Zitat
Ja, alle sind immer schlauer und jeder weiß es besser... Das Problem ist dass uns jeder ständig was anderes sagt und der Meinung ist dass nur sie von Hunden Ahnung haben und alles andere was man bisher gehört hat Schwachsinn ist.
Willkommen in der Hundewelt 
Auch wenn es einem manchmal so vorkommt: Hundeerziehung ist keine Wissenschaft. Aber es ist in meinen Augen extrem wichtig, den Hund als das zu sehen, was er ist: ein Hund.
Einige der Tipps, die du von der Trainerin bekommen hast, deuten auf "alte Zöpfe" aus der Zeit hin, in denen unerzogene Hunde, einfach mal dominant waren. Das ist auch der Grund, weswegen hier der empörte Aufschrei kam. Ich sehe das relativ trocken: Die Einführung von Hausregeln, ganz gleich welchen Ursprung sie haben, können helfen, dringend benötigte Veränderungen herbeizuführen und im blödesten Fall bringen sie einfach mal gar nichts. Ein Hund, dem immer jeder Wunsch an den Augen abgelesen wurde, wird vermutlich erst mal ziemlich staunen, wenn die Familie auf einmal Bedürfnisse anmeldet und isst, während er noch nichts bekommen hat und er lernt auch gleich mal zwangsläufig mit dem daraus resultierenden Frust klar zu kommen. Ein Hund, der damit kein Problem hat, dem wird es nichts ausmachen. Von daher kann man meiner Meinung nach mit Hausregeln eigentlich nur gewinnen, so lange sie nicht in Gängelei ausarten.
Ganz gleich, welchen Weg man in der Hundeerziehung einschlägt. Man muss dahinter stehen können und man muss Fortschritte sehen. Einen allgemeingültigen Weg wirst du aber lange suchen können. Hol dir 10 Trainer ins Haus und du wirst mindestens 11 Meinungen bekommen und zusätzlich wirst du noch von jedem, der mal in einem Buch einen Hund gesehen hat, auch noch eine Meinung bekommen. Ob du willst oder nicht.
Reflektiere einfach, was dir deine Trainerin empfiehlt und hinterfrage es mit gesundem Menschenverstand. Sei unbequem, frag nach und durchlöcher sie mit allem, was dir unklar ist. Wenn du dich gut aufgehoben fühlst, wenn sie Fragen ausführlich beantworten kann, wenn ihr Fortschritte macht, der Hund einen zufriedenen Eindruck macht und vor allem, wenn deine Familie keine Angst mehr haben muss, eine falsche Bewegung im eigenen Haus zu machen, kann die Trainerin nicht so schlecht sein und du wirst automatisch hinter dem stehen können, was du tust.
Ich sage es ganz offen: ich habe auch so meine Probleme mit der Fahrradfahr-Empfehlung und der Kastration. Bei der Kastration wäre mir in der derzeitigen Situation der Unsicherheitsfaktor zu hoch. Ich würde nur ungern irreversibel mit einer OP in den Hormonhaushalt eingreifen wollen, ohne zu wissen, was sich daraus ergibt. Eine Erziehungsmethode kann ich umstellen, wenn ich merke da läuft was schief. Bei einer Kastration ist das nunmal nicht möglich. Ähnlich würde ich es mit der Einbeziehung der Kinder halten. Mir wäre das in der aktuellen Situation zu unsicher. Wenn ich merke, alles läuft gut und entwickelt sich in die richtige Richtung, kann ich diesen Schritt immer noch gehen.
So nun will ich mich aber mit Ratschlägen zurückhalten. Ihr habt jemanden an eurer Seite, der euch helfen will und hoffentlich auch kann. Daran würde ich mich orientieren. Allerdings nie ohne zu reflektieren und zu hinterfragen. Denn auch ein Hundetrainer ist nur ein Mensch, der mit seiner Einschätzung falsch liegen kann oder voreilig einen falschen Schluss zieht.
Ich wünsche euch und dem Hund alles Gute und hoffe, dass ihr euch auf einem guten Weg zu einem unbeschwerten Leben mit Hund befindet.
Viele Grüße
Frank