Beiträge von schnappi42

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    Das kann man alles so pauschal nicht sagen. Mein Hund ist ziemlich reizempfindlich und es ist wie beim Menschen auch so, dass viele Hunde, besonders hochtriebige, den Input über mehrere Kanäle einfach nicht aushalten können. Sprich draußen: 1000 Gerüche, 1000 Geräusche + betatscht werden = einfach zu viel.

    Das Argument hat mich doch ein bisschen ins Grübeln gebracht :D

    Aber was mir auffiel: Eigentlich ist genau dieses "hier sind 1000 wichtige Dinge. Ich habe gerade keine Zeit für dich" doch der Punkt, um den es geht. Diese totale Außenorientierung, die in meinen Augen Ursache für viele Probleme ist. Ich habe ja gar kein Problem damit, wenn sich ein Hund seiner Umwelt widmet. Aber auf Ansprache erwarte ich schon, dass er im Kopf wieder bei mir ist. Das ist für mich nämlich genau Orientierung am Halter. Orientierung bedeutet für mich auch aufnahme- und gesprächsbereit zu sein.

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich von einem Hund erwarten kann, dass er sich im Angesicht seines Erzfeinds oder eines hochgehenden Rehs im Kopf bei mir bleiben kann, wenn er sich nicht mal auf einem 0815-Spaziergang auf mich einlassen kann.

    Viele Grüße
    Frank

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    Das kann man alles so pauschal nicht sagen. Mein Hund ist ziemlich reizempfindlich und es ist wie beim Menschen auch so, dass viele Hunde, besonders hochtriebige, den Input über mehrere Kanäle einfach nicht aushalten können. Sprich draußen: 1000 Gerüche, 1000 Geräusche + betatscht werden = einfach zu viel.

    Stimmt. Das ist ein gutes Argument.

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    Das verbale Lob statt Leckerli leuchtet mir ja noch ein, aber anfassen lassen müssen so gaaaar nicht.

    Es geht nicht um anfassen lassen müssen. Letztlich kann das ja auch jeder handhaben, wie er möchte. Ich merke aber bei uns, dass das Streicheln eine sehr gute Möglichkeit ist, dem Hund zu vermitteln "Ich mag dich, auch wenn vor zwei Sekunden der Haussegen schief hing", ohne die Situation vollständig aufzulösen. Wie oft schon habe ich meinen Hund von etwas durch ein Abbruchkommando oder eine Strafe abgehalten und durch das darauf folgende Lob, die Situation aufgelöst, so dass ich mir das vorherige Verbot gleich hätte sparen können.

    Man darf sich da auch nichts vormachen: Die Veränderungen, die ich eingeleitet habe, verunsichern nunmal den Hund. Er rückt automatisch dichter ran. Und sei es nur, weil meine kleine Naturkatastrophe denkt "Scheiße. Jetzt ist er kaputt. Ich bleib mal besser dicht dran. Nicht dass er noch vergisst mich zu füttern". Das macht sie zumindest auch deutlich empfänglicher für körperliche Zuwendung. Es gibt ihr die Sicherheit, die es als Gegenpol zur Verunsicherung braucht.

    Es geht ja schließlich nicht darum, mir ein Häufchen Elend ranzuziehen, sondern mich einfach nur in die Position zu bringen, wirklich "Nein" sagen zu können ohne das gleich die Gegenfrage kommt "Und was machste, wenn ich es trotzdem tue?"

    Viele Grüße
    Frank

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    Ich schätze, dass die meisten Hundehalter - mich eingeschlossen - einfach keine Distanz haben wollen. Man möchte gegenseitiges Vertrauen und eine starke Beziehung. Der Ausdruck Distanz hat auch einen negativen Beigeschmack, finde ich.

    Distanz klingt vielleicht negativer als es gemeint ist. Aber letztlich halte ich es für wichtig, klar zum Ausdruck zu bringen "Ich mag dich zwar, aber du bist du und ich bin ich. Du bist zwar ein Teil meines Lebens, aber eben nicht der Dreh- und Angelpunkt".

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    Du hattest in dem anderen Thread geschrieben, dass du Nimueh nur noch streichelst, wenn sie ankommt. Widerspricht das nicht dem, was man sonst so lernt?

    Yep. Und es kommt noch besser. Sie darf mich sogar wieder "kontrollieren" und mir nach latschen, wenn ihr danach ist :D

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    Warum machst du das so?

    Es geht mir jetzt erstmal darum recht klare Fronten (mit klar meine ich auch klar im Sinne von transparent und einfach zu verstehen) zu schaffen. Das beinhaltet unter anderem: streng dich an, wenn du was willst. Bemühe dich. Ich bin nicht auf dich angewiesen. Du aber sehr wohl auf mich.

    Das meinte ich in deinem Thread mit: "nicht den Hund klein halten, sondern sich selbst groß machen".

    Viele Grüße
    Frank

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    - vertrauenswürdig
    - berechenbar
    - souverän
    - konsequent

    Das sind für mich aber noch keine Kriterien, die ausreichen, um als Autorität wahrgenommen und anerkannt zu werden. Es sind in meinen Augen zwar zwingende Voraussetzungen, aber eben keine ausreichenden (bzw. nur dann ausreichend, wenn das meinem Gegenüber bereits genügt).

    Ich finde ein extrem wichtiger Punkt, ist eine gewisse Distanz, die zwischen demjenigen besteht, der das Recht hat, maßgebliche Entscheidungen zu treffen und demjenigen, der diese dann hinnimmt und akzeptiert.

    Orientierung am Halter bedeutet doch im wahrsten Sinne des Wortes, dass man zum Halter aufschaut. Dass man Entscheidungen akzeptiert und respektiert, auch wenn einem diese manchmal nicht so gut gefallen oder man sie auch ausgesprochen blöd findet. Das heißt aber auch, dass ich als Halter willens und in der Lage sein muss, für mein gegenüber auch mal unangenehme Entscheidungen zu treffen und ggf. auch mal als ungeliebter Arsch dazustehen (und das auch aushalten zu können), weil ich mich über gewisse Wünsche und Befindlichkeiten hinweg setze und auf meinen Standpunkt beharre.

    Alleine an dieser Einstellung mangelt es meiner Meinung nach bereits vielen Hundehaltern.

    Viele Grüße
    Frank

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    Was ich mich mit Bezug aus den "Auslöse" Beitrag frage, was ist , wenn der Hund Streicheleinheiten eher doof findet? Wird er dann trotzdem so bestätigt/behandelt, weil ich ja auf Biegen und Brechen Persönlichkeit statt Leckerli bieten muss, der Hund aber das gar nicht als Belohnung empfindet?

    Wie das allgemein bei Canis (ich denke darauf spielst du an) gehandhabt wird, weiß ich nicht. Das mit dem Streicheln halte ich persönlich so und es ist auch eigentlich nicht wirklich neu bei uns (es wurde lediglich intensiviert). Ich verwende schon lange Zeit keine Kekse mehr, da uns die Futterbelohnung wirklich im Weg stand, obwohl sie bei meinem Hund durchaus hoch im Kurs steht. Bis zu einem gewissen Grad von Ablenkung (naja, ehrlich gesagt nur, wenn ein Regenwurm unseren Weg kreuzte) hat es gut funktioniert, alles was darüber hinaus ging: keine Chance.

    Aber mal etwas allgemeiner: Streicheleinheiten finden doch die meisten Hunde eigentlich nur draußen doof, während man drin permanent belästigt wird, sobald man aufhört zu streicheln (überspitzt ausgedrückt). Und das ist in meinen Augen schon etwas, was mich zumindest nachdenklich stimmt. Sagt es doch letztlich: Solange nichts los ist, bin ich gut genug als Kraulautomat. Aber bitte nicht nerven, wenn Hundi gerade, schwer beschäftigt ist, sich allem möglichen zu widmen, aber nicht mir. Noch krasser finde ich es, wenn ich darüber nachdenke, dass ja die Zuwendung erfolgt, nachdem ich in irgendeiner Form mit dem Hund im Dialog war. Dass er sich dann sofort abwendet und sich wieder nach außen orientiert, ist definitiv eine Aussage seitens des Hundes. Nun sind Hunde keine Menschen, aber ich kann mir nicht verkneifen, mir zu überlegen, was ich von dieser Situation halten würde, wenn das Gegenüber kein Hund wäre, sondern ein Mensch, den ich mag.

    Ich finde es also durchaus interessant, mal zu hinterfragen, warum es Hunde gibt, die man drin so lange streicheln kann, bis einem die Hand abfault, die sich aber draußen auf ehrliche Zuneigung so gar nicht einlassen können. Bei uns war es zum Beispiel so, dass die Wertigkeit von Zuneigung zunahm, als ich Kekse u.ä. weggelassen habe.

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    Aber nie zwangsgestreichelt, wäre auch kompletter Blödsinn.

    Bei mir gibt es auch das Zwangskuscheln :D Und ich finde das gar nicht so blödsinnig, wenn es zu Hund und Halter passt. Denn auch das Fallenlassen können, das man braucht, um Zuwendung genießen zu können, kann ein Hund meiner Meinung nach lernen. Und je nach Hund, Halter und Baustellen, finde ich es durchaus sinnvoll, dass der Halter auch mal dieses Bedürfnis anmeldet und seine Bedürfnisse auch mal über die des Hundes stellt.

    Viele Grüße
    Frank

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    Mannoooo :(

    Wir könnten ja nochmal ne Abstimmung machen, ob Tjani ihren Umzug verschieben soll. Und sie muss sich dann dem demokratischen Beschluss beugen :D

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    Kurz vor Bonn (aus Richtung Köln). Das wäre natürlich super, wer kann und will? :suess:

    Hmm. Bei mir ein ziemlicher Umweg.

    Viele Grüße
    Frank

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    Du kümmerst dich nicht mehr um den Hund und deshalb rennt er dem Hasen nicht mehr hinterher?

    :lol: Schön wärs.

    Aber mal so ein kleines Zwischenergebnis: gestern hat ein ruhiges "ähäh" gereicht, um meinen Hund davon abzuhalten, hinter Nachbars Katze herzurennen.

    Konkret habe ich verändert:
    - weniger Kommandos, weniger verbale Ansprache
    - weniger nach dem Hund schauen, weniger auf den Hund achten (auch wenn ich irgendwas korrigiere)
    - Ausschließlich ruhiges Streicheln als Bestätigung
    - Sonstiges Streicheln gibt es nur noch, wenn ich aufgefordert werde (da halt nicht immer, aber ich gehe nicht mehr aktiv zum Hund, um ihn zu streicheln)
    - Eigenen Kontrollwahn ablegen (wenn Hund meint, er muss eine Stunde lang mitten im Wohnzimmer stehen, kann er das nun gerne tun)
    - Alles, was gemacht wird in absoluter Ruhe und kommentarlos durchgeführt, egal was Hundchen veranstaltet
    - Nach Korrekturen gibt es keine Bestätigung mehr
    Es sind bestimmt noch mehr Dinge. Aber vieles davon läuft eben auch nicht bewusst ab, weil es keine Schauspielerei ist.

    Mir persönlich geht es vorwiegend darum, allem ein bisschen die Wichtigkeit zu nehmen. Diskutieren kann man nur, wenn man jemanden hat, der sich an der Diskussion beteiligt. Viele Dinge davon sind auch nicht ganz neu, werden nun aber einfach klarer gehandhabt. Das ist aber letztlich nur die Basis, in der es darum geht, dem Hund eine neue Wahrnehmung der eigenen Person zu ermöglichen.

    Zum Raum einnehmen, in den Kopf kommen, Orientierung herstellen oder wie auch immer man es nennen mag, einmal ganz unverblümt: die Orientierung an der Leine und im Freilauf wird über Strafe und Zuneigung hergestellt. Wegorientieren wird bestraft, Anschluss wird über Zuneigung belohnt. Im Freilauf weiß ich noch nicht genau, wie ich signalisieren will, dass ich jetzt Orientierung erwarte. An der Leine ist es so, dass ich zwischen kurzer Leine und langer Leine unterscheide. Das heißt an der langen Leine geht es weiter wie bisher. Beim Umhaken auf kurze Leine, wird der Hund gestreichelt, dann laufen wir langsam los. Verliert sich der Hund, gibt es einen Leinenruck und Richtungswechsel. Kontaktaufnahmen seitens des Hundes werden durch Zuneigung belohnt. Nach kurzer Zeit, wird dann wieder umgehakt, der Hund noch ein bisschen geknuddelt und wieder "entlassen".

    Ich hoffe, das war nun konkret genug :D Ich glaube mir fällt es so schwer, genauer zu beschreiben, weil es bei uns letztlich nur eine Weiterentwicklung und keine totale Kehrtwende ist.

    Viele Grüße
    Frank