Noch jemand hier, für den die Beschreibung Deines Hundes vertraut klingt *meld*.
Ich habe meine hochnervöse Knalltüte im letzten halben Jahr ca. 10-20% ruhiger gekriegt, vermutlich mit einer Kombination aus zwei Dingen – hatte beides mehr oder weniger zeitgleich angefangen und glaube nicht, dass es nur an einer Sache davon liegt:
- Futterumstellung auf weniger Protein. Wurde hier auch schon genannt. Meine hat vorher doppelte Portionen proteinreiches Futter gefressen und kriegt jetzt stattdessen eine normale Portion proteinarmes Futter, dazu viel reines Fett und extra Kohlenhydrate (Reis, Kartoffeln), um auf die benötigte Energiemenge zu kommen.
- Training: Ich war wegen der miesen Leinenführigkeit bei einer Fichtlmeier-Trainerin, die fünf Einzelstunden lang erstmal gefühlt mein Geld verschwendet hat, um mich und meinen Hund auf Fichtlmeier-Methoden zu prägen: Leinensignal für Sitz, dann noch eine so genannte Ruheübung mit Fuß auf der Leine. Und: Hund wartet mit Leine umgehängt an einem "persönlichen Gegenstand" von mir - Übungen, bei denen ich erst dachte "was für ein Quatsch. Mein Hund, der sonst nichts kann, kennt immerhin das Hörzeichen für Sitz. Und den Gegenstand zum Bewachen kann ich auch weglassen, wenn ich meinem Hund zwei Quadratmeter zum Faxen machen, Gras fressen und Buddeln zugestehe." Aber es schien mir ein artgerechtes Trainingskonzept aus Körpersprache, Lob und Grenzen setzen zu sein, also habe ich den Zirkus mitgemacht.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Quatsch hat uns geholfen. In Stressituationen weiß sie inzwischen, dass sie mit einem Sitz schonmal einen Teil des Problems (den Zug auf der Leine) los ist. Sie guckt mich sogar gelegentlich an, wenn sie unsicher ist und reagiert nicht mehr auf jeden mittleren Reiz mit Durchstarten.
Und dieses seltsame "Bleib am Gegenstand" funktioniert erstaunlicherweise sogar in neuem Gelände einigermaßen. Laut meiner Trainerin übrigens eine gute Sache, um sich selbst erstmal aus der Situation rauszunehmen - auch, wenn man "nur" 5 Meter weiter steht und eine raucht (oder weniger ungesund: mit dem Handy spielt). Gibt offenbar dem Hund Gelegenheit, sich zu sammeln. Meine legt sich zwar ums Verrecken nicht innerhalb so einer Übung hin (muss sie auch nicht, wäre aber wünschenswert), aber sie wartet. Nicht beliebig lange, aber immerhin.
Wenn "irgendwas anders ist" oder wir das erste Mal irgendwo sind oder sie eine bestimmte Erwartungshaltung hat, bleiben wir nach wie vor alle drei Schritte mit Leinensignal stehen. Aber es wird besser. Schritt für Schritt. Außerdem kriegt sich inzwischen schneller wieder ein. Und das ist ja auch was wert.