Hallo,
ich antworte mal in meiner Eigenschaft als Tierphysiotherapeutin, da Hunde nach Kreuzband-OP einen recht großen Teil meiner Patienten ausmachen.
Der Erfolg einer Kreuzband-OP hängt von weit mehr Faktoren ab als "nur" der reinen OP-Technik. Die besten Erfolge haben natürlich Hunde, die vor dem Kreuzbandriß in einem guten körperlichen Zustand waren und nach Möglichkeit postoperativ krankengymnastische Übungen zur Stabilisierung der knie-umgebenden Muskulatur durchlaufen. Ist die Muskulatur schon VOR OP nicht in einem guten Zustand - z. B. aufgrund länger bestehender Lahmheit, die bei der manchmal schwierigen Diagnose von Kreuzband-Anrissen auftritt, wird es hinterher umso schwieriger, da an der frisch-operierten Stelle hohe Belastungen auftreten.
Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist: Es ist nicht eine bestimmte OP-Methode schlecht, sondern manchmal ist die Konstellation der Voraussetzungen die der Hund mitbringt plus OP-Methode eine schwierige. Das sollte im Aufklärungsgespräch vorher klar zum Ausdruck gebracht werden.
Die Erhaltung eines intakten Meniskus ist absolut gerechtfertigt - die Menisken im Knie (egal ob Mensch oder Hund) haben eine ganz wichtige Pufferfunktion im Kniegelenk und vergrößern auf "elegante" Art die ansonsten lächerlich kleine Gelenkfläche im Knie. Ist also präoperativ der Meniskus intakt, sollte er unbedingt drin bleiben!
Kommt dann leider die Komplikation hinzu, dass das operierte Gelenk - z. B. durch eine auf die Konstitution des Hundes unglücklich gewählte OP-Methode - nach der OP "schlackerig" ist, weil die dringend benötigte Muskulatur zum Stabilisieren fehlt, ist der "Weg" leider schon fast vorprogrammiert.... Durch die Instabilität werden die Menisken extrem belastet, reißen ein und als Folge zeigen sich athrotische Veränderungen im Kniegelenk. Das geht bei defekten Menisken relativ schnell, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, was für ein extrem belastetes Gelenk gerade das Knie-Gelenk ist:
Neben der normalen Beuge- und Streckfunktion finden noch Drehbewegungen statt, es dient der maximalen Schubübertragung in der Vorwärtsbewegung, es fängt unglückliche Sprünge mit unglaublichen Scherkräften ab...
Deshalb mein dringender Tipp für Euch:
Sucht nicht nur nach einer wirklich guten Klinik, sondern sorgt auch vorher und hinterher für optimale Bedingungen, indem Ihr einen Tierphysiotherapeuten aufsucht. Vorher, um erstens schon mal die Übungen einzustudieren, die hinterher ganz wichtig sind und um - das geht auch mit Hilfe passiver Bewegungsübungen und leichten isometrischen Übungen - die Muskulatur zu verbessern und hinterher, um möglichst schnell eine normale Beweglichkeit wieder herzustellen. Knie-OP´s sind mit die schmerzhaftesten OP´s und viele Hunde "schummeln" sich um die Belastung des operierten Beines drum rum... geht ja auch auf drei Beinen.... hund ist da leider recht pragmatisch...
Und dann kommt häufig der Klopfer: Kreuzbandriß im zweiten Hinterbein... Einfach durch die langdauernde Überlastung und zweitens durch die zugrunde liegende "Bänderschwäche", die manche Rassen einfach leider mitbringen...
Ich drück Euch ganz doll die Daumen, dass die dritte (?) OP endlich den endgültigen Erfolg bringt.
LG, Chris