Mir ist es auch ein Rätsel, wie man als hundeunerfahrener Mensch einen "guten Trainer" finden soll. Ich habe auch einen "Problemhund", der nicht nach Schema F funktioniert und habe daher auch ein paar Hundeschulen und Trainer durch.
Hundetrainerin Nr. eins erklärte mir, dass Leinenruck die einzig funktionierende Methode sei, mit der man Leinenführigkeit vermitteln könne. Wenn ich das nicht wollte, würde mein Hund mich eben ewig durch die Gegend ziehen. Und wenn ein Hund nicht Platz machen will, müsse er einmal ruckartig am Hals zu Boden gezogen und dort fixiert werden. Danach würde er nie wieder beim Platzkommando zögern. Sie würde diese Aktion mal eben kurz selber durchführen, das müsse man mit sicherem Griff machen, denn einige Hunde würden aggressiv darauf reagieren. Das war's dann für uns.
Trainerin Nr. 2, bei der ich ein ganzes Weilchen war, lockte die Hunde mit vorgehaltenen Leckerchen durch die Übungen und hielt die Halter an, möglichst durchgängig mit den Hunden motivierend zu sprechen. Harmlos, aber wenig zielführend.
Trainer Nr. 3, bei dem ich mal versehentlich ein angeblich gewaltloses Leinenführigkeitsseminar gemacht habe, führte (während des Seminars!) einen Hund am (verdeckten!) Stachler.
Trainerin Nr. 4 war bislang die Beste – obwohl es auch da durchaus Kritikpunkte gab, gab es da Hundeverstand, flexible Trainingsansätze und eine vernünftige Mischung aus Lob und Anschiss für den Hund.
Trainer Nr. 5, bei dem ich mal Mantrailing gemacht habe, therapiert in seinen anderen Kursen unter anderem Artgenossenaggression mit Schockhalsband, wie ich aus Gesprächen mit anderen Teilnehmern entnehmen konnte.
Eine weitere Trainerin, bei der ich nur mal zugeguckt hatte, sagte mir auf die Frage, warum sie den überforderten Haltern mit dem hyperaktivem Hund keine Tipps gegeben hätte, wie sie da mal ein bisschen Ruhe reinbringen können: Der Hund müsse erstmal kastriert werden, damit das Sinn machen würde. So würde er nur alle nerven.
Und trotzdem: Wenn ich mich mit anderen Kunden dieser Trainer unterhalten habe, waren alle hochzufrieden mit dem Rat der vermeintlichen Fachleute und dem Trainingsergebnis. Bei einem einfachen Hund kann man als Trainer offenbar nicht allzuviel falsch machen - die paar Sachen im Hunde-Einmaleins lernen die meisten irgendwie trotzdem und die meisten Halter fühlen sich scheinbar überall gut beraten, so lange es nur mit ausreichend Selbstbewusstsein vorgetragen wird.
Aber bei einem Hund, der anders tickt, sind die Feld-Wald-und Wiesentrainer ganz schnell mit ihrem Latein am Ende. Und wie heißt es so schön im Volksmund: "Wenn man nicht mehr weiter weiß, einfach zuschlagen."