Beiträge von schnappi42

    Ich glaube sofort, dass es Hunde gibt, denen man Aufgaben geben muss, damit sie im Alltag besser klar kommen und nicht irgendwelche unsinnigen Marrotten entwickeln. Genauso, wie es Hunde gibt, denen es gut tut, wenn man ihnen Aufgaben und Aktivitäten entzieht.

    Wie es aber nunmal im Leben so ist, wird sich wohl der Großteil der Hunde irgendwo im Mittelfeld zwischen diesen Extremen finden. Und da bezweifle ich einfach, dass es diesen permanenten Input und Beschäftigungszirkus seitens des Halters, wie er oftmals propagiert wird, wirklich braucht, um den Hund zufrieden zu machen. Ich denke nach wie vor, dass wir unsere Position überschätzen, wenn wir glauben, dass zufriedenstellende Aktivitäten nur durch den Halter initiiert werden können und Hunde nicht in der Lage sind sich auch anregende Beschäftigungen selbst zu beschaffen.

    Mir mag es vielleicht langweilig vorkommen, wenn mein Hund jeden Grashalm inspiziert und jeden zweiten anpinkelt. Ich glaube aber, dass diese Tätigkeit für sie wichtig ist, sonst würde sie dieser wohl nicht so akribisch nachgehen.

    Natürlich entstehen dabei auch mal Aktivitätswünsche, die ich gegenüber der Gesellschaft nicht vertreten und zulassen kann und genau an den Stellen muss ich für Ausgleich sorgen. Aber das hat für mich nichts mit dem permanenten Beschäftigungswahnsinn zu tun, dem man draußen eben immer wieder begegnet. Ich finde nichts verwerfliches daran, einfach nur in anregender Umgebung mit meinem Hund unterwegs zu sein. Genau so wenig wie ich es übrigens verwerflich finde, sich aus Spaß an der Freud mit seinem Hund zu beschäftigen ;) . Problematisch finde ich es erst dann, wenn durch ein immenses Aktivitätsangebot rund um den Hund der Eindruck entsteht, dass ein Hund nicht glücklich sein kann, wenn er kein Mantrailing macht, nicht in die Hundeschule kommt und er abends keine Suchspielchen macht, um ihn geistig auszulasten.

    Viele Grüße
    Frank

    Mal ganz laienhaft dargestellt: Östrogen (weibliches Sexualhormon) deckelt das Testosteron (männliches Sexualhormon). Kastriere ich nun eine Hündin, wird eben weniger Östrogen dem Testosteron entgegenstehen. Damit ist auch klar, wie sich die Hündin vermutlich entwickeln dürfte.

    Viele Grüße
    Frank

    Es geht ja gar nicht darum, dass der Hund nicht auch mal abspacken darf. Und ich sehe es genau so: um mit Stress umgehen zu können, muss man eben auch mal Stress erleben. Man kann den Hund nicht in Watte packen, den das Leben hält nunmal allerlei Reize bereit, mit denen der Hund klar kommen muss. Aber es gibt nunmal Hunde, die Unterstützung dabei benötigen, wie man mit Stress umgehen kann und denen man auch dabei helfen muss, zu lernen, wie man Stress vermeiden kann.

    Auf der anderen Seite muss ich aber auch zugeben, dass ich es nunmal insgesamt eher ruhig, diszipliniert und gesittet mag. Auch draußen. Wie gesagt: es spricht nichts dagegen, wenn Hundi draußen auch mal rumrennt und den Kasper spielt. Aber zwischen ein bisschen Rumspacken und sich des Lebens erfreuen und hirnlos hin und her zu ballern bis man vor Erschöpfung fast zusammenbricht liegen für mich Welten. Und ich bleibe dabei: das zweitere möchte ich nicht und stelle es auch ab. Und sei es nur, damit ich nicht nach ner halben Stunde Kopfschmerzen vom Zuschauen bekomme.

    Bei mir ist es nunmal so, dass ich gerne rausgehe und mich mein Hund auch gerne begleiten darf. Dann aber bitte so, dass ich auch etwas davon habe.

    Und ich bleibe auch dabei, dass es eine große Menge von Menschen gibt, die sich in meinen Augen zuviel Kopf um das Thema Auslastung machen und sich der Alltag nur noch darum dreht, wie man den kleinen Wonneproppen glücklich machen kann. Und das halte ich eben nicht für gesund. Weder für den Hund noch für den Menschen. Ich hoffe, es kommt nicht falsch rüber: ich meine damit, weniger die Hundesportler. Ich habe wenig Ahnung von der Materie, aber nach dem, was ich hier so lesen konnte, setzt sich damit keiner selbst unter Druck, sondern macht es eben aus Freude an der Sache.

    Aber wenn ich draußen so erlebe, was manche Hunde für ein Programm haben, wird mir schwummrig (und wieder: damit meine ich nicht gezieltes Training, sondern permanente Beschäftigungsorgien, damit Fluffi ja auch nicht vor Langeweile tot umfällt). Da wird dann der gesamte Spaziergang verhampelt und verkaspert, damit man auch ja interessant für den Hund ist und der Hund "ausgepowert" ist. Und das halte ich eben für ebensowenig erstrebenswert wie "Ruhe lernen um jeden Preis" oder den Hund überhaupt nicht zu fordern.

    Viele Grüße
    Frank

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    Nur wer den Hund in allen bereichen kennt, also im Sport, nach dem Sport, beim Gassi, beim spielen, im sozialen Umgang mit Mensch und Tier, im privaten Umfeld, in der Wohnung ......... kann sich ein wirkliches Bild davon machen, was dem Hund gut tut und was nicht.

    Das ist wirklich ein guter Punkt. Mag sein, dass ich da einfach durch den eigenen Hund zu voreingenommen bin und vorschnell ein Urteil fälle.

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    Unsere Hunde haben nur die Möglichkeiten sich zu beschäftigen, die wir ihnen geben - kein Fernsehen , kein Forum, keine Bücher, Spiele, etc.

    Jein. Für mich trifft es eher: sie haben die Möglichkeiten sich zu beschäftigen, die wir ihnen gewähren. Was spricht dagegen, dass ein Hund eigenständig einer Beschäftigung nach geht, die er sich selbst ausgesucht hat (so lange diese sich in einem akzeptablen Rahmen abspielt). Ich denke man bewertet seine Rolle da etwas über, wenn man meint, dass auslastende Aktivitäten nur gemeinsam mit dem Halter stattfinden können.

    Viele Grüße
    Frank

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    Okay, das kann man dann vielleicht nicht unbedingt als "Hundesport" in DEM Sinne bezeichnen, aber die Hunde haben ja trotzdem eine Aufgabe und werden gefordert. (zB Reitbegleithund)

    Klar werden die gefordert. Und ich stimme völlig zu, wenn jemand sagt, dass ein Hund, der nicht gefordert wird im besten Fall einfach nur verkümmert. Aber ich glaube eben auch, dass die Anforderungen an Hunde, die "einfach nur dabei sind" gerne mal unterschätzt werden. Packe ich da dann noch vormittags Rennen und Toben mit anderen Hunden drauf, mittags Gehorsamsübungen und ein bisschen "Waldagility" und abends Klickern und Tricks üben drauf, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sich daraus ein ausgeglichener Hund entwickeln soll.

    Und unabhängig davon, werde ich auch bei den "ausgelasteten" Hunden, an die ich da so denke, das Gefühl nicht los, dass ihnen die permanente Ansprache durch den privaten Animateur und das "der Tag dreht sich um mich" gelinde gesagt ein bisschen zu Kopf steigt.

    Viele Grüße
    Frank

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    Von welchen Rassen oder Mixen sprechen wir da?

    Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass zB ein Hütehund durchs "nix tun" ausgelastet ist. (Außer er kommt eventuell aus einer Showlinie, wo der letzte Arbeitslinieneinfluss schon Generationen zurück liegt)

    Es sind unterschiedliche Rassen und Mixe, bei denen mir das auffällt. Und es sind auch einige Hütehunde dabei (unter anderem auch ein Border Collie, der aus einem Wurf eines Schäfers stammt). Die Hunde, die ich meine werden nicht im Garten geparkt und täglich 2x um den Block geführt, sondern es sind Hunde, die aktiv am Alltag ihrer Besitzer teilnehmen und sie zum Reitstall oder zur Arbeit auf dem Feld begleiten und eben einfach dabei sind, ohne das großartig etwas mit ihnen gemacht wird.

    Ich muss mit meiner Aussage aber auch etwas zurückrudern. Hier dreht sich ja nun vieles um das Thema "Hundesport". In dem Bereich kann ich mir kein Urteil bilden, da ich einfach nur wenige Hunde kenne, mit denen ernsthaft und sehr gezielt ein bestimmter Sport betrieben wird. Meine Aussage bezieht sich eher auf das Thema "Auslastung" im Allgemeinen. Also eher auf den Familienhund, mit dem Tricks geübt werden, der ein paar Mal in der Woche gezielt mit anderen Hunden über die Wiese toben soll, mit dem bei den Spaziergängen Gehorsamsübungen gemacht werden und am Wochenende nochmal die Hundeschule oder der Hundeverein aufgesucht wird, wo dann unterschiedlichste Auslastungsformen ausprobiert werden.

    Ich frage mich schon ein bisschen, wo bei diesen Hunden der Freiraum für die eigene Entwicklung bleibt. Wenn ich dann als anderes Extrem den typischen Hofhund sehe, der den ganzen lieben langen Tag nach eigenem Ermessen ein und ausgeht und einfach sein Ding macht, werde ich schon ein bisschen skeptisch, was das Thema aktive Auslastung angeht. Denn diese Hunde fallen mir einfach immer wieder durch ihre absolute Gelassenheit auf.

    Ich hoffe es kommt nicht falsch rüber: mir geht es nicht darum, zu argumentieren, dass man Hunde nicht beschäftigen soll. Aber ich glaube, dass es genügend Hunde gibt, denen es nicht schaden würde, ein bisschen aus dem Mittelpunkt der Aktivitäten genommen zu werden.

    Viele Grüße
    Frank

    Wenn ich mir anschaue, was ich draußen für Hunden begegne, dann finde ich es schon sehr auffällig, dass gerade die Leute, die sich keinen Kopf um irgendwelche Auslastung machen (und es auch ansonsten mit der Hundehaltung nicht ganz so genau nehmen), fast immer sehr ausgeglichene Hunde bei sich haben. Im Gegenzug habe ich oft den Eindruck, je besser es der Halter mit dem Hund meint, desto anstrengender sind die Hunde.

    Ausgeglichenheit ist dabei für mich nun nicht der lethargische und müde gefütterte Wohlstandshund, sondern durchaus auch sehr aktive Hunde. Aber im Gegenzug zu den "ausgelasteten" Exemplaren an die ich so denke, fliegt denen eben nicht das Hirn raus, nur weil ein Laubblatt vorbei weht.

    Ich bin schon der Meinung, dass wir unseren Hunden mit dem Programm, dass wir ihnen teilweise bieten, nicht unbedingt einen Gefallen tun und ich glaube der Großteil der Hunde hätte genug damit zu tun, wenn er nur Alltagsbegleiter wäre.

    Viele Grüße
    Frank

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    Ich möchte das er einfach entspannt bleiben kann auch wenn andre ihn ansprechen, so ne Art "Ist mir egal wenn du mich anlaberst" Einstellung sofern sich sowas erreichen lässt.

    In meinen Augen ein ziemlich heroisches Ziel, weil es nicht mehr nur darum geht Verhaltensweisen zu ändern, sondern den Charakter und die Persönlichkeit zu beeinflussen. Ich denke schon, dass das machbar ist, aber das hat nicht mehr viel mit gezieltem Training nur einer Situation zu tun, sondern betrifft in meinen Augen den kompletten Alltag.

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    Leider treffe ich immer wieder auf Leute denen es egal ist wenn man ihnen klar und deutlich unter die Nase reibt das sie es unterlassen sollen meinem Hund auf den Keks zu gehen.

    Das bleibt für mich aber ein Schlüssel zum Erfolg. Wenn ich von meinem Hund verlange, dass er etwas duldet, das er unangenehm findet, bin ich auch in der Pflicht dafür zu sorgen, dass er es schaffen kann. Ich habe bisher eigentlich immer gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich kurz und bündig aber freundlich erkläre, dass ich nicht möchte, dass mein Hund jeder Person, die er trifft auf den Nerv geht und mich nicht auf Diskussionen einlasse. Das traf bisher immer auf Verständnis.

    Viele Grüße
    Frank