Genau unser Thema, aber wir sind offenbar ein Einzelfall: Mein Hund hat es nach 3,5 Jahren ziemlich konsequenten Trainings noch nicht richtig drauf.
Inzwischen sind wir so weit, dass es auf bekannten Strecken und bei mittlerer Ablenkung halbwegs funktioniert. Dann bleibt sie halbwegs auf meiner Höhe, macht Slaloms mit, ohne, dass sich die Leine strafft und bleibt stehen, wenn ich stehen bleibe. Da muss ich nur alle paar hundert Meter mal korrigieren – wenn da was Leckeres auf der Straße liegt oder so.
Unter stärkerer Ablenkung ziehen wir nicht mehr ALLE Blicke auf uns ("Wie kann man mit so einem Hund nur in die Stadt gehen!") aber ich habe dann nunmal einen abgelenkten 25kg-Hund an der Leine, der nicht soo super auf mich achtet, aber der einigermaßen unauffällig mitläuft. Da strafft sich die Leine bei einem Richtungswechsel schon mal. Oder der Hund stolpert hinter mir her, weil sie sich ständig nach dem halben Brötchen oder nach dem anderen Hund umguckt...
Unter starker Ablenkung oder in neuem Gebiet ist es immer noch extrem mühsam. Wenn ich Zeit und Lust habe, trainieren wir das. Aber wenn ich ausnahmsweise keinen Nerv für Stop und Go, Slaloms und den ganzen Pipapo habe (z.B. im Urlaub oder bei Ausflügen mit anderen Leuten), läuft sie am Geschirr und zieht dann halt. Aber dann zieht sie inzwischen nur noch wie ein normaler Hund und dreht nicht mehr komplett durch.
Es ist nämlich ein Riesenfortschritt gegenüber anfangs, als dieser Hund ständig mit voller Wucht und mit Anlauf in die Leine gekracht ist. Die berühmte Millisekunde, in der die Leine locker war, war sie das nur deshalb, weil der Hund, der nach vorne nicht weiterkam, dann versucht hat, nach rechts, links oder nach hinten wegzurennen. Sie hat überhaupt nicht auf mich geachtet, hat zwar Leckerchen genommen, ist aber noch während des Schluckens wieder in die Leine gerannt. Richtungswechsel waren total sinnlos, weil der Hund in jede Richtung gesprungen ist und immer nur im Galopp in der Leine hing. Die war vollkommen schmerzbefreit dabei, deswegen war ich auch nie in Versuchung, drastische Methoden anzuwenden - es hätte nicht geholfen. Sie war mit der Welt vollkommen überfordert und reizüberflutet und war draußen ständig nur in Panik. Es war ein langer Weg, bis ich sie so weit hatte, dass sie draußen überhaupt für mich ansprechbar wurde. Wir trainieren das Leinelaufen immer noch jeden Tag, aber es wird ganz, ganz langsam immer besser!