Beiträge von Biomais

    Das kenne ich gut. Mein Hund wird zu Beginn im Wald erstmal abgeleint und ins Fuß genommen, danach darf er zwar freilaufen, aber nur hinter mir und erst an einer übersichtlichen Stelle darf er laufen wie er will. Da lenk ich ihn notfalls mit Stock oder Dummy ab. Heimwärts gehts dann genau umgekehrt. Ich lasse ich also nur stückchenweise in die Freiheit. Wenn ich ihn am Rand des Waldes absitzen lasse und ableine startet die Rakete :D

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    Ist zwar auch OT, aber ich (ich gaaaanz persönlich) sehe da einen grooooßen Fehler: Du hast dem Hund beigebracht, daß Du auf ihn achtest, daß DU Dich für ihn zum Affen machst. Warum hast Du nicht dem Hund beigebracht, daß er sich um Dich kümmert, daß er selbständig auf Dich achtet??? (ich weiß, daß das bei so nem Hund nicht 100 % klappt). (Stichwort Bestätigen statt bestechen, Clicker...)


    Jein, ich hab so einen Mix praktiziert. Ist natürlich schwierig einen Lebensstil mit Hund in einem kleinen Beitrag zu packen. Ich belohne seit jeher Kontaktaufnahme seinerseits. Obs Augenkontakt ist oder körperliche Kontaktaufnahme, er bekommt jedes Mal ein Lob und oft auch ein bisschen Trockenfutter. Wir clickern im Moment im Freilauf auch gern.

    Ein typischer Spaziergang:

    Wir gehen frei Fuß (etwa 200 Meter) bis zum Wald, dann geb ich das Freisignal und gleichzeitig das Hinterkommando und dann muss er den ersten Kilometer erstmal hinter mir laufen. Das liegt an der Waldbeschaffenheit, da ist es nämlich sehr unübersichtlich. Alle paar Minuten kommt ein Click + Leckerlie, weil er das echt fein macht und gar nicht versucht vorzukommen, es entspricht ihm anscheinend sehr mir die Führung zu überlassen. Wenn wir dann auf dem richtigen Weg sind darf er laufen wie er will, sobald er sich zu weit entfernt oder unaufmerksam wird versteck ich mich oder wende. Wenn ich merke ihm wird langweilig werfe ich sein Dummy/Ball/Stock, was auch immer. Er kommt immer wieder selbst zu mir, geht oft freiwillig direkt neben mir im Freilauf. Alles was mit Nähe und Kontakt zu mir zu tun hat wird sofort positiv bestätigt, wobei es natürlich schwierig ist einem selbstständigen Hund wie einen Beagle komplett auf den Halter zu fixieren, aber es läuft im Moment sehr gut. Danach gehen wir wieder zurück, wieder ein Kilometer hinter mir herlaufen, danach frei Fuß bis zum Zaun seiner Freundin, die darf er kurz begrüßen, anleinen, im Fuß nach hause (Fuß wird auch geclickert).

    Jetzt hab ich den Faden verloren, weil mein Sohn auf mir rumklettert, irgendwas wollte ich noch schreiben. Achja, Situationen in denen er mal durchstartet gibt es natürlich, er ist zehn Monate alt, aber die kann ich an einer Hand abzählen. Seit Eintritt in die Pubertät haben andere Hunde an Bedeutung gewonnen und wenn ich mal zu spät reagiere dann kam es schon einmal vor, dass er hin lief obwohl ich das nicht will. Aber da sehe ich die "Schuld" bei mir und er kam dann auch wieder wenn ich rief, also alles paletti bisher.

    So genug offtopic von meiner Seite aus ;-)

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    Biomais: Darf ich mal fragen, auf welchem Trainingsstand Ihr seid und wie lange Ihr schon trainiert, wie alt der Hund ist, bzw. seit wann er bei Euch ist? Nur ganz kurz, ich würde gern wissen, wie umfangreich das Training dann tatsächlich mal so "in Zahlen" ist, damit es fruchtet. :smile: Lieben Dank!
    (Hoffentlich ist das ok, rather-ripped? Ich halte dann auch wieder die Klappe, es geht ja hier schließlich um Hütehunde.)

    Der Hund ist etwas über zehn Monate alt, wir haben ihn seit er neun Wochen alt ist. Wir haben den Abruf von Anfang an sehr intensiv geübt. D.h. erstmal intensive Bindungsarbeit a la Kontaktliegen, Kuscheln, Handfütterung, dann war mein Welpe schnell so weit fremde Reize zu ignorieren wenn ich mich für ihn zum Affen machte und dann wurde der Abruf auch schon ganz früh in Reizsituationen geübt. Ich war z.B. probehalber in einer Welpenstunde und meiner war der einzige der aus dem Spiel heraus abrufbar war. Bis sechs Monate lief er fast überall frei (Ausnahme Innenstadt und an stark befahrenen Straßen) weil er fast perfekt hörte. Mein Hund war ein Sommerwelpe, wir waren mehrere Stunden täglich draußen und die haben wir auch alle genutzt. Ein "der ist noch klein und muss nicht perfekt hören" gab es nicht, jeder Abruf wurde durchgesetzt, die ersten Monate natürlich ausschliesslich durch zum Deppen machen und positive Bestärkung. Seit er sechs Monate alt ist hat er manchmal Blumenkohl in den Ohren, was in unserem Fall heißt dass er z.B. noch markiert bevor er auf den Abruf reagiert, was zur Folge hatte dass ich nach solchen verzögerten Abrufen grundsätzlich einen Schleppleinentag einlege. Außerdem üben wir von Anfang an jeden Tag in zwei Übungssessions a 15 Minuten. Die Schleppleine ist mein guter Freund ;-) Außerdem wird mein Hund ausschliesslich aus der Hand gefüttert und das auch nur bei Gehorchen. Das heißt er ist schön schlank :D

    Im Vergleich zu meinem Pflegegoldie ist der Erziehungsaufwand schon mehr, aber bisher noch machbar. Ich bin gespannt wie er sich entwickelt und geh jetzt fix in den Wald solang mein Mann noch MIttagspause hat.

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    Biomais: Ich bin noch nicht so tief in die Thematik eingetaucht, dass ich Dir da jetzt fundiert :D widersprechen könnte bezüglich "angemessene Ersatzbefriedignung", es war nur einfach meine persönliche Einschätzung.
    Ich finde es wirklich klasse, wenn das bei Euch alles prima klappt, kenne aber leider auch ein paar "Mein Beagle bleibt an der Leine, sonst warte ich drei Stunden."-Leute und Du sagst ja selbst, es ist mit viel Aufwand verbunden. Was ist denn dann der große Vorteil am Beagle, der das aufwiegt? Ich weiß, sie sind sehr freundlich, meist verträglich und irgendwie auch kleine Clowns, ich möchte die auch jedes Mal knutschen, wenn ich ihnen zusehe, nur dann kommt das große ABER.
    Klar hat beinahe jeder Hund Jagdtrieb, aber beim einen ist das eben leichter und beim anderen WESENTLICH schwieriger in Griff zu kriegen.


    Ich glaube der große Fehler den viele Beaglehalter machen ist sich den Hund anzuschaffen, weil man überall schöne fette faule Beagle sieht und einen gemütlichen Hund zum gelegentlichen Gassigehen möchte (den genau den Eindruck machen diese fetten faulen Leinenbeagle). Dass selbst die Pfeffer im Arsch haben wird gern ausgeblendet. Und ein Beagle mit Normalfigur ist halt einfach was er ist - ein selbstständig jagender Meutehund und damit muss man zurecht kommen können.

    Mich hat am Beagle dieses extrem freundliche Verhalten angezogen. Dass sie zwar wachen, aber nicht schützen, dass sie mit niemandem Probleme haben und eigentlich sind sie auch leicht zu erziehen, sie sind eben nur nicht grundsätzlich zur Zusammenarbeit bereit. Ich denke zu Menschen die gerne bei jedem Wetter draussen in der Natur unterwegs sind passt ein Beagle gut. Zu Stubenhockern, die einmal täglich ne Runde um den Block gehen wollen nicht. Und man muss sich eben bewusst machen dass der Erziehungsaufwand beim Beagle höher ist als bei anderen Rassen, dafür die Erziehungserfolge schmäler ;-) Damit muss man umgehen können und vor allem muss man konsequent sein.

    Ein Beagle auf Spur ist immer unkontrollierbar. Man muss ihn wirklich aufmerksam beobachten und in den ersten Momenten abrufen (was mit gutem Grundgehorsam möglich ist), aber wenn ein Beagle erstmal auf Spur ist ist er wie auf Droge - nicht mehr ansprechbar. Wenn man damit umgehen kann ist alles paletti. Ich bereu meinen Hund jedenfalls nicht.

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    Biomais: Also, ich bin nun auch kein Rassenexperte, aber wenn ich mich jetzt für einen "Familienhund" entscheiden müsste, würde ich, wenn der Begleithund ausgeschlossen ist, z.B. über einen der europäischen Spitze oder einen Pinscher nachdenken, es spielen ja noch mehr Dinge als die Auslastung eine Rolle, z.B. ist Hundeerfahrung vorhanden etc.
    Wenn es keine Rasse sein muss, würde ich im Tierschutz nach einem Hund suchen, der meinen Wünschen entspricht.

    Ich finde nur einfach, dass gerade Jagdtrieb eine Sache ist, die nicht so einfach durch eine andere Beschäftigung zu ersetzen ist. Oder sehe ich das falsch?

    Nun, Jagdtrieb haben fast alle Hunde, von Spitzen weiß ich es nicht, Pinscher aber auf jeden Fall. Die Problematik beim Beagle (wir haben ja einen Beaglemix) ist eher, dass der Jagdtrieb schwer zu kontrollieren ist weil die Hunde sehr selbstständig sind. Aber ich bin der Meinung dass es nicht unmöglich ist und dass man einem Beagle durchaus Ersatzbefriedigung (Fährtenlegen, Mantrailing, Dummyarbeit) schaffen kann. Ist natürlich mehr Aufwand als einem Retriever den Ball zu werfen, aber durchaus machbar, wenn man das machen will.

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    Was ich aber wirklich nicht begreife, ist, warum man sich wissentlich einen absoluten Spezialisten, z.B. Hütehund ins Haus holt, ohne jemals in Erwägung zu ziehen, den Hund seiner Bestimmung nachkommen zu lassen.
    Genauso sehe ich es bei absoluten Jagd-, bzw. Meutehunden. Ich kenne Beagles, die trotz vieler Bemühungen niemals von der Leine können. Das AJT ist ja nun keine einfache Sache (wir werden auch damit beginnen müssen) und irgendwo nur eine Ersatzbefriedigung für den Hund (oder sehe ich das falsch?). Warum tut man sich und dem Tier so etwas wissentlich an? (!diese Frage ist in keinster Weise böse gemeint, ich frage mich nur, warum man sich absichtlich das Leben schwer macht!)

    Ich habe sehr lange überlegt welche Rasse und ich finde es sehr schwierig, weil so gut wie jede Rasse außer den Begleithunden einen bestimmten Verwendungszweck hat. Die diversen Begleithunde waren uns aber körperlich nicht fit genug.

    Welche Rasse würdest du denn als Familienhund empfehlen, der keine spezielle Aufgabe erfüllen soll? Ebenfalls nicht böse gemeint, ich finde es nur wirklich schwierig.

    Diverse Gebrauchshunde wie Schäferhund und Rottweiler habe ich für mich mit kleinen Kindern von vornerein ausgeschlossen. Hütehunde sowieso, blieben die Jagdhunde. Und beim Meutehund hat mich besonders die extreme Freundlichkeit begeistert, weil ich einen Hund möchte, der gegenüber Hund und Mensch nicht zum Problem wird. Der Jagdtrieb meiner Bracke ist heftig, aber ich denke dass man durchaus einen Weg finden kann damit umzugehen ohne den Hund nur noch an der Leine zu führen. Viele Leute sind ja nicht einmal in der Lage einen Labrador einen ordentlichen Abruf beizubringen, dann scheitert man beim Beagle u.ä. natürlich erst recht.

    Ich denke wenn man sich bewusst ist was man sich da ins Haus holt und bereit ist sich dem Hund entsprechend mit ihm zu beschäftigen kann man sich jede Rasse holen. Ich habe nur den Eindruck, dass sich viele Neuhundehalter von rein optischen Gesichtspunkten leiten lassen. Rein optisch wären Huskys oder Wolfhunde "mein Ding", aber diese Hunde passen nicht zu meinem Leben.

    Jetzt habe ich eine Bracke. Auch kein Hund den man jedem empfehlen kann und vielleicht ein bisschen blauäugig angeschafft (ich habe den Jagdtrieb tatsächlich unterschätzt), aber ich hänge mich jetzt echt rein, damit der Hund glücklich ist. Ein Leben an der Schleppleine wäre für mich keine Alternative, dann würde ich jeden Tag auf die Hundewiese fahren.

    Aussies und Border sehen einfach knuddelig aus. Wie kleine Stofftierchen. Ich denke die meisten Leute unterschätzen was da an Power dahinter steckt. Ich habe letztens gleich ZWEI Aussiewelpen getroffen, wahnsinnig süß, die mag man sich einfach nur einstecken. Aber ich finde dass man sich eben nicht nur von Oberflächlichkeiten leiten lassen sollte sondern immer prüfen muss ob man dem Hund in der aktuellen Lebenssituation gerecht werden kann. Zum Beispiel hatte ich die romantische Vorstellung mit Kindern und Hund durch den Wald zu ziehen. In der Realität nutze ich die zwei Stunden täglich die mein Mann zuhause ist um mit dem Hund allein in den Wald zu gehen, weil er das einfach braucht. Wenn wir mit Kindern unterwegs sind ist er an der Leine, weil er jede Unaufmerksamkeit sofort ausnutzt.

    Ich praktiziere das, aber nicht absolut starr. Wenn der Nachbarsopa strahlt weil er meinem Hund ein Leckerlie geben darf dann freu ich mich mit. Aber er muss nicht von jedem Hinz und Kunz begrabscht werden, wir sind doch kein Streichelzoo. Bei Kindern sag ich auch nie nein. Ich habe aber auch einen Hund der zur übermäßigen Freundlichkeit neigt. Hätte ich eine Rasse, die eher distanziert ist würde ich die Welpenzeit nutzen um möglichst viele positive Erfahrungen zu sammeln.