Zitat
Ich habe bisher noch keinen plausiblen Grund gelesen, weshalb ich nicht mit Futter arbeiten sollte oder warum das hinderlich sein sollte. Der Hund muss sich sein Futter komplett erarbeiten, ich glaube, das kommt dem natürlichen Instinkt recht nah, oder?
Ich habe ja schon mal erwähnt, dass uns die Futterbelohnung wirklich im Weg stand und ich mich dann auch recht früh davon verabschiedet habe.
Das Problem lag vornehmlich an mir. Ich fing an, mich mit dem Futter um ganz zentrale Dinge herum zu mogeln. Das war gar keine bewusste Entscheidung, sondern passierte ganz automatisch. Ganz überspitzt gesagt: mein Hund sagte "Leck mich" und ich sagte daraufhin nur "aber, aber ... ich hab doch Kekse"
Hinzu kam, dass sie - meiner Meinung nach sehr bewusst - zwischen Keksen und dem was sie eigentlich tun wollte abwägte. Waren die Kekse wichtiger als am Grashalm schnüffeln: Glück gehabt. War es wichtiger zu nem Hund zu rennen: Pech gehabt.
An dieser Stelle habe ich in meinen Augen zwei Möglichkeiten: entweder ich fange an nach konkurrierenden Belohnungen zu suchen, fange an mich "interessant zu machen" und begebe mich damit automatisch in eine Position, in der ich der Bittsteller bin (in meinen Augen eine blöde Position, um wichtige Dinge regeln zu können). Oder ich fange an meine Bedürfnisse zu äußern und meine Interessen durchzusetzen, weil ich es nunmal so will. Das soll nicht heißen, dass man nicht mehr belohnen darf, aber es heißt eben auch nicht, dass ich in jedem Mist, den der Hund verzapft unbedingt noch etwas belohnenswertes suchen muss. Schlage ich diesen Weg ein, werde ich auch sehr wahrscheinlich nicht um Strafe herumkommen. Das muss mir halt klar sein.
Nach dem Abschaffen der Kekse änderte sich nicht alles auf einmal zum Guten und das wars. Was aber passierte, ist, dass Konflikte auf einmal auf eine soziale Ebene kamen. Auch wenn die "Gespräche" nicht immer lustig waren, so waren es aber doch "Gespräche". Es war auf einmal ein Ding zwischen mir und meinem Hund, was vielleicht unbequemer als vorher war, aber mir die Arbeit auf der anderen Seite erleichtert hat.
Ich bin der Meinung, dass man sich mit Futterbelohnung oftmals eine Scheinwelt aufrecht erhält, die zu Sätzen führt, die mit "Eigentlich hört er gut, nur wenn ..." beginnen. Ich will nicht sagen: schafft die Kekse ab und alles wird gut. Aber ich behaupte: es gibt genügend Leute, die mit Futter belohnen und sich einfach gehörig in die Tasche lügen, wenn es darum geht einzuschätzen, welches Bild der Hund von ihnen hat und wie es um die Beziehung zwischen Hund und Halter bestellt ist.
Edit: Komme ich trotzdem durchs Leben und ich bin zufrieden damit, wie es läuft, ist alles gut. Dann muss ich ja nicht unbedingt was ändern, nur weil ein dahergelaufener Vogel sagt: Kekse sind uncool. Will ich aber was anders haben, werde ich wohl oder übel etwas ändern müssen. Und das nicht unbedingt hinsichtlich der Technik, sondern vor allem hinsichtlich meiner Einstellung und meinem Verhältnis zum Hund.
Viele Grüße
Frank