Beiträge von schnappi42

    Zitat

    Ich denke, da geht es weniger um realistische Situationen, als darum, zu zeigen welchen Kadavergehorsam man erreichen kann, wenn man auf diese Weise den Hund abrichtet.

    Für mich eine absolut gruselige Vorstellung, so einen Hund zu haben.

    Und das ist genau der Punkt, wo ich bei dem ganzen Ding auch am meisten ins Stocken gerate. Neutrale Reaktion auf Reize aller Art hört sich erst einmal nach einem super entspannten Hund an, weil der Hund dann nicht mehr losrennt und mit anderen Hunden den Boden wischt, weil der Hund nicht mehr für 30 Minuten im Wald verschwindet, wenn er mal nen Eichhörnchen-Pups riecht und weil der Hund nicht mehr meint, dass es lustig ist, kläffend hinter einem Radfahrer herzurennen. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings ein Hund, der einfach auf keinen Außenreiz mehr anspringt, weil es ihm systematisch madig gemacht wurde.

    Ich gebe Schlegel absolut recht, wenn er sagt, dass eine Beziehung vor allem durch Distanz wächst. Diese Distanz sehe ich aber in dem Trainingskonzept nicht bzw. es wird sehr einseitig mit ihr gearbeitet. Denn nur der Hundeführer stellt diese Distanz her oder hebt sie wieder auf. Und genau das entspricht nicht meinem Bild einer gesunden Beziehung. Ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass ein Hund seine Freiheit um jeden Preis ausleben muss und ich bin auch kein großer Freund demokratischer Systeme in der Hundeerziehung. Aber es gibt eben mehr als nur schwarz und weiß.

    Ich genieße die Nähe zu meinem Hund, aber manchmal brauche ich etwas Luft und genau das gleiche Recht hat in meinen Augen auch ein Hund, so lange er sich mit seinem Verhalten in einem gesellschaftlich vertretbaren Rahmen bewegt. So anstrengend ein aktiver Hund manchmal auch sein mag. Ich ziehe in jederzeit einem passiven Begleiter vor.

    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Diese Typisierung - a- und b-Typ - finde ich interessant. Das kenne ich so nicht. Hast Du da eine Quelle, kann man das irgendwo nachlesen oder magst noch was zu schreiben? :smile: Wäre toll!

    Ich kenne das aus einer Leseprobe von Blochs Affe trifft Wolf, weiß aber nicht genau, ob es dort näher ausgeführt wird.

    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    WER legt seinen Hund denn alleine dort ab, wo andere Hunde frei herum laufen !!??

    Selbst wenn ich es nicht gezielt mache, denke ich, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem ein fremder Hund zum Hund auf der Decke geht. Es wird nunmal auf große Distanzen und auch ohne Sichtkontakt zum Hundeführer gearbeitet. Also alles nur eine Frage der Zeit. Schlegel meinte dazu, dass ein Hund, der es gelernt hat wirklich liegen zu bleiben in dieser Situation auch keine Probleme bekommt und nicht belästigt wird. Ob das so ist oder nicht: keine Ahnung.

    Ich bin aber ebenfalls der Meinung (auch ohne Schlegel), dass ein Hund der sich im Platz befindet auch in dieser Situation liegen bleiben muss. Schließlich erwarte ich ja auch, dass er liegen bleibt, statt einem Reh hinterher zu rennen oder einen Jogger zu jagen, obwohl er das vielleicht gerade gerne machen würde. Allerdings würde ich auch alles daran setzen »Störfaktoren« von ihm fernzuhalten soweit es mir möglich ist.

    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Ich hab nochmal eine Frage zu diesem Inseltraining: Was wird denn vom Hund verlangt, wenn ich den in die Walachei leg und beispielsweise irgendein Fremdhund angerannt kommt? Also darf er dann reagieren?

    Nein. Liegenbleiben heißt Liegenbleiben ;)

    Zitat

    Ich müsste meinem Hund beispielsweise beibringen: Egal wieviel Angst du hast, du darfst nicht wegrennen, oder wie?

    Nicht ganz. Du musst ihm beibringen, dass er auf seiner Decke keine Angst hat, egal was passiert. Genau das meinte ich weiter vorne mit "reizneutral".

    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Ich bin nur iwie noch unschlüssig ob ich Nala mitnehmen soll oder nicht... Ich hatte immer die "Angst" das auch ungefragt mit meinem Hund gearbeitet wird, aber dem ist ja anscheinend nicht so, oder?

    Definitiv nein. Es wird immer gefragt, welcher Hund (oder besser gesagt Halter ;) ) ein Problem mit Aggression, Jagdverhalten, etc. hat. Es zwingt dich niemand, die Hand zu heben und es kommt auch niemand und nimmt dir einfach deinen Hund ab :D

    Viele Grüße
    Frank

    Bei uns waren es so ca. 30 bis 40 Leute. Nur am Anfang und Ende waren wir für kurze Zeit in einem Seminarraum. Der Rest war reine Praxis und fand draußen in lockerer Runde stand. Dort hatte jeder seinen Hund bei sich und gruppierte sich wie er wollte rund um Hans.

    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Ja, das ist mir schon klar. Und ich weiß auch, dass mein Hund mit aufgezwungenen Situationen ganz gut zurechtkommt, aber nach einer Weile ist sein Stress am Ende noch größer gewesen als vorher und das will ich auch nicht. Er ist eben doch irgendwo sensibel...

    Probier es aus. Nur weil der nette Onkel mit dem lustigen Akzent Hans Schlegel heißt, entbindet einen das ja nicht davon, mitzudenken und zu reflektieren ;)

    Viele Grüße
    Frank

    Zitat

    Frank, so sehe ich das auch, allerdings werde ich davon absehen, sofern es auf Brechstange hinausläuft, das hatten wir schon und es macht nichts besser.

    Klar ist es Brechstange. Denn man braucht das nicht schön zu reden: ich zwinge dem Hund nun mal etwas auf, was er nicht von sich aus tut. Aber ganz ehrlich, das passiert doch bei jedem Nein, jedem Rückruf, jedem Sitz und jedem Platz. Denn sonst bräuchte ich das Kommando ja nicht. Die Frage ist eben, wie ich es durchsetze. Und da macht schon die eigene Haltung - fernab jedes Belohnungsystems - einen gewaltigen Unterschied.

    Viele Grüße
    Frank

    Gerade den Aspekt sofort ins echte Leben zu gehen und einfach nicht großartig in reizarmer Umgebung zu trainieren, war einer der großen Punkte, die ich für mich aus dem Seminar ziehen konnte. Klar kann ich nicht erwarten, dass ein Hund, der schreiend in der Leine hängt noch viel mitbekommt. Aber die Wohnzimmer-Übungen als Gegenstück sind ein Extrem, das es in meinen Augen auch nicht braucht. Ein Training in höheren Reizlagen bringt automatisch auch mehr Konfliktpotential mit sich, aber ich finde das Ergebnis und die Geschwindigkeit mit der es funktioniert einfach überzeugend.

    Man trainiert Außenreize eben gleich mit. Und ein Hund, der ein Kommando in höherer Reizlage zuverlässig ausführen kann, wird es ohne Reize ganz sicher können.

    Viele Grüße
    Frank