Mein einer Hund war auch so, als ich sie kennengelernt habe. Ich würde so ein schüchternes Exemplar für eine Familie mit Kindern auch nicht empfehlen. Meine ist jetzt 11 und kommt inzwischen ganz gut klar. Aber: Als sie 5 war, habe ich das so noch nicht gesagt.
Also: Man kann Vertrauen schaffen, aber es dauert unter Umständen sehr lange.
In einem munteren Haushalt geht es ja auch häufiger mal etwas lauter zu: Es fällt etwas runter, eine Tür knallt, jemand kommt um die Ecke gerannt: Nervöse Hunde nehmen das oft persönlich... Da hat man den Hund gerade so weit, dass er sich ein bisschen entspannt und dann fällt ein Stuhl um und alles ist wieder zum Teufel. Das kann sehr frustrierend sein - für Euch und für die Kinder.
Und dann kommt Besuch rein, liebe Freunde oder Verwandschaft, alle große Hundefans. Es ist sauschwer, dem Besuch zu vermitteln, dass der Hund in Ruhe gelassen werden soll, am Besten nicht mal angucken. Oder den Besuch zu coachen, WIE man sich einem Hund nähert. Es ist eine ziemlich vertrackte Situation, weil alle es irgendwie gut meinen und weil man die Leute ja auch mag und immer wieder denkt, so langsam könnte der Hund ja auch mal etwas lockerer werden. Und damit baut man genau den Druck auf, den man nicht brauchen kann, der Hund wird misstrauisch, wenn er gelockt wird, und das macht einem dann auch noch an allen möglichen anderen Stellen Schwierigkeiten.
Man macht außerdem Fehler, wenn es der erste Hund ist. Oder der erste Hund, der etwas anders tickt. Diese Fehler verzögern die Vertrauensbildung bei so einem Hund leider auch massiv. Es sind so Fehler, dass Du einen Angstauslöser nicht erkennst, weil Du ihn selber nicht wahrnehmen kannst. Und nur merkst, dass der Hund bockt. Oder zieht. Und wenn Du dann Dein übliches pädagogisches Programm durchziehst, ist das vielleicht gerade genau falsch.
Es klingt so romantisch, dass man einfach nur viel Ruhe und Geduld investieren muss und dann wird das schon. Das stimmt zwar irgendwie, aber romantisch ist es überhaupt nicht, sondern erstmal ziemlich belastend und frustrierend.