Die Alternative für das (nicht vermittelte) Tier ist dann: entweder raus aus Tierheim oder weiter im Zwinger leben.
Sooo toll ist das Leben im Tierheim nun auch nicht und entspricht doch in der Regel auch nicht den Kriterien, nach denen potentielle Bewerber be-/verurteilt werden...
Wobei es sich manchmal wieder so liest, als würden gerade Senioren ohnehin nur die schwer vermittelbaren Hunde aufnehmen, die ansonsten über Jahre im Tierheim bleiben würden...
Ich kann jetzt nur von meinen Maßstäben sprechen, nach denen ich vermittelt habe. Es kam mir nicht auf die bloße Zahl an, wie alt ein Mensch war, sondern auf das (sichtbare) Komplettpaket. In welcher körperlicher Verfassung ist die Person (bzw. scheint sie augenscheinlich zu sein), wie ist das Lebensumfeld und vor allem, welcher Hund soll es sein.
Es gab so weit ich mich erinnere in all der Zeit nie den Fall, dass ich gesagt habe "in ihrem Alter bekommen Sie von mir überhaupt keinen Hund". Aber sehr wohl Fälle in denen ich gesagt habe, die Kombination passt nicht, vor 20 Jahren hätte das vielleicht funktioniert, aber jetzt ist es für mich ein absolutes no Go.
Dass daraus dann meist ein "Sie sind zu alt, Sie kriegen keinen Hund" in den Erzählungen wurde, ist mir bewusst.
Mein Lieblingsbeispiel war da immer ein älteres Ehepaar, dass sich damals nach einem Hund umgesehen hat. Beide mitte 70, sie mit künstlicher Hüfte er auch nicht mehr absolut fit auf den Beinen. Sie wollten unbedingt einen der drei DSH die wir zu der Zeit hatten. Mark (5), Rigo (3) und Jerry-Lee(3) waren tolle Rüden, groß, eindrucksvoll, unkastriert, einer sogar mit rotem Papier durch und durch tolle Hunde, aber alle drei Marke Arschgeige und Leinenrambo und schon der Weg von der Zwingeranlage bis zum Auto wäre ein massives Gesundheitsrisiko für die Eheleute gewesen. Da die Jungs zudem zum Raufen neigten und an der Leine nicht nur blufften, wäre es auch der Umwelt gegenüber unverantwortlich gewesen.
Angeboten wurden den Herrschaften in der Beratung dann insgesamt 8 (von 21 vorhandenen Hunden) Rüden mit denen sie vermutlich problemlos zusammenleben hätten können. Die Spanne reichte da in der Bandbreite von Dackel bis DSH Größe und Altersmäßig von drei bis 10 Jahren....
Wollte man nicht, aber anstelle auch zu sagen, dass einem die passenden Hunde schlicht nicht zugesagt haben, hat man dann rumerzählt (sogar mi Leserbrief in der Zeitung), das Tierheim würde nicht an Senioren vermitteln.
Im Übrigen haben sie sich dann eine DSH Hündin aus den Kleinanzeigen geholt, die nach 10 Monaten nach mehreren Vorfällen (Raufereien und ein Angriff auf einen Passanten) ebenfalls bei mir im Tierheimzwinger landete.