Hallo Skipper...,
da ich auch gerade sehr mit unserer Angsthündin zu tun habe, gebe ich Dir einfach mal ein paar Tipps weiter, die unser hinzugeholter Ausbilder (den wir in erster Linie zur Überprüfung unseres Verhaltens gerufen haben...)uns mit auf den Weg gegeben hat:
Prinzipiell ist der Gedanke richtig, einen ängstlichen Hund in diesem Moment nicht zu beachten, um ihn nicht in seiner Angst zu bestärken. Das "Nicht-Beachten" soll aber nicht so weit gehen, dass der Hund den Eindruck bekommst, dass Du die gemeinsame Umwelt nicht wahr nimmst...
Nur als Beispiel - andere Situationen sind vom Grundprinzip her ähnlich - der entgegenkommende Hund, vor dem Dein Hund Angst hat. Indem Du ihn (den fremden Hund) gar nicht beachtest, kommt sich Dein Hund vor wie der "Sehende unter den Blinden"... Du solltest Deinem Hund deutlich klar machen, dass Du den anderen Hund zwar wahr nimmst, die Situation aber erstens als unbedeutend einschätzt und zweitens jederzeit im Griff hast...
Unsere Hündin hat vor allem möglichen Angst - passiert es mal, dass irgendwas umfällt (bei fünf spielenden Hundis passiert das gelegentlich...) und sie erschreckt sich ganz furchtbar, sage ich in ober-fröhlichem Ton, mit kurzen, aber für den Hund deutlich wahrnehmbaren Blick auf den "bösen Besenstiel" sowas wie "Hoppla, na hier passieren ja Sachen" und mache dann ganz unbeschwert weiter....
Das hat nicht das geringste mit dem tröstenden, Angstverhalten bestätigem Geplapper zu tun, sondern signalisiert dem Hund nur, dass ich das, was passiert ist, wahrgenommen habe und es als unbedeutend einschätze...
Der zweite Punkt: Wenn mein Hund Körperkontakt zu mir sucht, weil ihr das Sicherheit gibt, dann gönne ich ihr das. Sie darf sich gegen mein Bein lehnen, sie darf auch hinter mir Schutz suchen. Manchmal lege ich ihr auch fest und großflächig meine Hand auf den Nacken oder den Rücken, kein Tätscheln, kein Kraulen, kein Streicheln, nur gleichmäßiger, fester, ruhiger Körperkontakt.
Diese beiden Hinweise haben uns schon so sehr weitergeholfen, dass es fast lächerlich ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass Du es in dem Versuch, alles richtig zu machen, mit dem Nicht-Beachten versehentlich übertrieben hast.
Signalisiere Deinem Hund deutlich, anfangs auch ruhig übertrieben deutlich, dass Du seine Wahrnehmungen mitbekommst und signalisiere durch ein "Ach, der geht ganz ruhig vorbei, komm weiter" oder ein "Hoppla" egal was, je nach Situation, dass das alles gar nicht so schlimm ist....
Wir hatten übrigens auch eine Phase, in der die Hündin vor mir ein wenig gefremdelt hat - ich war diejenige, die mit ihr gearbeitet hat und sie auch in kleinen Mini-Schritten ihren Ängsten ausgesetzt hat (bin ich ja noch) und mein Liebster war der "Gute" sozusagen.... zum Streicheln, Spielen, Schmusen und so gar nicht in die Ausbildung involviert....... Aber das hat sich mit zunehmenden Vertrauen recht schnell gegeben, sie musste halt erst die Erfahrung machen, dass ich sie zwar fordere, aber das wir das zusammen schon schaffen...
Steckt Eure Ziele gerade anfangs nicht zu hoch, sei gnädig mit Dir selbst, wenn Dir mal ein Fehler unterläuft und lasst Euch Zeit, um Vertrauen zu festigen...
Das wird schon!
LG, Chris