Hallo Phielina,
wir halten es bei unseren 5 Hunden, die nicht in einem natürlich gewachsenen Rudel leben, sondern in einer von uns Menschen recht willkürlich zusammengestellten Gruppe so, dass wir Menschen entscheiden, wer wann gestreichelt wird, mit wem sich beschäftigt wird, wer wann wofür ein Lekkerli bekommt, etc.
Bei uns ergab sich das einfach so, weil wir erstens eine uralte Hündin dazwischen haben, die fast nix mehr sieht und hört und auch immer wieder behinderte oder frisch operierte Hunde dabeihaben, die nun einfach mal mehr Aufmerksamkeit und Betreuung brauchen.
Wenn wir dann jeweils nach der Rangfolge arbeiten würden, würde sich der Aufwand vertausendfachen.
Unsere alte Hündin ist für die anderen Hunde tabu. Punkt. Sie dürfen mit ihr kuscheln, ihr die Ohren waschen und all sowas, aber sie dürfen sie nicht bedrängen, es ist verboten, sie von ihrem Senioren-Rotlicht-Liegeplatz zu vertreiben, es wird artig gewartet, bis sie mit dem Fressen fertig ist, etc.
Die alte Hündin ist ja erst allmählich alt geworden und so haben wir immer dann, wenn etwas neues zu beachten war, dies einfach mit ruhiger Konsequenz durchgesetzt. In einem natürlich gewachsenen Rudel würde sie wahrscheinlich schon nicht mehr leben. Unsere alte Dame soll aber behütet und umsorgt ihre letzten Tage und Wochen verbringen dürfen, ohne "verstoßen" zu werden oder von den anderen Hunden drangsaliert zu werden.
Auch mit behinderten, frisch-operierten Hunden halten wir es ähnlich. Wenn ich mit einem Physiotherapie mache oder OP-Wunden versorge, streichel und betüddel ich nicht erst die anderen 4 der "Rangfolge" nach, sondern ich kümmere mich um diesen Hund. Oder in Ausbildungssituationen - Hund 5 bekommt für tolle Ausführung ein Lekkerli - dann "fütter" ich nicht erst die anderen 4 ab....
Ich finde es manchmal erschütternd, wie Hundehalter ihre alten Hunde von jungen Spunden drangsalieren lassen und auf das Recht der Rangfolge pochend, mitansehen, wie der alte Hund von seinen Lieblingsplätzen vertrieben wird, wie er plötzlich - weil die vermeintliche Rangfolge es so vorschreibt - weniger gestreichelt wird, weniger Aufmerksamkeit bekommt als vorher.
Die wenigsten unserer Hunde leben trotz Mehrhunde-Haltung in einem wirklichen "Rudel", in dem hündische Regeln gelten müssten.
Unsere Hunde-Gruppe kommt mit klaren, konsequent eingeforderten Grenzen und Regeln sehr gut zurecht. Sie "wissen", was wir von ihnen erwarten und sie halten sich auch daran. Wir behandeln unsere Hunde im Grunde wie etwa 15-jährige Teenies - soviele Freiheiten wie möglich, aber soviele Grenzen wie nötig.
Das ist einfach mal ein anderer Denkansatz - der in "Einmal Meutechef und zurück" von Patricia McConnell sehr schön beschrieben ist.
Liebe Grüße,
Chris