Beiträge von schnappi42

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    Klingt plausibel. Und doch recht unkonkret. Wie sieht das im Alltag dann konkret aus? Wie bekommst du das hin, dass dein Hund am Ende nicht "doch" sagt? An welchen Beispielen würdest du sowas fest machen? Ich frage jetzt us ehrlichm Interesse.

    Es ist ein bisschen schwer zu erklären, weil es nicht viel mit konkreten Handlungen sondern viel mehr mit Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und einer Einstellung zum Hund zu tun hat.

    Das ganze ist bei mir aus einem Workshop bei Michael Grewe gewachsen, auf dem ich vor einer guten Woche war. Ich würde mich nicht unbedingt als konfliktscheu bezeichnen und dachte bis zu diesem Tag, dass ich eigentlich schon vieles "richtig" mache. War mit Sicherheit auch so, was die Fortschritte an allen möglichen Stellen belegten. Aber letztlich artete es doch immer in Diskussionsrunden mit meinem Hund aus, wenn es drauf ankam.

    In dem Workshop wurde mir klar, wieviel Aktion mit wie wenig Wirkung ich eigentlich mache. Und das, obwohl ich mich eigentlich nicht zu den Hektikern zähle. Ich hatte ständig ein Auge auf dem Hund, um eingreifen zu können, wenn er Mist baut. Und wenn es dann darum geht etwas zu verhindern, was dem Hund wichtig ist (z.B. dem Hasen hinterher rennen), haben wir ein wunderschönes Tänzchen aufgeführt in dem ich zehnmal "Nein" sagte und mein Hund elfmal "Doch!" sagte.

    Was sich bei uns nun konkret geändert hat, sind eigentlich Feinheiten, die man wahrscheinlich von Außen gar nicht wahrnimmt. Ich verhalte mich deutlich abgegrenzter. Was mein Hund tut, ist einfach nicht mehr so wichtig. Mein Fokus liegt nicht mehr so sehr auf dem Hund. Ich gehe nicht mehr mit meinem Hund spazieren, sondern mein Hund darf mich auf meinem Spaziergang begleiten. Ich agiere noch ruhiger als bisher und rede noch weniger (obwohl ich schon vorher keine große Babbeltasche war, aber ich habe eben immer versucht Situationen durch Kommandos in den Griff zu bekommen). Mein Hund muss sich nun wirklich um mich bemühen. Ich bin einfach nett zu ihr, wenn sie sich Mühe gibt, aber mehr eben auch nicht. Gibt sie sich keine Mühe, ist das für mich auch ok. Alles, was ich tue, geschieht eher beiläufig.

    Auf der anderen Seite verlange ich aber immer mal wieder hundertprozentige Orientierung an mir (auch unter Ablenkung). Das habe ich erst mal an der kurzen Leine angefangen und beginne nun langsam damit, dies auch im Freilauf zu etablieren. Konkret heißt das, dass mein Hund in dieser Zeit genau zwei Dinge darf: atmen und laufen, ganz egal was um uns herum passiert. Schweift sie ab, nehme ich wieder Raum für mich ein.

    Die oben genannten Punkte sind eigentlich nicht die großen Neuheiten und tauchen in dieser oder leicht abgewandelter Form eigentlich immer wieder im Rahmen von Hundeerziehung auf. Neu war es für mich auch nicht und ich dachte eigentlich, dass ich vieles davon schon anwende. Aber ich muss zugeben, dass es mir wohl doch nicht so klar war, wie ich bisher dachte.

    Es ist nicht so, dass sich mein Hund nun um 180 Grad gedreht hat und nun der Vorzeigehund ist. Aber man merkt, dass etwas in Bewegung gekommen ist und sich an vielen kleinen Stellen (auch Dinge, die mich nie gestört haben) etwas tut.

    Ich hoffe, es wurde nun ein bisschen konkreter. Auch wenn es mir schwer fällt das ganze Thema wirklich zu beschreiben, weil es auf der einen Seite so komplex und auf der anderen Seite so einfach ist und eben nicht an irgendwelche Techniken und Handlungsanweisungen gekoppelt ist.

    Viele Grüße
    Frank

    Das ganze Thema, das staffy ansprach, hat wenig mit dem klassischen "wer ist der Chef/Rudelführer/Boss/große Häuptling der Indianer" zu tun und es muss auch nicht um offensichtliches "auf der Nase rumtanzen" gehen.

    Bei extrem vielen Hunden ist es doch so: sie benehmen sich recht anständig, so lange es um nichts geht. Sobald ihnen aber etwas wirklich wichtig wird, verabschieden sie sich im Kopf vom Halter, hören nicht mehr zu, suchen Lücken im System und wenn der Halter nun "Nein" sagt, sagen sie ganz einfach "Doch".

    Was ich aber doch will, ist, dass ich meinem Hund in Situationen, die mir wichtig sind, einfach sagen kann "lass das" und sich der Hund ohne Diskussionen und langes Rumgeeiere einfach zurücknimmt und mir das Feld überlässt. Und dazu brauche ich eben die Positition, um Platz im Kopf meines Hund einnehmen zu können und weiterhin muss ich die Autorität bei meinem Hund genießen, die mich in die Lage versetzt, "Nein" sagen zu können, so dass es auch ernst genommen wird.

    Um das zu erreichen, muss ich mich aber neu positionieren. Der Hund muss mich in einer neuen Rolle wahrnehmen, die er mir abkauft und die mich eben in die Lage versetzt, die oben genannten Dinge zu erreichen. Das ist das Fundament für die weitere Arbeit.

    Viele Grüße
    Frank

    Ich stehe seit einer guten Woche - dank eines Workshops bei einem recht umstrittenen Hundetrainer - an einem ähnlichen Punkt wie Jana. Und ja: dass was Jana versucht, bringt was und ist in meinen Augen auch ein richtiger Weg, der nicht nur eine Sache in Ordnung bringt, sondern dabei hilft die gesamte Beziehung zum Hund neu zu strukturieren.

    Wichtig ist allerdings in meinen Augen, nicht nur dem Hund Entscheidungen zu nehmen und ihn damit "klein zu halten". Der Knackpunkt liegt viel eher darin, sich selbst "groß zu machen". Meiner Meinung nach, ist es also deutlich mehr, als nur ein paar Privilegien zu streichen. Es ist Arbeit an sich selbst (und die ist auch mit einigen unschönen Selbsterkenntnissen verbunden), um sich dem Hund in einer gestärkten Position zu präsentieren, die ich dann auch draußen einnehmen kann und die mir der Hund auch abkauft, weil sie eben echt ist.

    Mir fällt es schwer den Unterschied verbal zu beschreiben, weil es eben vornehmlich eine Frage der Einstellung ist und weniger eine Frage, welche Gängeleien kann ich mir für meinen Hund ausdenken, um ihm klar zu machen, dass ich hier die Entscheidungen treffe.

    Viele Grüße
    Frank

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    Bleibt also die Frage nach dem Termin... Habt ihr schon Vorschläge?

    Wenn ich es auf Grund der bisherigen Interessenbekundungen richtig sehe, ist Mitte/Ende Juli derzeit am besten. Mach du doch mal nen Vorschlag, wann es bei dir passt (bzw. gar nicht passt). So ein bisschen abhängig sind wir ja schon von deinem Terminkalender ;)

    Viele Grüße
    Frank

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    Hier über Strafe zu arbeiten wäre unfair weil Hund ja gar nicht anders reagieren kann. Es ist seine natürliche Veranlagung die durch kommt. Er kann das nicht beeinflussen.

    Natürlich kann ein Hund das beeinflussen. Jagen ist - wenn es ernsthaft durchgeführt wird - keine hirnlose Tätigkeit.
    Wieso soll also ein Hund da nicht anders reagieren können? Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass man einen Hund nicht mehr kontrollieren kann, sobald ihm etwas wichtig ist. Keine sonderlich gute Voraussetzung für ein reibungsloses Miteinander.

    Viele Grüße
    Frank

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    Aber wie ändere ich denn sein Verhalten,um einfach wieder normal die Wiese betreten zu können? Es muss ja auch irgendeinen Grund haben,das er so bockt.

    Du willst auf die Wiese und er kann es auch prinzipiell. Was würde es denn an deinem Verhalten ändern, wenn du den Grund kennst? Es gibt im Endeffekt zwei Möglichkeiten: erstens du gehst trotzdem auf die Wiese oder zweitens du gibst dem Wunsch deines Hundes nach und gehst nicht auf die Wiese. Falls du dich für ersteres entscheidest: Bleib bei dem was du tust, zögere nicht, bleib ruhig, geh nicht auf das Theater deines Hundes ein und geh einfach auf die Wiese. Es passiert doch nichts schlimmes dort.

    Viele Grüße
    Frank

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    Und natürlich tut er mir auch leid,und ich wüsste gerne,was er hat,und wie ich ihm helfen kann....

    Warum tut er dir leid? Es ist ja nicht so, als würdest du ihn zwingen durch glühende Kohlen zu laufen. Ich möchte ja fast wetten, dass er kein Problem damit hätte, über die gleiche Wiese zu donnern, wenn er mit Hundekumpels fangen spielt ;) Und ich bezweifle auch, dass er Mitleid mit dir hat, wenn er vor der Wiese alle Viere in den Boden stemmt und dich mit aller Kraft darin hindert, deinen Weg fortzusetzen.

    Viele Grüße
    Frank

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    Wenn teilweise gesagt wird (weiß nimmer genau wo ich das gelesen habe), dass diese Hunde sehr empfindlich wären wenns zu einem schrofferen/strengeren Umgang käme und man demnach eher auf einensolchen Umgang verzichtet werden sollte wäre für mich eigentlich auch der Schluss nahe gelegen, dass man hier besser mit einem rein "positiven" aber dennoch sehr konsequentem Umgang beraten ist... (bin aber sowieso immer für einen eher positiven Umgang also wäre ich da auch nicht "objektiv" ^^)
    Auf der anderen Seite kann ich mir aber auch gut vorstellen, dass ein Hund der schon in so jungem Alter doch ganz deutlich (und ggfs mit Zähnen) zeigt was ihm nicht passt schon die ein oder andere deutliche Grenze vertragen könnte... :???:

    Ich glaube, was es oftmals schwer macht, ist die stark ausgeprägte Körpersprache in Verbindung mit der Durchsetzungsfähigkeit dieser Hunde. Ich bin der Meinung, dass sie oftmals gar nicht so sensibel sind, wie es äußerlich erscheint. Klar sieht das erstmal fürchterlich aus, wenn der Hund sich duckt, die Ohren anlegt und einen Blick aufsetzt, als hätte man ihm gerade einen kollektiven Ritualmord vorgeschlagen. Aber ganz ehrlich: so weiß ich wenigstens, dass ich wahrgenommen wurde. Demutsgesten gehört nunmal genauso zum Ausdrucksverhalten wie aggressive Asudrucksformen. Und ich behaupte mal ganz dreist, dass es unter den Wolfhunden auch den ein oder anderen Schauspieler gibt, der ziemlich gut weiß, dass er mit dieser Masche relativ einfach aus der Nummer raus kommt und dann einfach weitermachen kann.

    Viele Grüße
    Frank