Beiträge von Biomais

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    Kurze Zwischenbemerkung:
    biomais: Bei Deiner Vorstellung im November war dein Beagle ein halbes Jahr alt. Das heißt, er ist jetzt gerade mal 10/11 Monate alt. Vielleicht sprechen wir das Thema so in ein zwei Monaten nochmal an?

    Diesen Spruch hör ich seit ich ihn habe. Wart mal ab bis er vier Monate alt ist, wart mal ab bis er fünf Monate alt ist, wart mal ab bis er bla bla bla. Ich denke ich kann meinen Hund schon einschätzen. Hardcorejäger erkennt man in der Regel früher. Mein Hund ist eher leichtführig und zeigt bisher nicht viel Trieb. Klar kann er mich noch überraschen, aber ich wette meine rechte Hand dass ich damit zurecht komme. Und dann wars natürlich nur Glück.

    Das Problem ist doch nicht dass sich Nichtjäger einen Jagdhund zulegen, denn wenn man wirklich will wird man ihm gerecht und muss halt je nach Veranlagung auch einen Jagdschein machen (dazu wäre ich z.B. durchaus bereit, fände ich ein interessantes Hobby). Das Problem ist eher, dass sich Menschen völlig unreflektiert eine Rasse zulegen, die überhaupt nicht in ihr Leben passt und die auch gar nicht bereit sind die Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen. Es gibt - wie überall im Leben - einfach zu viele Menschen die nur etwas bekommen, aber nichts geben wollen. Wenn man einen Jagdhund auslastet (je nach individueller Veranlagung) bekommt man auch viel zurück. Wenn man ihn fett mästet und verkümmern lässt wird er mit großer Wahrscheinlichkeit verhaltensgestört und dann bekommt man auch nichts zurück.

    Das Problem sind nicht die Nichtjäger, die einen Jagdhund wollen sondern volljährige Kindergartenkinder, die trotz Warnungen und Rassebeschreibungen mit dem Fuß aufstampfen und "ABER ICH WILL" brüllen.

    Meinem Hund geht es gut, davon bin ich überzeugt. Wenn sich sein Trieb weiterentwickelt entwickle ich mich mit. Dabei wird nicht alles glatt laufen, denn Entwicklung verläuft nie glatt. Aber wir werden immer wieder an einem Punkt ankommen, an dem wir beide glücklich sind, weil ich bereit bin uns dahin zu führen.

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    Biomais:

    Du kannst ja auch einfach ein relativ wenig triebiges Exemplar erwischt haben und dann kommen auch keine großen Herausforderungen auf Dich zu - wäre Dir ja zu wünschen :D

    Er ist ja ein Mix, wer weiß was da durchkommt. Ich kann mir eure Schilderungen manchmal gar nicht so richtig vorstellen. Also dass der Hund mal ausbüxt weil er jagen will schon, aber dass ein Hund richtig abdreht - ne. Hab ich noch nie erlebt :ops: Wir haben hier auch einen Beagle der seit zwei Jahren nur an der Schlepp ist. So ein typischer Hängebauchsofabeagle, da kann ich mir das einfach nicht vorstellen. Wie soll so ein Tier mehrere Stunden auf Jagd gehen? Also meiner hätte die Kondition, aber kein Interesse, wir suchen lieber Hundeopfer und spielen sie zu Tode.

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    Jetzt mal ganz ehrlich...ist das nicht einfach schade!!!
    Da wird eine Hunderasse gezüchtet um über Jahrhunderte nix anderes zu tun als im Rudel stundenlang frischen Fährten zu folgen und Wild zu hetzen...der Jagdtrieb war die Existenzberechtigung dieser Rasse und der einzige Verwendungszweck...
    Und heute...da wollen wir den Beagle (der wirklich hübsch ist und abgesehen vom Jagdtrieb nette, unproblematische Verhaltensweisen hat) als reinen Begleithund haben, den Jagdtrieb möglichst unterdrücken und das arme Vieh darf nichtmal ne Maus fangen oder Krähen aufscheuchen... :/

    Mein Hund darf das schon. Ich will seinen Jagdtrieb nicht unterdrücken sondern in geordnete Bahnen lenken. Er muss Spuren auf Kommando aufgeben, aber wenn ich Lust habe stolper ich ihm auch mal durchs Unterholz hinterher (dann ist er aber natürlich an der Schlepp, sonst wäre er zu fix für mich). Aufgespürt hat er aber bisher noch nichts, er hat da noch keinen großen Ehrgeiz (Ausnahme sind Hundespuren :D, da kommen wir immer ans Ziel oder wenigstens an die Haustür).

    Vielleicht unterschätze ich das immer noch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Hund sich diesbezüglich noch derart krass verändern sollte.

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    Top! :gut:

    Und viele Nichtjäger würden sich sicherlich wundern, wie schnell sie ihr gut erzogener, vermeintlich zufriedener Jagdhund einfach stehen lassen würde, wenn er mit jemand anderem jagen gehen dürfte und wie schnell da die Passion erwacht. :D

    Insofern du meinen Hund nicht fesselst und an den Hinterläufen wegschleifst bin ich mir ziemlich sicher dass er mich nicht stehen lässt. Immer diese Pauschalisierungen :roll:

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    Ich glaube, mich muss mal einer aufklären?
    Gibt es bei Jagdhunden "Linien", die speziell zur Jagd gezüchtet werden und nur an Jäger abgegeben werden? :???:

    Und dann noch welche die zwar auch Jagdhunde sind, aber auch an Nicht-jäger abgegeben werden?

    Ist denen dann der (starke) Jagdtrieb weggezüchtet worden? Bzw. versucht man das?


    Jein. Unter bestimmten Rassen (bis vor Kurzem Weimaraner, Jagdterrier) ist es üblich, dass die nur nach Bedarf für andere Jäger gezüchtet werden. Aber natürlich erkennt auch der Ottonormalzüchter dass solche Hunde gut ankommen und züchtet sie dann eben für den Hausgebrauch. Dabei geht der Jagdtrieb beim ein oder anderen Individuum ein wenig zurück, muss aber nicht sein. Es wird dann halt weniger nach Leistung, sondern mehr nach Optik gezüchtet.

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    Nein, ist es nicht! Es sind nicht alle so. Aber ich kenne einige und bin auch im Jagdforum und ich brauchte solche Methoden nie. ;)

    Ich kenne nicht viele Jäger aber der Mensch mit dem Deutsch Drahthaar, der mit Teletakt erzogen wurde ist ein Jäger. Und nebenbei ein durchaus sympathischer Mensch, der seinen Hund sicher gern hatte und auch im Haus hielt. Also kein böser Tierquäler, aber ich glaube schon, dass wenn man den Hund für einen bestimmten Zweck braucht eher zu Starkzwängen greift als wenn man ihn "zum Spaß" erzieht.

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    Das ist aber pauschales Schubladendenken, mehr nicht. :hust:

    Genauso ist es aber Schubladendenken zu behaupten dass Nichtjäger einen Jagdhund nicht auslasten können ;-)

    Zum Argument "für den Hund gibt es nichts Besseres als Jagd": Wir Menschen haben auch diverse Triebe, die wir nicht ausleben und kontrollieren müssen. Warum kann man das unseren Hunden nicht zumuten? Zumal die meisten Jagdhunde in Nichtjägerhand ja eher aus nicht jagdlich geführten Zuchten stammen. Mit den Eltern meiner Bracke wurde jedenfalls nicht gejagt und er zeigt bisher kein Verhalten, dass mir Schweißperlen auf die Stirn treiben würde. Jaaaaaaaaaa, ich weiß, kann alles noch kommen.

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    Diese ganzen alternativen Beschäftigungen sind gut und wichtig...aber ich bin der festen Überzeugung, dass man Jagd auf Wild nicht mal ansatzweise simulieren kann!
    Ich hab schon zwei 30-kg-Foxhounds schreiend und geifernd in der Leine hängen gehabt, weil sie zufällig über ne frische Spur gestolpert sind...einer von den beiden, zwölfjährig(!!!), hat 4,5 Sunden Rehe auf einer frischen Fährte gehetzt, einer meiner eigenen Hunde ist hinter einem Hasen ohne mit der Wimper zu zucken durch einen Stacheldrahtzaun gesprungen...der hat sich überschlagen...hatte mehrere tiefe Risswunden (erst hinterher entdeckt) und ist sofort weitergerannt...
    Wenn ich nur beobachte wie angespannt, wie 100% fokusiert meine Hunde sind wenn sie nur Wild wittern...mit welcher Vehemenz und mit welchem Tunnelblick auf Wild reagiert wird...dann kann ich mir nichts...aber auch GAR NICHTS vorstellen was diesen Trieb auch nur ansatzweise befriedigen könnte als eben jagen...

    Hallo,

    das klingt natürlich sehr krass. Mein Hund steht da einfach (noch) nicht so hoch im Trieb. Spuren sind okay, aber er sucht eher nach Hundespuren und ist dann auch total aufgedreht und kaum mehr ansprechbar, wenn ich ihm aber nachgebe (wenn er eine Spur hat kommt er an die Leine und dann kann ich ihr entweder folgen oder gehen) führt er mich grundsätzlich zu irgendeinem Hund. Also vielleicht sucht er sich da selbst eine Ersatzbefriedigung für seine Gabe. Soll mir nur recht sein. Wir waren aber auch von klein auf viel im Wildpark, er kennt Hasen, Wildschweine, Rehe. Vielleicht findet er es fad. Er jagt auch keine Katzen. Wir haben selber welche und fremde interessieren ihn null.

    Drück mir die Daumen, dass das so bleibt ;-)