Zitat
Wie Du mit Deiner dementen Hundeomi ums Haus geflitzt bist und die Dogge verständnislos aus dem Fenster schaute
... so denke ich an Jenni.
Hallo Ihr Lieben,
unsere Jenni-Oma ist schon mal vorausgelaufen.
Die beschriebene Szene da oben hat auch zu dem gestrigen Abend gepaßt.
Jenni, die schon auf eine ganz besondere Art auf diese Welt hier gekommen ist, indem sie einer nach der Stallarbeit gemütlich eine rauchenden Chris aus der Mutterhündin vor die Füße gepurzelt ist, hat sich auch auf eine bizarr-komische und gleichzeitig schöne Art hier verabschiedet.
Das Einschläfern war wirklich ein Einschläfern.
Wir waren ja vorangemeldet und recht gefaßt, weil es einfach die richtige Entscheidung war.
Jenni bekam ihren Venenkatheter - das war der einzige kurze Moment, wo sie ein wenig gejammert hat, weil sie mit solchen Dingen nichts mehr anfangen konnte. Dann bekam sie das überdosierte Barbiturat, legte ihren Kopf in Schlafposition, hat noch zweimal, so wie sonst beim Einschlafen auch, laut geschnarcht, vollgefuttert mit Hühnchen und dann war sie nicht mehr da.
Wir sind mit ihr heimgefahren, haben sie zu den anderen Hunden gelegt, damit die wissen, was los ist und haben mit den anderen Hunden noch eine ganze Weile um sie rum gesessen.
Danach kam die "Beerdigung". Unsere Ranch ist ja groß genug, dass unsere Kleintiere alle dort Platz haben. Das Grab hatten wir, weil ich mir wegen der langen harten Winter hier Gedanken gemacht hatte, schon im Spätherbst vor dem Bodenfrost ausgehoben. Man gut, denn hier liegt noch Schnee, auch wenn es mächtig taut.
Nur, es war schon stockdunkel draußen und bis zum Grab sind es einige hundert Meter über den Koppeltreibweg.
Der Liebste hatte einige große Säcke Blumenerde mitgebracht - weil der Aushub noch eingefroren war.
Dazu mussten wir Jenni, einen Eimer zum Abschöpfen, Stroh zum Auspolstern, Lampen und Schaufeln mitnehmen - schon eine kleine Expedition.
Selbst für unsere Geländewagen war die Strecke nicht befahrbar, noch Schnee, darunter schon schmierig angetaute Erde - also entschlossen wir uns, zu Fuß dort hin zu laufen. Der Liebste hat die Blumenerde-Säcke auf einen Schlitten gepackt, Schaufeln und anderen Kram draufgebunden und ich, ich hab Jenni, in eine Decke eingekuschelt auf den roten Bob gelegt und dann ging die Prozession nach hinten los.
Erst durch den Pferdeauslauf - dann durchs Tor auf den Koppelweg.
Begleitet von dem aufgeregten Schnauben der Pferde sind wir nach hinten gestapft, ich mit Jenni im Bob vorweg, der Liebste, mächtig mit dem großen Gewicht der Blumeneerde kämpfend, ächzend hinterher.
Jenni ist mir ein paar Mal mit ihrem Bob in die Hacken gesaust.
Und ich musste unterwegs einige Male deshalb leise lachen.
Jenni hatte es immer furchtbar eilig früher - und das hat einfach zu ihr gepaßt.
Und sie war immer ein fröhlicher Hund - deshalb hat es auch zu ihr gepaßt, auf dem Weg zu ihrem Grab leise lachen zu müssen.
Dann haben wir sie im Dunkeln begraben.
Ein wenig Licht kam durch den Mond und die Sterne dazu, die vom Schnee reflektiert wurden.
Ganz da hinten, so mitten drin in der Natur.
Das war skurril und gleichzeitig ergreifend schön.
Jenni liegt jetzt neben unserer Dogge Ares und Katze Pepe - an einer Stelle, an der man weit über das Fichtelgebirge sehen kann. Wo der Milan kreist und Feldhasen rumhoppeln. Da, wo im Sommer eine Bank steht, wenn wir mal unsere Ruhe von allem haben wollen.
Zurück sind wir Hand in Hand, ich den Bob, der Liebste den Schlitten hinter sich herziehend.
Der Weg zu der Entscheidung, sie einschläfern zu lassen, war schlimm.
Aber als die Entscheidung getroffen war, waren wir ruhig, fast friedlich, weil es sich einfach richtig angefühlt hat.
Nun sind wir zwar bedröppelt und traurig, aber bei einem so alten Hund, der tatsächlich ein langes, ein wirklich langes, immer glückliches Leben hatte, ist es einfach, ihn leichten Herzens vorauslaufen zu lassen.
Machs gut, Jenni.
Chris & Jürgen vom Wild-Bunch-Team