ZitatKlingt plausibel. Und doch recht unkonkret. Wie sieht das im Alltag dann konkret aus? Wie bekommst du das hin, dass dein Hund am Ende nicht "doch" sagt? An welchen Beispielen würdest du sowas fest machen? Ich frage jetzt us ehrlichm Interesse.
Es ist ein bisschen schwer zu erklären, weil es nicht viel mit konkreten Handlungen sondern viel mehr mit Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und einer Einstellung zum Hund zu tun hat.
Das ganze ist bei mir aus einem Workshop bei Michael Grewe gewachsen, auf dem ich vor einer guten Woche war. Ich würde mich nicht unbedingt als konfliktscheu bezeichnen und dachte bis zu diesem Tag, dass ich eigentlich schon vieles "richtig" mache. War mit Sicherheit auch so, was die Fortschritte an allen möglichen Stellen belegten. Aber letztlich artete es doch immer in Diskussionsrunden mit meinem Hund aus, wenn es drauf ankam.
In dem Workshop wurde mir klar, wieviel Aktion mit wie wenig Wirkung ich eigentlich mache. Und das, obwohl ich mich eigentlich nicht zu den Hektikern zähle. Ich hatte ständig ein Auge auf dem Hund, um eingreifen zu können, wenn er Mist baut. Und wenn es dann darum geht etwas zu verhindern, was dem Hund wichtig ist (z.B. dem Hasen hinterher rennen), haben wir ein wunderschönes Tänzchen aufgeführt in dem ich zehnmal "Nein" sagte und mein Hund elfmal "Doch!" sagte.
Was sich bei uns nun konkret geändert hat, sind eigentlich Feinheiten, die man wahrscheinlich von Außen gar nicht wahrnimmt. Ich verhalte mich deutlich abgegrenzter. Was mein Hund tut, ist einfach nicht mehr so wichtig. Mein Fokus liegt nicht mehr so sehr auf dem Hund. Ich gehe nicht mehr mit meinem Hund spazieren, sondern mein Hund darf mich auf meinem Spaziergang begleiten. Ich agiere noch ruhiger als bisher und rede noch weniger (obwohl ich schon vorher keine große Babbeltasche war, aber ich habe eben immer versucht Situationen durch Kommandos in den Griff zu bekommen). Mein Hund muss sich nun wirklich um mich bemühen. Ich bin einfach nett zu ihr, wenn sie sich Mühe gibt, aber mehr eben auch nicht. Gibt sie sich keine Mühe, ist das für mich auch ok. Alles, was ich tue, geschieht eher beiläufig.
Auf der anderen Seite verlange ich aber immer mal wieder hundertprozentige Orientierung an mir (auch unter Ablenkung). Das habe ich erst mal an der kurzen Leine angefangen und beginne nun langsam damit, dies auch im Freilauf zu etablieren. Konkret heißt das, dass mein Hund in dieser Zeit genau zwei Dinge darf: atmen und laufen, ganz egal was um uns herum passiert. Schweift sie ab, nehme ich wieder Raum für mich ein.
Die oben genannten Punkte sind eigentlich nicht die großen Neuheiten und tauchen in dieser oder leicht abgewandelter Form eigentlich immer wieder im Rahmen von Hundeerziehung auf. Neu war es für mich auch nicht und ich dachte eigentlich, dass ich vieles davon schon anwende. Aber ich muss zugeben, dass es mir wohl doch nicht so klar war, wie ich bisher dachte.
Es ist nicht so, dass sich mein Hund nun um 180 Grad gedreht hat und nun der Vorzeigehund ist. Aber man merkt, dass etwas in Bewegung gekommen ist und sich an vielen kleinen Stellen (auch Dinge, die mich nie gestört haben) etwas tut.
Ich hoffe, es wurde nun ein bisschen konkreter. Auch wenn es mir schwer fällt das ganze Thema wirklich zu beschreiben, weil es auf der einen Seite so komplex und auf der anderen Seite so einfach ist und eben nicht an irgendwelche Techniken und Handlungsanweisungen gekoppelt ist.
Viele Grüße
Frank