Beiträge von terriers4me

    Philippe Karl hat recht, und das hat nicht mal soviel mit verschiedenen "Schulen" zu tun, sondern mit der Anatomie des Pferdes, Heuschmann hab ihr dazu ja schon zitiert.
    Ein Pferd reell vorwärts-abwärts dehnen zu können, gehört aber immer dazu, auch bei der "legerete" - man darf es nur eben keinesfalls auf die Dauer "runterreiten". Von irgendwelchen Rollkuren oder sonstwie runtergeriegelten Köpfen reden wir mal gar nicht - das ist ohnehin pure Tierquälerei.

    Für uns ist das Norweger der Kompromiß: Ich hab jetzt den zweiten Hund, der generell keine Geschirre mag und alle Arten von Bruststeg geradezu HASST.

    Da Halsband aber nicht immer und überall möglich ist, etwa jetzt zur Brut- und Langeleinenzeit, ist es dann eben das Norweger: nicht zuviel Riemenzeug am Hund (was ich übrigens auch optisch sehr unschön finde), keine abgedrückte Luft & wenigstens soviel Bewegungsfreiheit, wie es bei einem Geschirr eben geht. Sieht der Hund übrigens ähnlich: nimm mit "Ausgehen!" das Halsband vom Haken, und sie springt geradezu rein, nimm das Leder-Norweger, und sie macht eine Vollbremsung und kneift den Schwanz ein, bleibt aber immerhin gottergeben stehen, nimm das Gurtbandgeschirr mit dem Brustriemen und der Hund ist WEG, Ausgehen oder nicht.

    Wenn sie also demnächst ausgewachsen und rundum bemuskelt ist, wird unser Geschirr-Kompromiß ein Leder-Norweger nach Maß vom Sattler sein, und ansonsten: Je mehr Geschirrtypen ich ausprobiere, je öfter ich sehe, wieviel verkrampfter sich der Hund auch im Freilauf damit bewegt, desto lieber kehre ich zum guten alten Halsband zurück!

    Unabhängig von diesem Artikel: Ich habe Hamburg über so viele Jahre als ganz besonders angenehme "Hunde-Stadt" erlebt und genossen, mit viel Spaß und vielen Freiheiten, und bin auch total entsetzt, wie sehr sich das geändert hat. Und ja - es liegt größtenteils an gehäufter (leider teilweise wörtlich!) Hundehalter-Rücksichtslosigkeit.

    Richtig lustig wird dieser ignorante Besitzer-Typ übrigens, wenn er "aufs Land zieht", womit sich dann automatisch jede Art von Erziehung, Einfluß auf den Hund oder gar Rücksichtnahme auf andere Menschen oder Vierbeiner komplett erledigt haben und man sich "ausleben" darf. Mit diesem Kombinationen haben wir hier regelmäßig richtig viel Spaß, und wenn die sich in Hamburg vorher auch nur annähernd so aufgeführt haben, verstehe ich leider einiges...

    Als Zweithund würde ich deutlich eher zum Border tendieren. Die wenigen Welsh-Terrier, die ich bis jetzt näher kennenlernen durfte, waren allesamt im Sozialverhalten..wie soll ich's sagen: eher problematisch und ziemlich fix zu heftigen innerartlichen Aggressionen geneigt, auch gegen das andere Geschlecht.

    Gut erzogen sicher tolle Hunde, aber zum Vergesellschaften ist ein Border, glaube ich, wesentlich geeigneter. Da habe ich noch kaum einen getroffen, der anderen Hunden gegenüber so grundsätzlich unfreudlich war, durch die Bank sind die Struppis hier kontaktfreudig und freundlich - ohne daß sie dabei weniger selbstbewußt wären.

    Mein vorheriger Jack Russell war zwar der bei weitem intelligenteste Hund, den ich je hatte, aber auch der unerziehbarste. Für sie lief das umgekehrt: Sie war auf fröhliche und charmante Weise davon überzeugt, daß die Menschheit eigentlich nur existierte, um ihr gegenüber möglichst viel "will to please" zu beweisen. Was die Sache noch schwieriger machte: Sie machte sich absolut nichts aus Futter, war also total unbestechlich, und jede Art Härte (und die fing für sie schon bei einem etwas lauteren Ton an) vertrug sie überhaupt nicht.

    An dieser Kombination nach lauter gefälligen Großhunden bin ich zeitweise fast verzeifelt, aber über den will to please (meinen!) habe ich sie tatsächlich gekriegt: Ich hab ihr gezeigt, wie viel Spaß es macht, mit mir auf Jagd zu gehen. Also ihre Leidenschaft für Nager nicht etwa unterbunden (das wäre eh ebenso sinnlos wie blöde gewesen - ich wußte ja vorher, wer da kommt und wollte einen Hund für diesen Zweck!), sondern dazu genutzt, ihr zum Beispiel Start und Abbruchkommandos für dieses Vergnügen beizubringen. Und darüber wiederum, daß Hinhören und Mitmachen sich lohnen kann: Am Ende stand natürlich immer ihr Spaß, auch wenn's nicht meiner war. Daß man bei einem so schlauen, jede Schwäche sofort nutzenden Viech sehr, sehr konsequent sein muß, versteht sich von selbst - daß man über seine Niederlagen auch lachen kann, ebenso.

    Immerhin habe ich sie bald soweit zur Zusammenarbeit bewegen können, daß sie gut alltagstauglich wurde und mir auch gern mal die Freude machte, irgendwas für mein Lob zu tun, woran mir lag. Es war ja nicht so, daß sie das prinzipiell nicht wollte oder konnte - nur ihre eigenen Geschäfte gingen jederzeit vor.

    Das ist ein Hundetyp, den man einfach mögen, oft vorausdenkend absichern und sich an seiner selbständigen, "geschäftsmäßigen" Schlauheit freuen muß, auf Kunststücke und Mätzchen stehen die meist wenig. Prinzipiell ändern wird man den nicht, man muß wirklich lernen, Kompromisse zu schließen und die Vorlieben des Hundes für sich einzuspannen. Wenn Schara z.B. so wild aufs Mäusebuddeln ist, dann fährst du vielleicht besser damit, dich als Jagdpartnerin interessant zu machen, statt ihr komplett zu verbieten, was sie am meisten interessiert. Sie ist ja kein "unbeschriebener" Welpe mehr, sondern bringt eine Lebenserfahrung mit, gegen die "anzuerziehen" vielleicht nicht immer das beste Mittel ist, ihre Kooperation zu gewinnen.

    Interessanterweise wurde übrigens meine Hündin, als sie plötzlich erblindete, zu einem wahren Muster an Kooperation und Reaktion auf die minimalsten Zeichen - jetzt diente das menschliche Servicepersonal ja ihren ureigenen Interessen...