Der Punkt ist: Wenn man nicht auf Basis messbarer Kriterien höher abrechnet (z.B. durch ellenlange Diskussionen des Halters hat die Behandlung dreimal so lang gedauert wie im Schnitt), sondern auf Basis von Emotionen und subjektiver Einschätzung (der Halter ist unverschämt), läuft man Gefahr seinem unconscious bias, den unbewussten Vorurteilen, nachzugeben und unter dem Strich Gruppen, die einen triggern, zu diskriminieren. Übergewicht ist nur ein Beispiel. Diese Effekte, auch im medizinischen Bereich, sind messbar.
Es ist auch nicht schlimm, unbewusste Vorurteile zu haben, das haben wir alle, das gehört zu unserer psychologischen Grundausstattung. Es ist aber wichtig, sich klarzumachen, das jederzeit die Gefahr besteht, sich von diesem Vorurteilen leiten zu lassen. Und gerade in beruflichen Kontexten ist es m.E. wichtig, sich durch möglichst objektivierbare Prozesse gegen diese Mechanismen zu schützen.
Aber gerade im Hinblick auf das Thema Abrechnung, denn darum ging es ja ursprünglich:
So viel Zeit habe ich im Alltag doch gar nicht, mir jetzt bei jedem einzelnen Patienten zu überlegen "ob ich den jetzt nett oder kacke fand und deswegen jetzt 1,5 oder 1,75fachen Satz abrechne".
Das sind Standardleistungen im System, die tippe ich ein. Fertig. Da ist der Satz automatisch drin, den müsste man dann manuell ja jedes mal wieder ändern. Grad wenn ich unter zeitlichem Druck stehe, verschwende ich doch jetzt keine Gedanken daran und "ranke" den Besitzer irgendwie und mach dann daran die Berechung - das wäre ja wirklich sehr, sehr skurril.
Klar, wenn mir jemand so richtig das Leben schwer macht und etwas unfassbar lange dauert oder der Aufwand mit der Standardleistung einfach nicht "kompatibel" ist, dann habe ich kleine Schrauben, an denen ich dann drehen kann - aber das klingt ja gerade so, als würde man im normalen Ablauf jeden Besitzer irgendwie anders abrechnen und rein nach Sympathie entscheiden was Besitzer zahlen - und das geht echt an der Realität vorbei.