins Unterholz zu folgen, als auf mich zu reagieren, bin ich mit ihr zu genau diesen Wildwechseln gegangen und habe ihr den Moment des Durchstartens mit einer nachdrücklich hingeknallten Wurfkette und einem ebenso nachdrücklichen "Pfui ist das!" vermiest. Fürs erschrockene Zurückkommen natürlich sofort wieder Riesenparty.

    Das habe ich bisher genau dreimal in anderthalb Jahren machen müssen, und der sehr jagdgierige Hund ist mir *toitoitoi* nie mehr hinter Wild oder auf einer Fährte durchgegangen, was echt ein kleines Wunder ist. Allerdings wetzt sie sehr wohl zu anderen Hunden ab, sobald ich einen Moment nicht voll "bei ihr" bin, und diese Momente paßt sie mit aller Terrier-Schläue ab. Da hilft dann nur Hingehen ,Einsammeln, Abführen - und nächstes Mal besser konzentrieren, dann klappt's nämlich auch. Wenn ich mich draußen entspannt unterhalten möchte, geh ich dazu entweder ins wildfreie Revier oder leine sie eben mal an.

    Ich würde ohnehin nie auf die Idee kommen, Anleinen oder Nicht-Anleinen zur Maßeinheit für Hundehalter-Qualitäten zu machen: Wir beide kommen möglichst frei am besten zurecht, andere eben besser mit Schleppleine - na und?!

    Das wäre auch meine persönliche Konsequenz: Wenn die Umstände keinen großzügigen Freilauf zuließen, hätte ich ganz bestimmt einen anderen Hundetyp als ich ihn jetzt habe. Es gibt ja schließlich genug Hunde, die mit weniger Gasgeben zufrieden sind, und so einen würde ich mir dann gezielt aussuchen. Wenn Freilauf aber absolut nicht möglich wäre, hätte ich überhaupt keinen Hund.

    Ausnahmen bestätigen da sicher die Regel, aber für mich gehört regelmäßiges freies Rennendürfen zu den Grundbedürfnissen des Lauftieres Hund - und wo ich das ständig versagen müßte, würde ich lieber ganz auf Hundehaltung verzichten.