Beiträge von terriers4me

    "Morrigan hat geschrieben:
    Tu ich denn solche Hunden einen Gefallen, wenn sie ein Leben an der Leine verbringen?"

    Das frage ich mich auch jedes Mal, wenn ich diese Geretteten sehe - zum Beispiel den Galgo, der "nie" mehr von der Flexi kommt, weil er dann - oh Wunder! - "ja wegläuft". Inzwischen zieht dieser wunderschöne Hund nicht mal mehr an der Leine, er läuft Paß mit gesenktem Kopf und wirkt regelrecht erloschen. Den würde ich auch gerne mal fragen, wie lebenswert er sein Leben hier noch findet...

    Das sollen nun bitte nicht alle Hetzhund-Besitzer auf sich beziehen - der beste Freund meines Terriers ist ein entzückender kleiner Podenco, und der ist mit Sicherheit sehr glücklich, wenn die beiden frei durch die Gegend rasen, daß die Heide wackelt. Aber dessen erfahrene Besitzer haben ihn auch erst angeschafft, nachdem sie wußten, daß er in der Nähe ungefährdet völlig frei laufen kann. Solange sie in der Großstadt wohnten, wären sie nicht mal im Traum auf einen solchen Hund verfallen.

    Ich weiß nicht, wie's bei Schara oder generell beim Training eines tauben Hundes ist - bei meiner Blinden war nachschleifende Schleppleine schlicht unmöglich. Die hat schon jedes leichte Abgebremstwerden der Leine z.B. im Blaubeerkraut mit totaler Irritation quittiert, von Hängebleiben gar nicht zu reden. Da mußte ich die Leine also immer in der Hand halten und sehr aufpassen, daß sie bloß keine ungewollten Signale bekam - sie sollte ja gerade lernen, möglichst fein auf die gewollten zu reagieren.

    Diesel,
    hab ich auch in keiner Weise als Angriff gesehen, zumal's ja nicht mein Hund war.

    Aber das hat die Sache damals noch so viel bitterer gemacht: daß es auch noch einem Team passiert ist, dem's eben nicht hätte passieren dürfen. Die Besitzerin hat sich natürlich ewig Vorwürfe gemacht ,daß sie diese Gefahr unter- und die Abrufbarkeit ihres so gut ausgebildeten Jägers überschätzt hat. Und, Ironie des Schicksals: sie hatte, als sie diesen Job in Kanada bekam, für das eine Jahr sogar die Familie zuhause gelassen - nur von ihrem Terrier konnte sie sich nicht trennen...also "shit happens" auf ganz, ganz hohem Niveau.

    schara,

    bitte, bitte, glaub mir nach 35 Jahren Hundehaltung eins: "perfekt" und "vorbildlich" gibt's da schlicht nicht - oder jedenfalls nicht mal annähernd so oft, wie dir andere das vormachen wollen. Baustellen hast du mit jedem Lebewesen (und daß jedes wieder anders ist, ist ja der große Reiz!) - und du brauchst dich mit dem, was ihr bis jetzt geschafft habt, ganz sicher nicht zu verstecken!

    Ich könnte dich jetzt auch mit ins Feld nehmen und dir vorführen, wie mein erst anderthalbjähriger (Jagd)terrier ohne Leine Wild stehen läßt - das sähe schon neiderregend perfekt aus.
    Wenn du mich aber mit demselben Hund an kurzer Leine, am besten noch auf dem Weg zum "Hunde-Spielplatz" sehen würdest, bekämst du unser alltägliches Leinenzieh-Ballett zu sehen, weil Miss Dickschädel wirklich JEDEN Morgen erstmal wissen will, ob die Regeln noch gelten, bevor sie auch nur halbwegs gesittet läuft - da würdest du über unsere Performance entweder verächtlich den Kopf schütteln oder dich kaputtlachen.

    Sie haben wirklich alle Stärken und Schwächen und wenn du dich an den Stärken bewußt freust, kommst du mit dem Schwächen auch besser klar. Klingt total banal, ist aber wirklich so.

    Guten Morgen,

    mir fällt heute erst auf, was für ein schönes Wortspiel in der Überschrift steckt, dann darum geht es uns jetzt ja seit ich-weiß-nicht-vieviel Seiten: Offleash möchten wir unsere Hunde zwar haben, aber "offline" - also ohne Empfang - dabei ja gerade nicht....

    schara,
    nun sei doch bitte nicht enttäuscht oder gar frustriert - du hast doch offenbar schon sehr viel mit deinem Hund erreicht, und das in ziemlich kurzer Zeit! Freu dich doch erstmal an dem Erfolg, daß sie überhaupt frei mit dir geht und nicht haltlos abhaut - denn das IST bei ihrer Vorgeschichte ein großer Erfolg! Das tut eine rumänische Ex-Straßenhündin hier im Revier auch nach vier Jahren Üben noch nicht, da heißt es immer noch: Leine ab-Hund am Horizont, geht auf Nahrungssuche und läuft später allein nachhause, ohne der würstchenbewaffneten Besitzerin auch nur noch einen Blick zu schenken. DAS ist echt Frust!

    Das Wichtigste hast du doch schon erreicht: Schara folgt dir, wenn auch noch so, wie sie es kennt: selbständig. Der Rest ist Feinarbeit, der mit einem behinderten Tier eben etwas länger dauern kann. Schara kämpft da ja mit zwei Handicaps: Ungewohnte Lebensform UND Taubheit - sie hat also doppelt so viel zu lernen wie ein "normaler" Hund.
    Wenn's mein Hund wäre, würde ich mich da jeden Hilfsmittels bedienen, das ich überhaupt nur bekommen kann, um ihr das Umlernen leichter zu machen. Das ist kein Zeichen für Versagen, sondern dafür, daß du möglichst individuell auf deinen Hund eingehst. Und es muß auch kein Dauerzustand sein, vermutlich kommt ihr auf die Dauer mit z.B. einem Vibrationshalsband, mit dem du sie "rufen" kannst, bestens klar. Schara ist ja offenbar grundsätzlich willig, sich an dir zu orientieren, du mußt ihr jetzt nur noch helfen, zu verstehen ,WIE genau du das möchtest.

    Ehrgeiz und Enttäuschung sind da echt fehl am Platz. Als mein Hund plötzlich blind wurde, war ich froh über alles, was half, von Geschirr und langer Leine über Blindentuch und langen Stock zum Antippen. Ein paar Monate später, als wir uns neu orientiert hatten, konnte sie draußen wieder so frei laufen wie vorher, nur eben mit anderen Signalen. Das intensive Führenmüssen war also nur eine Phase gewesen, die sich später sehr auszahlte - und ich denke, bei Schara wäre es genauso.

    Das war seiner Besitzerin durchaus klar, was den Verlust für sie noch viel schlimmer machte. Die waren beide erfahrene Jäger, der Terrier normalerweise gut abrufbar und im Zweifelsfall trotzdem noch gesichert, weil sie so sehr an ihm hing.
    Nur damit, daß ein Bär urplötzlich abends über ihre Vorort-Wohnstraße läuft, während sie von der Einfahrt zur Haustür geht, hat sie nach vier Wochen Kanada schlicht noch nicht gerechnet - sowas kommt in der Lüneburger Heide ja auch eher selten vor...

    Meine Hündin würde wohl raketenschnell Sicherheitsabstand nehmen und den Bären dann kläffend umtanzen - so, wie ihre Sippe vorsichtig Wildschweine stellt. Näher ran ginge sie garantiert nicht.

    Der Vater ihrer Vorgängerin allerdings hat in Kanada tatsächlich einen ins Wohngebiet verschlagenen Schwarzbären, der über die Straße lief, als er mit Frauchen aus dem Auto stieg, erst kläffend und schnappend richtig attackiert, dann verfolgt, als der Bär weglief - und ward nie wieder gesehen. Eine Ende im terriertypischen Größenwahn....

    OK, das kann ich nachvollziehen. Ich bin zeitweise mit bis zu fünf Hunden gegangen, und es war trotzdem noch entspannend, weil da keiner Abhau-Ambitionen hatte - ein derartiger Kandidat dazwischen hätte uns den lockeren Spaß vermutlich auch völlig vermiest.
    (..und genau deswegen haben wir auch keinen Beagle....*duckundweg*)

    Den Frust, den Hund nicht jederzeit und überall laufen lassen zu können, kann ich jetzt auch nicht so ganz nachvollziehen? Das ist doch eher selbstverständlich und sozusagen Alltagskultur: Ich selbst kann doch auch nicht jederzeit auf der Ausfallstraße rumhüpfen - und der Hund kommt in keiner Weise zu kurz, wenn er zum Ausgleich auf geeigneten Flächen richtig flitzen kann?

    Eigentlich weiß ich aber schon, was du meinst, Biomais: die total freilaufenden Hunde kenn ich aus vielen Dorfurlauben auch noch sehr gut und fand das zuerst sooo toll und ideal - richtig Freiheit! Nachdem ich aber über die Jahre mitbekommen hatte, wie viele von diesen Hunden ein frühes, gewaltsames Ende genommen haben (was ihre Besitzer übrigens wenig scherte - dann gab's halt den nächsten) , bin ich dann doch sehr ins Grübeln gekommen.

    fräuleinwolle
    dann sind wir uns ja tatsächlich einig. Wenn du Wurfkette bzw nachgeworfene Leine mit plus sehr nachdrücklicher verbaler Unmutsäußerung nicht unter ernsthaft "aversiv" rechnest, haben wir's bisher auch "nur" mit viel Training plus Absichern an Gefahrenstellen geschafft. Meine Hunde haben sowas gottseidank bisher als "Es reicht!"-Signal ernst genommen, wenn auch der junge Terrier die Kette beim drittenmal ebenfalls apportiert hat. Den Sinn der Sache hatte sie trotzdem so gut verstanden, daß sie sowas am Wild bisher nie wieder gebraucht hat.

    Aversiveres habe ich gottseidank nie benutzen müssen (und würde es auch nicht wollen). Die wirklich knallharten Kandidaten, etwa den geliehenen alten DJT, der auch weitergejagt hätte, wenn neben ihm der Acker explodiert wäre, habe ich ebenso knallhart ausschließlich an die lange Leine genommen. War ja für mich nur vorübergehend, bei meinen eigenen Hunden möchte ich sowas als Dauerzustand eben nicht haben - aber ich glaube, auch da sind wir uns alle einig.