Beiträge von terriers4me

    fräuleinwolle,
    "Mein Ziel ist es, daß der Hund bei mir bleiben WILL. Und DAS ist für mich Freilauf, wenn der Hund seine "Freiheit" freiwillig bei mir verbringt, ohne Leine, ohne Kommando, ohne Verbote."

    ..das wäre zwar ideal, aber wo packst du da all die Jagdhunde-Typen hin, die ja laut Zuchtziel eben NICHT "freiwillig" bei dir bleiben sollen, sondern deren Job darin besteht, sich von dir zu entfernen und selbständig zu arbeiten? Entweder unter deiner Kontrolle, oder, wie viele Terrier, sogar so unabhängig von dir wie nur möglich?

    Die kooperieren zwar auch alle gern, wenn's für sie lohnend ist, aber ohne Verbote, die du im Zweifelsfall auch mal aversiv durchsetzt, hältst du die garantiert nicht in allen Lebenslagen bei dir - "freiwillig" ist da einfach nicht.
    Aber das heißt ja nicht, daß du den Hund lebenslang auf jedem Spaziergang regulierst. Wenn du einmal mit Training den erlaubten Rahmen gesetzt hast, kannst du in einer Art "gentleman's agreement" darin auch sehr viel Freiheit lassen, und der Hund bleibt trotzdem da, und das sogar gern, weil's mit dir zusammen Spaß macht.

    Nur "freiwillig" ist das genau genommen ebensowenig, wie ein junger Hund freiwillig ein Halsband trägt oder an der Leine geht. Es ist einfach eines der vielen Dinge, die du im Zusammenleben mit deinem Hund erstmal festlegen mußt und die später einfach zur Gewohnheit werden.

    @fräuleinwolle
    Überhaupt kein Zweifel - ein ernsthaft jagender Hund würde auch hier irgendwann über eine Straße rennen. Aber ernsthaft, unabrufbar außer Sichtweite jagen ist mir (wieder *klopfaufholz*) in gut 30 Jahren mit überwiegend freilaufenden, lebhaften, jagdveranlagten Hunden eben wirklich noch nie passiert. Insofern denke ich, daß ich das Risiko schon ganz gut abschätzen und mit Training und natürlich auch mit streckenweisem Anleinen minimieren kann. Für den verbliebenen Rest würde ich meinem Hund die relative Freiheit nicht streichen.

    schara
    Das finde ich aber schon sehr weit weg. Das würde ich meinem jungen Hund nicht mehr erlauben. Einmal lasse ich sie generell nicht mehr in aufwachsende Felder, zum anderen wäre mir die Gefahr zu groß, daß da ein Hase so dicht vor ihr aufspringt, daß ich sie aus der Distanz doch nicht mehr stoppen kann. So weit geht die große Freiheit bei uns nur in Ausnahmefällen - etwa bei Rennspielen auf Stoppelfeldern oder frischgemähten Wiesen.

    Was mich jetzt wirklich interessieren würde: Wie erreicht man einen tauben Hund auf diese Distanz? Meine Blinde konnte ich ja problemlos rufen, wenn sie zu weit abkam - aber was macht man da mit einem Hund, der buchstäblich nichts hört?

    @fräuleinwolle
    Wir haben auch das Glück, hier sowohl einen wildlosen, straßenfreien "Hundespielplatz" in der Stadt als auch weite, offene (wildreiche) Feldmark draußen zu haben. Genau deshalb wohne ich auch hier. Da, wo ich mit meiner Jungrakete unterwegs bin, kommt auch nach einem Kilometer noch keine Straße, und Bauern und "Oberjäger" kennen uns. Da konnte ich riskieren, auch die Wildbegegnungen schnell ohne Leine zu trainieren, und da kann ich den Hund zur passenden Jahreszeit auch mal mit Mach 3 rund ums Feld sausen lassen - ich weiß ja, sie kommt ebenso fix zurück, und wir kriegen keinen Ärger. Im Gegenzug benehmen wir uns anständig, latschen nicht durch Kulturen oder Heuwiesen, lassen das Weidevieh in Ruhe, der Hund ist eben NICHT außer Sicht unterwegs, geht im Wald nicht vom Weg, wird notfalls auch mal vorsorglich angeleint, und zur Brutzeit trägt er lange Leine...Und so weiter - die Selbstverständlichkeiten, für die wir aber auch mildernde Umstände bekämen, falls der Terrier doch mal durchginge.

    Ich hab's ja weiter oben schon geschrieben: Wären die Bedingungen nicht so ideal, hätte ich garantiert nicht so einen Hund. Meine letzten beiden Hunde wären auch von den Züchtern nicht in die Großstadt verkauft worden - da war genug Freilaufmöglichkeit Bedingung. Für eingeschränkte Laufmöglichkeiten würde ich mir, bevor ich da den Hund permanent bis an die beiderseitige Schmerzgrenze gängeln muß, einfach wieder so einen Typ suchen wie meine erste Hündin. Die hielt vom sinnlosen Rennen generell nix, von konzentrierter Arbeit dagegen sehr viel, und von anregenden, schnüffel-intensiven Park- und Stadtbummeln, möglichst mit Straßencafe, am meisten. Da hatten wir zusammen genausoviel Spaß wie ich ihn jetzt, in anderer Umgebung, mit der Rennwütigen habe. Gottseidank gibt es ja gerade genug verschiedene Hunde für verschiedene Umstände, und es muß eben nicht unbedingt (wie hier ums Eck) ein Afghane an der Dauerleine sein

    Ich denke, wenn Hund, Halter und Umstände zueinander passen, sind die meisten Hilfsmittel ohnehin überflüssig - aber, wie gesagt: daß andere es anders sehen mögen, sagt mir erstmal noch nichts über deren Hundehalter-Qualitäten!

    Was das Rückruf-Aufbauen angeht: Frei folgen und Kommen war eigentlich das einzige, das ich mit jungen Hunden übers erste halbe Jahr geübt, geübt und geübt habe: alles mit viel Party als ultimativ tolles Spiel verkauft, nie gerufen, wenn der Hund zu sehr auf anderes konzentriert war, notfalls per Leine abgesichert, so daß der Kleine möglichst wenig Chancen hatte, Fehler zu machen - dafür um so mehr, Lob & Belohnung abzugreifen.

    Draußen habe ich (ungefährliche Umgebung immer vorausgesetzt!) sobald unsere Verbindung generell da war, den kleinen Hund auch gern eigene Wege gehen lassen - also das Blatt verfolgen, einer Spur nachschnüffeln, auch ruhig ein Stück weiter...etc. Zum Zurückrufen hatte ich dann genau den Moment, in dem die Konzentration des Kleinen z.B. auf das Blatt oder den Schmetterling sichtbar nachließ. Dann war der Youngster schon ein Stück weg, hatte es ohnehin sehr eilig, bloß wieder in meine sichere Nähe zu kommen - und dabei auf ein Signal rasant zu rennen, war gleich nochmal ein tolles Spiel. Das haben wir dann langsam weiter ausgebaut, bis er sich auch schon abrufen ließ, wenn's eigentlich noch interessant war.

    Und, natürlich, habe ich immer wieder schnell die Richtung gewechselt und bin weggerannt, erst mit einem Ruf oder Pfiff, später mußte der junge Hund selbst aufpassen - und fürs Angerastkommen gab's dann wieder Party. Das ist übrigens heute noch für meinen Jungterrier DAS Lieblingsspiel - aber ich habe kaum noch eine Chance, unbemerkt loszulaufen.

    Das alles war den Zwergen nach ein paar Wochen wirklich in Fleisch und Blut übergegangen, zumal ich NIE rufe, wenn ich weiß, ich habe eh keine Chance. Wenn die Junghunde dann später zu testen und zu diskutieren anfangen, sitzt die Reaktion "Ruf - Kommen" also schon ziemlich fest, und normalerweise reicht dann ein schärferer Tonfall, bevor sie ernsthaft abgehen.

    Wenn das irgendwann nicht mehr reicht, wenn ich also merke, daß ich jetzt getestet werde (und man merkt ja sehr genau, wenn der Hund etwa kurz mit den Ohren zuckt, aber weiterläuft) gebe ich ihm gezielt die Chance, Falsches zu versuchen und dabei eine unangenehme Erfahrung zu machen: Als mein halbjährige Terrier wirklich wissen wollte, ob es nicht eventuell doch viel toller ist, mit hundert Sachen Wildwechseln ins Unterholz zu folgen, als auf mich zu reagieren, bin ich mit ihr zu genau diesen Wildwechseln gegangen und habe ihr den Moment des Durchstartens mit einer nachdrücklich hingeknallten Wurfkette und einem ebenso nachdrücklichen "Pfui ist das!" vermiest. Fürs erschrockene Zurückkommen natürlich sofort wieder Riesenparty.

    Das habe ich bisher genau dreimal in anderthalb Jahren machen müssen, und der sehr jagdgierige Hund ist mir *toitoitoi* nie mehr hinter Wild oder auf einer Fährte durchgegangen, was echt ein kleines Wunder ist. Allerdings wetzt sie sehr wohl zu anderen Hunden ab, sobald ich einen Moment nicht voll "bei ihr" bin, und diese Momente paßt sie mit aller Terrier-Schläue ab. Da hilft dann nur Hingehen ,Einsammeln, Abführen - und nächstes Mal besser konzentrieren, dann klappt's nämlich auch. Wenn ich mich draußen entspannt unterhalten möchte, geh ich dazu entweder ins wildfreie Revier oder leine sie eben mal an.

    Ich würde ohnehin nie auf die Idee kommen, Anleinen oder Nicht-Anleinen zur Maßeinheit für Hundehalter-Qualitäten zu machen: Wir beide kommen möglichst frei am besten zurecht, andere eben besser mit Schleppleine - na und?!

    Das wäre auch meine persönliche Konsequenz: Wenn die Umstände keinen großzügigen Freilauf zuließen, hätte ich ganz bestimmt einen anderen Hundetyp als ich ihn jetzt habe. Es gibt ja schließlich genug Hunde, die mit weniger Gasgeben zufrieden sind, und so einen würde ich mir dann gezielt aussuchen. Wenn Freilauf aber absolut nicht möglich wäre, hätte ich überhaupt keinen Hund.

    Ausnahmen bestätigen da sicher die Regel, aber für mich gehört regelmäßiges freies Rennendürfen zu den Grundbedürfnissen des Lauftieres Hund - und wo ich das ständig versagen müßte, würde ich lieber ganz auf Hundehaltung verzichten.

    Ich schließe mich flying paws voll an: Ich kann mir auch keinen ewigen (Schlepp-)leinenhund vorstellen, lasse die Kleinen also von Tag 1 an in ungefährlichem Gelände frei mitlaufen und trainiere, trainiere, trainiere Rückruf und Bindung. Damit bin ich bis jetzt offenbar sehr gut gefahren - ich kann jedenfalls aus mehreren Jahrzehnten Hund noch keine "zwanzig Minuten außer Sicht" verzeichnen. *klopfaufholz*

    Mein jetziger Hund ist extrem verspielt, dabei unglaublich schnell, wendig und so rasant springend oder durchschlüpfend, daß sie beim Toben nicht mehr als ein eng sitzendes Halsband tragen kann, kein Geschirr, geschweige denn irgendwas Nachschleifendes - das wäre für sie und die Mitspieler viel zu gefährlich. SL würde für sie also bedeuten, auf ihr größtes Vergnügen verzichten zu müssen, und ich bin froh daß ich ihr das nicht antun muß. Ich lasse sie übrigens auch nie mit einem SL-Hund spielen - auch viel zu gefährlich.


    Während der Brutzeit haben wir letztes Jahr erstmals draußen im Revier SL benutzt, sicherheitshalber, und die Zeit genutzt, um ein paar Kommandos zu üben, aber schön fanden wir das beide nicht. Und wenn ich es irgendwann mal schaffe, sie wie vorgesehen ans Pferd zu bekommen, wären durch die Gegend schleifende zehn Meter auch nicht gerade zweckdienlich.

    Als langjährige Trainingshilfe finde ich SL total überflüssig, da jeder auch nur halbwegs intelligente Hund den Unterschied zwischen "mit" und "ohne" ruckzuck raushat - was den Trainingseffekt eh zunichte macht. Da üben wir lieber von vornherein und konsequent "ohne". Zum gelegentlichen Sichern, etwa während der Brutzeit und in unbekanntem Revier, macht eine lange Leine natürlich Sinn, dann allerdings nie als "Schlepp", sondern immer geführt in meiner Hand. Denn, last not least: mein Hund reagiert wirklich raketenschnell, und die Vorstellung, sie könnte mir je mit 10 Metern nachschleifender Leine entwischen, irgendwo hängenbleiben oder gar in einen Bau schlüpfen, wäre wirklich der absolute Alptraum.

    Falls ich mich richtig erinnere, ist Donald doch eine halbe Bracke? Dann müßte er eigentlich ein Mutant sein, wenn er NICHT jagen bzw. sehr intensiv stöbern würde?

    Unabhängig davon, was genau er treibt - ich würde auch erst die Bäume hochgehen vor Sorge und dann entsprechende Konsequenzen ziehen, wenn mein Hund jemals 20 Minuten außer Sichtweite wäre.

    Ich habe hier ja auch eine sehr zur Unabhängigkeit neigende junge Dame, die am liebsten auch die erste Runde allein machen und alle Hundefreunde begrüßen würde. Ab und zu (immer dann wenn ich nicht aufmerksam genug war!)schafft sie es auch, ohne Starterlaubnis zu befreundeten Hunden zu wetzen - aber dann wetze ich wenigstens blitzschnell hinterher und beende den Spaß, damit's nicht zu selbstbelohnend wird, und für die nächsten Tage ist wieder strikte Kontrolle angesagt.

    Da hier fast alles nach Belieben laufen darf, komme ich mir manchmal schon etwas psycho vor, wenn ich ausgerechnet den Zwerg bei jeder Hundesichtung absitzen und auf Startfreigabe warten lasse - aber ich weiß ganz genau, daß sie beim kleinsten Entgegenkommen blitzschnell "die ganze Hand nimmt" und ihre Runden auch sehr bald länger ausdehnen würde. Ich schätze, Donald hat, - als ebenfalls selbständig arbeitender Jagdhund? - genau das getan, zumal, wenn er sowas von früher gewohnt ist. Und auch, wenn's im fraglichen Revier "eigentlich" ungefährlich ist - das Risiko wäre mir viel, viel zu groß!